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1996 - Wenn Tazolen meutern

Titel: 1996 - Wenn Tazolen meutern
Autoren: Unbekannt
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Scharmützeln. Seine Gedankengänge waren weniger nachvollziehbar denn je.
    Es interessierte ihn nicht, dass die Chearther von ihren Verbündeten eine unüberwindliche Waffe erhalten hatten und die Chancen auf einen Sieg mehr als verschwindend gering waren. Corr re Venth wunderte sich nicht, als Admiral Guranek ein persönliches Gespräch verlangte. Normalerweise wäre es Randorus' Aufgabe gewesen, ihn abzuschmettern. Doch die Lage verlangte nach Anpassung.
    Guranek war womöglich der letzte noch wirklich loyale Voranese der nicht- tazolischen Flottenangehörigen, auf den der Scoctore sich verlassen konnte. Wenn er sich nun weigerte, ihm zuzuhören, verlor er vielleicht sogar ihn - und damit fast die gesamte Flotte. Der Verband würde einfach auseinanderbrechen, sobald der Admiral keine Befehle mehr gab und keine Autorität mehr zeigte.
    Admiral Guranek erschien in seiner Prunkuniform und trat möglichst wuchtig auf, um Eindruck zu schinden. An und für sich waren die Tazolen viel kleiner und zerbrechlicher als die mächtigen Echsenwesen. Dennoch besaßen sie mehr Autorität. Immerhin hatten die Voranesen vor nicht allzu langer Zeit noch ein eigenständiges Sternenreich besessen. Doch mittlerweile galten sie als geborene Soldaten, sie strebten nicht nach eigener Macht.
    Solange man ihnen eine sinnvolle Aufgabe gab, waren sie zufrieden.
    Doch das war vorüber. Corr re Venth hätte es nie für möglich gehalten, dass es einmal soweit kommen würde. In der ganzen neueren tazolischen Geschichte war nie verzeichnet worden, dass die Voranesen sich widersetzten. Das war nur Dro ga Dremms Schuld - sogar diese Soldatenseelen hatte er überstrapaziert! Corr empfing den Admiral in seinem privaten Wohnraum. Randorus war ebenfalls anwesend, er stand gleich neben dem Terminal, um notfalls Alarm auszulösen. Man konnte nie wissen, was Guranek wirklich vorhatte.
    Der Voranese trat selbstbewusster auf, als seine bleichen Schuppen zeigten. Doch Corr re Venth ignorierte das. „Was ist der Anlass für diese ungewöhnliche Zusammenkunft?" fragte er unpersönlich. „Er ist ernst, und das weißt du, Ehrwürden", antwortete der Admiral kühn, „sonst hättest du mich gar nicht erst empfangen." Einen Moment lang wartete er die Reaktion des Scoctoren ab. Doch Corr schwieg. Dadurch wurde Guranek ermutigt, und deshalb fuhr er fort: „Ich weiß, dass ich mich in deine Hände begeben habe. Doch mein eigenes Leben bedeutet mir weniger als das meiner Leute. Deswegen bin ich hier und wage es zu sprechen."
    „Ihr meutert also alle?" nahm Corr ihm den Wind aus den Segeln. „Seid ihr euch endlich einig?"
    „Ich - ich möchte es nicht Meuterei nennen", beschwichtigte Admiral Guranek schnell. „Noch nicht. Aber wir möchten unsere Vorstellungen verdeutlichen. Denn so geht es nicht mehr weiter."
    „Und was sind eure Vorstellungen?"
    „Die unverzügliche Rückkehr nach Algion." Corr versank erneut in Schweigen. Admiral Guraneks Schuppenfarbe wechselte zwischen blau und rot. Er war offensichtlich sehr verunsichert, weil der Scoctore nicht reagierte. Weder zornig noch belustigt - er hüllte sich einfach in düsteres Grübeln, wie so oft. Nahm er ihn nun ernst oder nicht? War sein Leben jetzt verwirkt? „Eure Begründung?" wollte der Scoctore schließlich wissen. Das brachte den Voranesen etwas aus dem Konzept. Er hatte Vorwürfe erwartet, heftigen Zorn wie bei den Zytekern. Doch diese einfache, sachlich gestellte Frage? „Dro ga Dremm ist auf dem falschen Weg", fing der Admiral eine kleine Rede an. „Wir wollen nicht mehr länger in der Fremde kämpfen. Wenn die Gefangenen von Lynkor Recht haben, so ist Gaintanu wirklich nicht im Sonnentresor gefangen. Unser Auftrag hat sich also erledigt. Zudem ist es unserer Ansicht nach ein undurchführbares Vorhaben, die Chearther zur tazolischen Religion zu bekehren. Diese Wesen hier sind zu stur, neigen zu sehr zu einer altertümlichen Denkweise. Der Aufwand war bisher zu groß, wenn man das Ergebnis betrachtet."
    „Und, ist das alles?"
    „Nein, Ehrwürden. Mit dem Netz Neutralisator besitzen die Chearther .zudem eine Waffe, die uns in jeder Hinsicht überlegen ist. Sie leitet unsere Aggressionen gegen uns selbst und macht uns kampfunfähig. Dafür sind wir keine Soldaten geworden, Ehrwürden Corr, und nicht so weit gereist."
    „Gegen jede Waffe gibt es eine Gegenwaffe", erwiderte der Scoctore. „Ja, aber bis wann haben wir sie entwickelt? Und kann man so einen Glaubenskrieg gewinnen?" rief Guranek.
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