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1992 - Aufmarsch über Thorrim

Titel: 1992 - Aufmarsch über Thorrim
Autoren: Unbekannt
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allem auf die Erkenntnisse menschlicher Wissenschaft verlassen durfte. Hier wurde offenbar ein Spiel gespielt, das höhere Mächte unter sich austrugen.
    In dieser Silvesternacht wurde noch einmal gefeiert - vielleicht zum letzten Mal. Im gleichen Maße, wie der Alkohol den Menschen in die Köpfe stieg, stieg die Ausgelassenheit. Aber als die Feuerwerke und Lasershows verstummten und erloschen, blieben vor ihren Häusern zweihunderttausend Alashaner zurück und erlebten das Ende der Darbietungen so, als wäre damit auch ihre Hoffnung auf eine glückliche Zukunft erloschen.
    Die Angst griff wieder mit eisigen Krallen nach ihnen. Stendal Navajo, der erste gewählte Bürgermeister von Alashan, hatte sich am Silvesterabend noch an die Nation gewandt und den gemeinsamen Geist beschworen, dem Schicksal Paroli zu bieten und auf die Versprechungen Wechselbalgs zu hören, der nicht wollte, dass sich die Alashaner mit ihren beiden Korrago-Raumern in Sicherheit brachten. Er hatte an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, und sie hatten ihm geglaubt. Jetzt, nach dem großen Feuerwerk und der Euphorie, sanken viele von ihnen in die Hoffnungslosigkeit zurück.
    Stendal Navajo, Gia de Moleon, Benjameen von Jacinta, Tess Qumisha sowie einige Abteilungsleiter und Wissenschaftler saßen in einem der Besprechungsräume des 96. Stocks des in die Erde gebauten TLD-Towers beieinander. Vor der Ex-TLD-Chefin lagen einige Folien ausgebreitet. „Ich habe hier einige neue Hochrechnungen", begann die inzwischen 132jährige Graugekleidete. „Sie sind der Grund dafür, dass ich euch zu dieser Stunde hierher bestellt habe. Ich hätte heute auch lieber länger ausgeschlafen."
    „Du doch nicht, Gia", sagte der Bürgermeister mit feinem Lächeln. „Wir wissen doch alle, dass du die letzte bist, die mit dem gemeinen Volk feiern würde."
    Sie winkte barsch ab. „Bitte erspare uns deine tiefgreifenden Analysen, Stendal! Dazu sind wir nicht hier. Es geht um ..."
    „... die neuen Hochrechnungen", wurde sie von Benjameen unterbrochen. „Was besagen sie?" Gia blickte den jungen Arkoniden erstaunt an. Dann wanderte ihr Blick zu seiner gleichaltrigen Freundin, Tess. Hatte sie als Telepathin ihre Gedanken bereits gelesen?
    Ach was! dachte de Moleon. Ich bin mentalstabilisiert! „Nach den Informationen, die mir unsere Wissenschaftler brachten", sagte sie ernst, „scheint rings um das Thorrtimer-System die Welt unterzugehen. Es sind einige neue Novae hinzugekommen, und die Zahl der Bebenwarngebiete hat katastrophal zugenommen. Ursache sind offenbar veränderte energetische Vorgänge innerhalb des Kessels von DaGlausch - zumindest behauptet das unsere Großsyntronik. Dort scheint ein derart großer Überdruck zu entstehen, dass das resultierende Superbeben mit hoher Sicherheit ...", sie sah sich in der Runde um und machte eine Kunstpause, „... mit hoher Sicherheit schon innerhalb der nächsten vier Monate DaGlausch vernichten wird. Soweit unsere Syntronik." Das saß.
    Benjameen und Tess sahen sich betroffen an. Stendal Navajos Gesicht unter dem unvermeidlichen Zylinder glich einer aus Holz geschnitzten Maske.
    Die Wissenschaftler unterhielten sich leise untereinander. Gia de Moleon lehnte sich in ihrem Sitz zurück und wartete, wer als erster die Sprache wiederfand. „Die Hoffnung auf ein Jahr Galgenfrist müssen wir wohl begraben", würgte schließlich der Bürgermeister hervor. „Ja, Stendal. Den Wissenschaftlern liegt ausreichend Datenmaterial vor, um den Weltuntergang auf Ende April zu terminieren. Ist es nicht so?"
    Die Frage war an die versammelten Spezialisten gerichtet. Einer von ihnen nickte und sagte: „Es ist kein Zweifel möglich. Im Kessel tun sich Dinge, die sich schon immer unserer Phantasie entzogen haben; jetzt ist es aber noch unbekannter als. bisher. Etwas Unheimliches geschieht dort, und es hat direkte Auswirkungen auf ganz DaGlausch. Die Ergebnisse unserer Ortungen sind eindeutig."
    „Sie lügen nicht", ergänzte de Moleon, „und je eher wir das akzeptieren, um so besser für uns alle. Wir müssen radikal umdenken. In spätestens vier Monaten gibt es keine Galaxis DaGlausch mehr und kein Thorrtimer-System, keinen Planeten Alashan. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob die Schutzgarantie der bei den Superintelligenzen auch unter diesen Umständen gilt."
    „Ich könnte versuchen, telepathischen Kontakt mit Nisaaru aufzunehmen und sie danach zu fragen", erbot sich Tess Qumisha. „Schließlich empfing ich schon einmal einen
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