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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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stocken ließ. Der Gegner legte die Riemen ein. Schon bei dieser Beobachtung begriff Hemmerich, und gleich darauf war der Beweis da, daß er sich nicht geirrt hatte. Am Heck des anderen Bootes heulte der Außenbordmotor auf, den er vorher nicht hatte sehen können, weil der Ruderer ihn verdeckte.
    »Mein Gott!« rief er. »Diese Schweine! Rudern war ausgemacht! Sie sind zehnmal eher am Ziel als wir, und dann schießen sie!« Er durchschnitt Victors Fesseln, und dann legte er sich in die Riemen, aber was sein Boot an Fahrt machte, war lächerlich im Vergleich zur Geschwindigkeit des anderen.
    »Kannst du schwimmen? Tauchen?«
»Ja«, antwortete Victor. Doch Klaus brauchte seinen Bruder nur anzusehen, um zu erkennen, daß ein Sprung
    ins Wasser für ihn den Tod bedeutete. Niemals würde es Victor gelingen, durch geschicktes Tauchen den Kugeln der anderen zu entgehen. Und er dachte. Nun haben wir es schon so weit geschafft. Victor lebt nicht nur, er sitzt mir sogar gegenüber. »Diese Schweine!« wiederholte er.
    Er sah dem feindlichen Beiboot nach, hörte den mit hoher Tourenzahl laufenden Außenborder, - wähnte seinen Bruder und sich verloren, da kam Hilfe, und sie bewies, daß Naumann recht gehabt hatte, als er sagte, der von ihm entsandte Mann zähle für zwei.
    Maschke hatte den Motor des Dingis nicht gehört, weil die Maschine der NINA ihn übertönte, hatte aber das Fernglas ständig vor Augen gehabt und sofort begriffen, was sich da zwischen den beiden wartenden Yachten abspielte. Dazu bedurfte es nur eines Blicks auf die beiden Beiboote, auf das eine, das wie ein Rennboot davon stob, und auf das andere, das sich Meter für Meter durchs Wasser quälte. Und er reagierte. Die NINA machte einen Satz nach vorn, fuhr einen Bogen, und ehe auf der AURORA die beiden Ankömmlinge in Empfang genommen werden konnten, hatte er die Brüder Hemmerich abgeschirmt. Sie kletterten an Bord, wollten gerade das Beiboot hochfieren, da drohte neue Gefahr. Die AURORA hatte ihre beiden Männer übernommen und war gestartet. Sie drehte, und dann sah Maschke, während die Brüder noch mit dem Dingi beschäftigt waren, das gegnerische Schiff herankommen.
    »Laßt das Boot!« schrie er. »Sie kommen!« Da fielen auch schon die ersten Schüsse.
Klaus und Victor ließen die Leinen fahren, stürzten nach oben. Klaus übernahm das Ruder, und Maschke und Victor gaben mit den drei an Bord befindlichen Pistolen ein paar Schüsse ab, was den anderen, die MPs und Gewehre hatten, einfältig erscheinen mußte.
Und dann war die Jagd im Gange. Schon nach wenigen Augenblicken wußten die drei Männer auf der NINA, daß sie ihren Gegnern hoffnungslos unterlegen waren. Die AURORA holte auf. Sie war beängstigend schnell. Wenn ihre Maschine derart hochgezüchtet ist, dachte Klaus, dann ist womöglich auch ihr Rumpf verstärkt, so daß sie unsere NINA mit einer einzigen Rammung zertrümmert.
Er hielt auf Formentera zu. Wieder fiel ein Schuß, schlug ins Schanzkleid der NINA. Maschke schoß zurück, aber das war wie der Pfotenschlag einer Hauskatze gegen einen Panther. Victor lag hinten auf der Gräting; die Bordwand schützte ihn vor den Kugeln. Er sah zu Tode erschöpft aus.
Die AURORA war nun auf etwa vierzig Meter heran, und Klaus wußte, daß sie keine Chance mehr hatten außer der einen, die seit einigen Augenblicken in seinem Kopf herumgeisterte. Er hatte zwar noch Skrupel, aber beim nächsten Blick zurück sah er wieder auf seinen Bruder, und der Gedanke, daß nun doch, weil die anderen tückisch waren und sich nicht an die Regeln hielten, alles verloren sein sollte, machte ihn fähig, auf die Schäbigkeit seiner Gegner schäbig zu reagieren.
»Jupp! Hol mal schnell ein Bettlaken von einer der Kojen! Frag nicht, bitte tu’s!«
Maschke kam rasch mit dem weißen Tuch.
»Zieh es hoch! Frag nicht! Ich weiß, was ich tu. Nur so haben wir noch eine Chance.«
Maschke hoffte nur allzu bereitwillig, Klaus habe noch irgend etwas in seiner Trickkiste. Er knotete das Laken an der Leine fest, hißte die weiße Flagge.
Klaus drosselte den Motor, hörte den Jubel von der Brücke der AURORA. Auch dort gingen sie mit der Geschwindigkeit herunter. Der Abstand betrug nur noch etwa zwanzig Meter und verringerte sich weiter von Augenblick zu Augenblick.
»Nimm mal das Ruder!« rief Klaus. Maschke, dem nun doch Zweifel kamen, ob das Hissen der weißen Flagge richtig gewesen war, stellte sich nur widerstrebend ans Rad. Klaus sprang hinunter in die Kabine, wühlte seinen
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