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1996 - Wenn Tazolen meutern

Titel: 1996 - Wenn Tazolen meutern
Autoren: Unbekannt
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Tek. „Damit hätten Wir endlich eine Erklärung."
    „Wer ist Sirku denn nun?" verlangte Tuyula Azyk schrill Auskunft. Der Haluter richtete seine drei Augen auf sie. „Sirku ist ein Bewusstseinssplitter der Superintelligenz Nisaaru mit Handlungsvollmacht."
    „Dann geht das also von einer Superintelligenz aus? Aber was hat Nisaaru mit all dem zu tun?" rief Kantor. „Hat Sirku wenigstens mitgeteilt, inwiefern die Sonnenwürmer für die Koalition nützlich sind?"
    „Nein, noch nicht. Er ist soeben verschwunden ..."
    „Keineswegs!" unterbrach Darla Markus mit hektischer Stimme. „Er ist hier auf der PYXIS." Der Bildausschnitt vergrößerte sich und zeigte das Labor, in dem tatsächlich das Mischwesen erschienen war.
    Die Chimäre schwankte einen Moment hin und her, als wäre sie unentschlossen. Immer noch befand sie sich im Wechselspiel ihrer Form: ein wie gemeißelt wirkendes, absolut menschliches Gesicht war in den starren, halbmondförmigen, klobigen Kopf eines Gharrers hineingepresst. Die Augen waren weit geöffnet, die Lippen bewegten sich, aber es war kein Laut zu hören. Vorn aus der Brust des Gharrers ragte ein Paar menschlicher Arme mit wild gestikulierenden Händen die plötzlich bittend ausgestreckt wurden.
    Die eher gharrischen Konturen des Zweieinhalb-Meter-Wesens verschwammen erneut, und ein stämmiges Säulenbein nahm menschliche Form an.
    Zum Glück schwebte das Mischwesen, sonst wäre es unweigerlich gestürzt. Die seitlich angesetzten muskulösen Tentakel wanden sich jetzt um die menschlichen Arme, und es folgte ein rasendes Wechselspiel menschlicher und gharrischer Konturen und Gliedmaßen. Darla Markus hielt das sich wild sträubende Bluesmädchen eisern fest.
    Trotz ihrer geringen Körpergröße und ihrer grazilen Jugend hätte die Blue einer normalen, sportlich nicht übermäßig .aktiven Terranerin kräftemäßig überlegen sein müssen. Aber in Darla schien eine ungeahnte Stärke zu schlummern - oder sie hatte doch mehr Interessen als nur ihren Beruf. „Es ist Vincent, ich kann ihn erkennen!" schrillte Tuyula. „Warte ab!" fauchte die Medikerin. Die Chimäre erstrahlte plötzlich in einem grellen, den ganzen Raum blendend ausfüllenden Licht - und spaltete sich auf. Der Vorgang vollzog sich so schnell, dass selbst kartanische und halutische Augen dem kaum folgen konnten. Auf der einen Seite bildete sich der Umriss eines zweieinhalb Meter großen Gharrers, die andere Hälfte nahm menschliche Gestalt an. Als das Leuchten erlosch, sank Vincent Garron fast bewusstlos zu Boden. Ein bereits wartender Medoroboter mit der ungewöhnlich persönlichen Aufschrift „August" brachte ihn sofort zu einer Liege und schloss ihn an ein Diagnosegerät an.
    Die Gharrer-Gestalt blieb unbeweglich stehen. Sie wirkte aber nicht aus Fleisch und Blut sondern wie aus einem biegsamen, flexiblen Kunststoff gegossen. Ein sofortiger Scan lieferte die Daten: Es handelte sich eindeutig um einen synthetischen Körper aus unbekanntem Material von grünlichbrauner Farbe. Es waren keine Anzeichen von biologischen Abläufen im Inneren zu bemerken. Definitiv atmete das Wesen nicht. „Vincent Garron hat keinerlei physische Schäden", meldete Darla Markus soeben. Sie hatte Tuyula endlich losgelassen, die sofort zur Liege rannte. „Er ist nur sehr erschöpft. Er kommt gerade wieder zu sich."
    „Es ist alles in Ordnung", flüsterte der Mutant schwach. „Mir fehlt nichts. Sirku hat mich freigegeben. Aber ich habe nach wie vor eine starke paranormale Bindung zu ihm, und ich sehe ihn immer noch in Farbe ... strahlender denn je. Er wird jetzt zu uns sprechen." Der synthetische Gharrer verharrte weiterhin reglos, auch seine Mundöffnung bewegte sich nicht. Dao-Lin spürte auf einmal ein Flüstern in ihrem Kopf. Sie merkte, wie sie geradezu gezwungen wurde, das künstliche Wesen anzuschauen. Es ging wohl nicht nur ihr so, denn um sie herum waren alle Gespräche verstummt.
    Die Kartanin erkannte in der Nähe des Sirku-Gharrers Darla Markus und sogar Tuyula Azyk, die ihn ebenfalls anstarrten.
    Es war kein böser Zwang, der sich über sie legte. Es war Sirkus Art, sich mitzuteilen - auf mentale Weise, die er noch dazu mit Bildern versah. Vor Dao-Lins Augen verschwamm die Umgebung, während das diffuse Flüstern in ihrem Kopf lauter wurde und sich allmählich zu sinnvollen Sätzen formte. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, ihren Körper zu verlassen. Sie spürte Sirku um und in sich, als wäre sie gleichsam ein Teil von ihm geworden.
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