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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zusammengesteckten Haar und dem schmalen, braungebrannten Gesicht ihrem Schwiegervater die Strategie aus der Hand nahm. Indes glaubten sie nicht, daß Julia Potter die Absichten Hentschels durchkreuzt hatte und ihm womöglich in den Rücken gefallen war, sondern nahmen an, daß die beiden sich im Grunde einig waren, vermutlich sogar ihr Vorgehen in größerem Kreise abgesprochen hatten und daß Guillermo Hentschel, sonst zu befehlen gewohnt, nur eben Maschkes provozierendes Auftreten nicht hatte hinnehmen wollen.
Klaus schob Gläser und Tassen beiseite und breitete seine Landkarte auf dem Tisch aus. Dann tippte Maschkes kurzer, klobiger Zeigefinger auf das Blau neben Formentera.
»Hier«, sagte er, »genau zwölf Meilen östlich vom Leuchtfeuer. Was für ein Boot haben Sie?«
Jetzt antwortete Hentschel, und es schien Klaus, als ginge er sehr zufrieden auf Maschkes Vorschlag ein, wenn er auch sein Fahrzeug nicht beschrieb und auch den Namen nicht nannte. »Wir werden«, sagte er, »die Signalflaggen JOHANNA/IDA setzen, also die blauweißgestreifte und die mit gelbem Feld und schwarzem Punkt. Daran werden Sie uns erkennen. Außerdem wird dort ja wohl nicht gerade eine ganze Armada herumschwimmen.«
»Einverstanden«, sagte Klaus, »und wir setzen, obwohl wir nicht im Hafen liegen, den ›Blauen Peter‹.«
»Warum«, fragte Hentschel, »wollen Sie den Austausch auf See?«
»Die See«, antwortete Maschke, »ist überschaubarer als das Land. Sobald die Gefangenen übergeben sind, haben wir unseren Trumpf ausgespielt. Sie zwar auch, aber an Land hätten Sie dann immer noch den Vorteil der besseren Ortskenntnis, auf See aber nicht. Außerdem könnten Sie uns nach einem Austausch an Land ihre gesamte Organisation auf den Hals hetzen, und das wollen wir vermeiden. Nach der Übergabe auf See liegt es bei uns, an welchem Punkt der Insel wir an Land gehen, und so viele Leute haben Sie ja wohl nicht, daß Sie damit die gesamte Küste von Ibiza bestücken können.«
»Sie sind zu mißtrauisch«, sagte Hentschel.
»Wir haben Grund dazu«, erwiderte Maschke.
»Wann also?« fragte Julia.
»Morgen früh um acht«, sagte Maschke. »Die Boote liegen sich im Abstand von zweihundert Metern gegenüber. Wir dippen den ›Blauen Peten, und gleich darauf wird von beiden Fahrzeugen das Dingi zu Wasser gelassen. Die Dingis treffen sich in der Mitte zwischen den beiden Yachten, die Gefangenen steigen um, und die Dingis fahren zurück. Sollten Sie nach dem Umsteigemanöver schießen, sei es von der Yacht, sei es von dem kleinen Boot aus, so tun wir das gleiche. Das Dingi darf jeweils nur von einem Mann und dem Gefangenen besetzt sein. Übrigens, wir liefern Ihnen nur Javier aus. Herles bringen wir in die Klinik. Sonst stirbt er. Er ist schwerverletzt. In welchem Zustand befindet sich Victor Hemmerich?«
»Es geht ihm gut«, antwortete Hentschel. »Natürlich ist er durch die lange Haft etwas verbittert, aber er hat nicht gehungert und befindet sich in relativ guter körperlicher Verfassung. Und darum bin ich dafür, daß im Dingi der Gefangene rudert und nicht der Wächter, sonst könnte es zu Komplikationen kommen. Ja, im Grunde könnten wir sogar auf die Wächter verzichten. Jeder setzt seinen Gefangenen ins Dingi, läßt ihn losrudern, und in der Mitte tauschen die beiden die Boote aus.«
»Nicht akzeptiert«, antwortete Maschke, »und zwar weder das eine noch das andere. Nach acht Wochen Haft ist Hemmerich kein vollwertiger Ruderer, im Gegensatz zu Javier, der grad erst einen halben Tag bei uns ist. Die Gefangenen werden gefesselt übergeben, und der Ruderer darf bewaffnet sein.«
»Warum bewaffnet? Das läßt auf einen Trick schließen.«
»Im Gegenteil. Dadurch wollen wir die Möglichkeit eines Tricks vermeiden oder wenigstens Geringhalten. Denn bei einer Vereinbarung, unbewaffnet zu kommen, wäre eine Kontrolle nicht durchzuführen. Darum lieber gleich mit Schießeisen. Aber wir können etwas anderes vereinbaren. Der Ruderer trägt nur eine Badehose, und er darf während der Übergabe die Riemen nicht loslassen. Sobald er das tut – vorausgesetzt, die Gefangenen sind noch nicht umgestiegen –, darf der andere annehmen, daß er nach einer Waffe greift, und das gleiche tun. Schärfen Sie das also, falls Sie nicht selbst rudern, Ihrem Mann unbedingt ein! Sonst kann es passieren, daß er sich aus Unwissenheit eine Kugel einfängt. Die Gefangenen sind nur an den Händen gefesselt, denn sie sollen ohne Hilfe das Boot wechseln. Die Dingis
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