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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Blut auflösenden Stoff.
    Was lacht da so blöd? Sind das Kukka’bus? Daa’tan versuchte die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Er hatte keine.
    Er war ein Wurm. Wie kommen die blöden Vögel in meine Farben? Mann! Wenn sie wenigstens aufhören würden zu lachen! Daa’tan verzog das Gesicht. Seine Hände schmerzten.
    Warum eigentlich? Hatte er überhaupt welche?
    Der Pilz pumpte den tödlichen Stoff, der in seinem Zentrum produziert wurde, durch haarfeine Pflanzenadern heran. Und mit jedem Meter veränderten sich die Bilder in Daa’tans Kopf mehr. Sie verloren alle Farbe, wurden düster. Bedrohlich. Die vormals bunten Farben zerflossen, fügten sich neu zusammen und kamen als Totenschädel auf ihn zu. In leeren Augenhöhlen wanden sich die Würmer. Einer trug einen Hut mit breiter Krempe. Er hatte nur einen halben Kopf und sagte: Hallo!
    Das Hämolysin erreichte die Grasbüschel am jenseitigen Straßenrand, lief unterirdisch auf Daa’tan zu.
    Bist du ein Schafscherer?, fragte der Wurm mit dem Hut.
    Seine Innereien hingen nach außen. Ich zahle gutes Geld, und die Unterkunft ist erstklassig! Es gibt sogar einen echten Saloon in der Stadt, mit Bier und hübschen Mädchen!
    Daa’tan war verwirrt. Vor das Bild, das er sah, schob sich ein zweites. Dunkelheit, Mondschein, ein zerfallener Zaun.
    Hier gibt es keine Stadt! Nur Ruinen!
    Aber keine Schlägereien in Hollow Creek, verstanden?, fuhr der Wurm fort, der plötzlich ein eng anliegendes blaues Hemd mit Lederbesatz trug. Er schien Daa’tan gar nicht wirklich zu bemerken, sprach durch ihn hindurch. Hör zu, ich stelle auch Kutscher ein! Du kannst dir einen Extrabonus verdienen, wenn du den Viehtransport zum Ayers Rock übernimmst. Lass dich aber nicht von den Aborigines übers Ohr hauen! Die wollen nur den Preis drücken, wenn sie dir erzählen, meine Schafe wären zu mager.
    Zwei Myzelien hingen fest verankert in Daa’tans Handflächen. Ihre Fadenzellen füllten sich mit Gift. Sie begannen zu pumpen.
    Ayers Rock? Daa’tan versuchte sich zu erinnern. Wo hatte er den Namen schon gehört? Es wollte ihm nicht einfallen, und dabei fühlte es sich so wichtig an! Er ärgerte sich, und die Kukka’bus lachten.
    »Verdammt! Haltet endlich den Schnabel!«, brüllte der Neunzehnjährige. Er fuhr hoch, wollte vor Wut auf den Boden schlagen. Etwas zerriss. Daa’tan hatte das Gefühl, ihm würden Eisenhaken aus den Händen gefetzt. Der Schmerz raubte ihm fast die Besinnung – und weckte ihn zugleich aus einer anderen Ohnmacht. Er schrie, ohne dass ein Laut seine Kehle verließ, und krümmte sich bis zur Erde, die wunden Hände an den Körper gepresst. Unmittelbar vor seinem Gesicht ragte ein zerrissenes Myzel auf. Ein Tropfen quoll aus der Spitze, rann herab und versickerte im Boden…
    ***
    Aus Aruulas Erinnerungen
    Die in ihrem Hirn tosende Pein war so schlimm, dass sie eine Rückkehr in die Ohnmacht wünschte.
    Aruula wusste nicht genau, was von hinten mit ihrem Kopf kollidiert war, aber wenn ihre Schmerzen ein Hinweis waren, musste es mindestens ein Backstein gewesen sein. Ihr Gehirn war ein Nadelkissen, in dem hundert mal hundert Nadeln steckten. Eine war spitzer als die andere, und alle empfanden ein perverses Vergnügen daran, sie zu quälen.
    Aruula lag in einem zugigen Universum auf dem Bauch.
    Ihre Nase drückte sich an eine Holzbohle, die bestimmt ein Streifenmuster auf ihrer Wange hinterließ. Ihre Arme waren lahm. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass sie auf ihnen lag.
    Das zugige, von endlosem Schmerz erfüllte Universum war aber auch laut: Ganz in ihrer Nähe tobten und kreischten Lebewesen, die, falls sie nicht irrsinnig waren, irgendetwas Ungesundes eingenommen hatten.
    Zuerst vermutete Aruula, dass die Unsichtbaren sich stritten, doch nach und nach wurde ihr klar, dass sie erheitert waren.
    Sie schütteten sich aus vor Lachen. Der Grund für ihr seltsames Verhalten konnte nur die Tatsache sein, dass sie die Eindringlinge überrumpelt hatten.
    Aruula, ächzte ein Gedanke auf sie ein. Lebst du noch?
    Durch ihren Kopfschmerz blitzte so etwas wie ein Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf: ein totenbleiches Antlitz, dessen Nase wie ein Piigrüssel aussah. Spitze Ohren. Auf dem eierköpfigen Schädel wuchs eine starr in die Luft ragende Bürste roter Haare. Die winzigen Äuglein des Wesens, das Hella von hinten umklammert hielt, hatte Aruula nur ganz kurz gesehen. Im nächsten Moment war etwas extrem Hartes auf ihren Kopf geknallt.
    Dann erinnerte sie
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