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196 - Das Schwert des Druiden

196 - Das Schwert des Druiden

Titel: 196 - Das Schwert des Druiden
Autoren: A.F.Morland
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waren breit, und er wirkte sehr kräftig. Nur die Falten um seine Augen verrieten, daß er die Lebensmitte bereits weit überschritten hatte.
    Ich hatte ihn mir anders vorgestellt. Nicht so groß, nicht so kräftig, nicht so vital. Eher bleich, scheu, immerzu auf Abwehr eingestellt.
    Er musterte uns interessiert, nicht abweisend, und ich hatte nicht den Eindruck, daß er uns gleich empfehlen würde, wir sollten uns zum Teufel scheren.
    Daryl ließ mich reden. Ich nannte unsere Namen und erklärte Huntington sehr behutsam den Grund unseres Besuchs. Spätestens jetzt hätte sich Abweisung in seinem Blick zeigen müssen, doch der Ausdruck seiner Augen veränderte sich nicht. War er nicht so, wie ihn die Leute schilderten? Oder hatten wir heute nur einen ganz besonderen Tag erwischt?
    Den Tag der offenen Tür?
    Steward Huntington schaffte sogar ein Lächeln. »Das Druidenschwert möchten Sie sehen.« Huntington nickte. »Einverstanden. Normalerweise entspreche ich solchen Bitten nicht, denn ich möchte hier in Frieden leben, aber in Ihrem Fall möchte ich eine Ausnahme machen.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Huntington«, erwiderte ich.
    »Treten Sie ein.«
    »Wir wissen Ihr Entgegenkommen zu schätzen, Mr. Huntington«, sagte Daryl Crenna. »Offengestanden haben wir mit Schwierigkeiten gerechnet…«
    Es zuckte verächtlich um Huntingtons Mund. »Haben die Leute im Dorf mich mal wieder schlechtgemacht? Die lassen kein gutes Haar an mir.«
    »Woran liegt das?« fragte ich.
    »Vermutlich daran, weil ich nicht so bin wie sie. Mir ist meine Ruhe heilig. Ich sehe keinen Lebensinhalt darin, täglich ins Gasthaus zu gehen, zu trinken, zu spielen und über jene herzuziehen, die nicht anwesend sind.«
    Er ließ uns ein. Wir betraten eine große, düstere Halle. Ich hatte dem Schloßherrn noch nicht gesagt, daß wir das Geisterschwert kaufen wollten.
    Zunächst sollte er es uns nur zeigen. Danach wollte ich erst die Katze aus dem Sack lassen. Über den Preis würden wir später reden.
    Wenn es sich tatsächlich um ein Zauberschwert handelte, das Steward Huntington besaß, würde es auf meinen magischen Ring reagieren.
    Wir folgten dem Schloßbesitzer. Der Steinboden war rissig. Auch die Wände wiesen tiefe Risse auf, und es gab Säulen, die ihrer Aufgabe nicht mehr ganz zuverlässig gerecht wurden. Ich machte eine diesbezügliche, äußerst vorsichtige Andeutung, damit er sie nicht in die falsche Kehle bekam.
    »Das Schloß ist sehr alt«, sagte Huntington. »Und ich bin es auch. Ich kann mich auf keine finanziellen Abenteuer mehr einlassen. Renovieren hätte ich vor zwanzig Jahren müssen. Damals hielt ich es jedoch nicht für zwingend nötig - und heute…« Er hob die Schultern. »Der Verfall geht weiter. Ich kann ihn nicht mehr aufhalten, habe mich an ihn gewöhnt. Dark Stone Castle wird sterben, aber lange nach mir.«
    »Mit einer kräftigen Finanzspritze könnten Sie das Schloß wieder einigermaßen in Schuß bringen«, sagte Daryl.
    Steward Huntington lächelte matt. »Soll ich in meinem Alter eine Hypothek aufnehmen?«
    »Man kann auch anders zu Geld kommen«, versuchte Pakka-dee ihm vage einen Weg zu zeigen, doch der Schloßbesitzer zuckte nur gleichgültig die Achseln.
    Mein Blick blieb an einem Gemälde hängen. Es war das Porträt einer jungen, abstoßend häßlichen Frau. Der wurmstichige Rahmen paßte zu ihr.
    Sie schien die ganze Welt zu verachten - und ganz besonders den Betrachter. Voller Abscheu und Widerwillen sah sie mich an. Mir war, als würde mir jemand mit einem Eiszapfen boshaft langsam über den Rücken streichen.
    Die Frau hatte dünnes, schütteres Haar, eine hohe, weit nach vorn gewölbte Stirn, kleine, eng beisammenstehende, stechende Augen und einen bösen Blick. ›Großer Gott, wer ist denn das?‹ hätte ich beinahe gefragt.
    Steward Huntington gab mir die Antwort auf meine unausgesprochene Frage: »Meine Frau.«
    Ich schaute ihn perplex an. Dieses Monster? dachte ich. »Niemand hat uns gesagt, daß Sie verheiratet sind«, sagte ich, meinen Schrecken überspielend.
    »Das bin ich auch nicht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Ich bin Witwer. Meine Frau starb vor langer Zeit, aber ich bin ihr immer noch in Liebe verbunden und treu ergeben.«
    Jetzt kommt seine Macke durch! dachte ich.
    »Jennifer war eine wunderbare Frau«, behauptete Huntington.
    Das hätte er sagen können, wenn dieses scheußliche Bild hier nicht gehangen hätte.
    »Sie starb, bald nachdem das Porträt
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