Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1992 - Aufmarsch über Thorrim

Titel: 1992 - Aufmarsch über Thorrim
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Pseudopodien aus, die ihn aus seinem Sitz und zu einem Automaten trugen.
    Er zitterte dabei. Dann befahl er dem Automaten mit quäkender Stimme, ihm ein Glas Rere zu reichen. Ein Metallarm schob sich wie eine Zunge aus dem Kasten, und Worrher nahm das auf seinem Ende stehende Glas und trank. Sofort fühlte er sich besser. Er war alles andere als euphorisiert, aber die Wirkstoffe in der Mixtur eliminierten seine Panik und seine Erschütterung. Diese Wirkung würde nachlassen, das wusste er, und ewig konnte er sich nicht mit Rere stimulieren, wenn er geistig gesund bleiben wollte.
    Worrher, der Kommandant dieses Schiffes, der RAQZETT, stand nun fest auf seinen Pseudobeinen und aktivierte die Bordsprechanlage. Dann rief er die Namen derjenigen Besatzungsmitglieder, die er in der Zentrale sehen wollte. Nach und nach erschienen sie, mehr oder weniger unter Schockeinwirkung. Die meisten schwitzten stark, in der Zentrale breitete sich ein unangenehmer, scharfer Geruch aus. „Ich genehmige jedem von euch ein Glas Rere" ,sagte der Kommandant. „Nur eines! Damit ihr wieder ansprechbar werdet."
    Er wollte etwas hinzufügen, als das Funkgerät summte. Ein Licht blinkte auf und zeigte ebenfalls an, dass Worrher auf Empfang gehen sollte. Er warf einen vorläufig letzten Blick auf seine Untergebenen, wie sie sich schwankend auf den Automaten zubewegten. Einige krochen, weil es ihnen in ihrem jetzigen Zustand nicht möglich war, kräftige Pseudobeine auszubilden, die ihren schweren Körper trugen. Sie sahen aus wie schwabbelnde Gallertballons von gut einem Meter Höhe und der gleichen Breite. Ihre Stielaugen hingen schlaff herunter, ein weiteres Zeichen ihrer grenzenlosen Traurigkeit. Worrher schob sich ächzend in seinen Kommandositz und rief dem Bordcomputer zu: „Gespräch annehmen!"
    Sekunden später erloschen das Flackerlicht und der Summton, und das „Gesicht" des Oberbefehlshabers erschien im Holoschirm: eine halbkugelförmige Erhebung auf dem Kugelkörper mit den vier Stielaugen, einem Nasenschlitz und der Öffnung zur Nahrungsaufnahme, die einem Trichter glich. Darunter saßen die Sprechwerkzeuge. „Ich sehe", begann Greinach, „dass mich nun alle Kommandanten empfangen können." Er wirkte stark, kühl und diszipliniert aber er musste sich deshalb nicht unbedingt ebenfalls gestärkt haben. Greinach war hart im Nehmen. Noch nie hatte Worrher ihn schwach oder unkonzentriert gesehen, noch nie schwitzend -.,. und von ihm selbst tropfte es immer noch herunter.
    Er mochte den Oberbefehlshaber der Evakuierungsflotte nicht besonders. Greinach besaß für ihn keine Seele. „Wir haben sieben Schiffe verloren", fuhr Greinach fort. „Das ist tragisch, aber der Großteil von uns ist der Nova entkommen, zu der Por-Lata geworden ist. Auf jedem Schiff befinden sich außer der Mannschaft zweihundert Schläfer, die wir wiedererwecken werden, sobald wir eine neue Heimat gefunden haben. Sie werden ein neues Volk der Por bilden, auf einem neuen Planeten, vielleicht sogar in einer neuen Galaxis." Aber das war doch Unsinn und Greinach wusste das ganz genau! Der Linearantrieb der Por war nicht dazu in der Lage, eine andere Welteninsel zu erreichen. Er war gerade ausgereift genug, um die Evakuierungsflotte - vielleicht und mit Glück! - bis an den Rand der eigenen Galaxis zu bringen. Wahrscheinlicher war, dass er, bei der Belastung, schon vorher in vielen Schiffen den Geist aufgab.
    Glaubte Greinach tatsächlich an das, was er sagte, oder hielt er seine Untergebenen einfach für so dumm, ihm das abzukaufen? „Kommandanten!" appellierte er jetzt an die Schiffsführer. „Redet euren Mannschaften zu! Gebt ihnen eine Vision! Weckt ihren Lebenswillen, wo er zu erlöschen droht!
    Es gibt für uns keine größere Gefahr als die Aufgabe der Hoffnung. Habt ihr Fragen an mich?"
    „Ja!" rief Worrher. „Wie lange bleiben wir an diesem Sammelpunkt?"
    „Drei Tage. Das müsste den Technikern genügen, um den Zustand der Triebwerke und Konverter zu überprüfen. Danach legen wir tausend Lichtjahre zurück, um uns an einem neuen Sammelpunkt zu treffen, wo wir wiederum alle Systeme überprüfen werden."
    „Aber so kommen wir viel zu langsam voran!" protestierte Worrher. „Andere Evakuierungsflotten von anderen Planeten werden uns überholen, und ..."
    „Ich hoffe, dass wir anderen Flotten begegnen, Worrher", sagte der Oberbefehlshaber. „Wir könnten von ihnen lernen ..." Worrher begriff an diesem Tag noch nicht, welch teuflischer Hintersinn hinter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher