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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker
Autoren: Unbekannt
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für die medizinischen Belange zuständig", fuhr ich fort. „Wehwehchen jeglicher Art, XenoBiologie, Strahlenschäden, Pathologie - was so gerade gebraucht wird. Siehst du schlecht?"
    Garron zwinkerte. Er sprach langsam, fast schleppend, und wirkte ein wenig abwesend, als sei er mit seinen Gedanken mit einem ganz anderen Thema beschäftigt.
    „Wieso?"
    „Du hast die Augen zusammengekniffen, als wäre es dir hier zu hell", klärte ich ihn auf. „Oder als wärest du kurzsichtig. Kann das sein?"
    Er schüttelte langsam den Kopf. „Nicht daß ich wüßte", sagte er gedehnt. „Meine Augen sind meistens völlig nomal!"
    „Meistens?"
    Garrons Augen öffneten sich nun schnell zu einem scharfen, spähenden Blick, der mich traf.
    „Du fragst wie ein Detektiv", bemerkte er spöttisch.
    „Medizin ist ein ähnlicher Beruf", gab ich amüsiert zurück. „Man muß scharf beobachten und aus den Tatsachen seine Schlüsse ziehen, wenn man wissen will, was Sache ist."
    Garron nickte langsam.
    „Das kann man auch von der Astrophysik sagen", bemerkte er. „Ich bin Astrophysiker."
    „Interessant", sagte ich. „Geboren auf Olymp, im Jahr 1246 NGZ. Und damit zurück zu meiner Frage, es sei denn, meine Neugierde geht dir zu weit - und ich gebe zu, daß ich sehr neugierig bin. Was heißt das: meistens?"
    Garron machte fahrige Gesten. Es schien ihm unangenehm zu sein, darüber zu sprechen. In einem Zeitalter, in dem dank der Fortschritte in Medizin, Gentechnik und vielen anderen verwandten Wissenschaften die Gesundheit des Durchschnittsbürgers im Normalfall als geradezu perfekt bezeichnet werden konnte, schämten sich viele, wenn sie irgendeine Schwäche oder Fehlfunktion eingestehen mußten.
    „Manchmal", sagte er dann und blinzelte an mir vorbei, „scheinen meine Augen eine kleine Pause einzulegen. Sehr selten, um genau zu sein. Es ist nichts Besonderes."
    Ich blieb hartnäckig. Laien begreifen sehr oft nicht, daß selbst winzige Kleinigkeiten außerordentlich bedeutsam sein können.
    „Schon mal auf Pernolds Stern gewesen?" wollte ich wissen.
    „Nein, nie. Warum?"
    Eine Gelegenheit für mich, mal wieder etwas Belehrendes aus dem unerschöpflichen Fundus meines Wissens zum besten zugeben. Einer solchen Versuchung kann ich nur selten widerstehen, vor allem dann nicht, wenn ich diese Versuchung selbst herbeigeführt habe.
    „Dort gibt es einen mikroskopisch kleinen Wurm, einen ziemlich üblen Gesellen, der sich vornehmlich im Auge ansiedelt und es nach und nach regelrecht auffrißt. Und er hat eine ganz eigentümliche Methode, sich zu verbreiten - der Wurm kann nämlich den Sehnerv anzapfen, und wenn er dort registriert, daß jemand seinen Wirt genau ansieht, dann schießt er mit hoher Geschwindigkeit zwei oder drei Eier ab, mitten durch die Pupille hinein in das Auge des Gegenübers. Gemein, nicht wahr?"
    „Ich bin noch nie in meinem Leben diesem Stern auch nur auf tausend Lichtjahre nahe gekommen", versetzte Vincent - Vince! - Garron. „Nein, wenn ich so einen Ausfall habe, dann kann ich für ein paar Sekunden alles nur in Schwarzweiß sehen, komisch, nicht wahr?"
    „Komisch würde ich das nicht gerade nennen, höchstens kurios. Möchtest du, daß ich mir die Sache einmal ansehe?"
    Garron schüttelte den Kopf.
    „Ohne deine Fähigkeiten kritisieren zu wollen", fuhr er fort, „aber ich bin deswegen schon während des Studiums mehrfach untersucht worden, und niemals hat irgend jemand etwas gefunden. Ansonsten bin ich kerngesund."
    Der Astrophysiker lachte halblaut.
    „Ich weiß, daß diese Untersuchung zur Routine gehört", sagte er dann. „Können wir es schnell hinter uns bringen? Ich bin nämlich dazu eingeteilt worden, mit zwei Kollegen in einer Space-Jet ganz nahe an Opus Delta heranzufliegen, eine unheimlich interessante Sache, du verstehst?"
    Natürlich verstand ich ihn sofort und sehr gut.
    Die LYRA-PSR-14 war eine Plattform, die speziell zur Beobachtung von Sternenphänomenen gebaut worden war. Dreihundert Meter lang, einhundertzwanzig Meter breit und fünfzig Meter hoch, vollgestopft mit einer Unmenge von Geräten, von denen ich teilweise nicht einmal den Namen, geschweige denn die Funktion kannte.
    Sinnigerweise hatte man nur dünne Zwischenwände aus Kunststoff eingezogen; sogar die Decken bestanden aus einem besonders stabilen, dafür aber sehr dünnen Kunststoff. Dieser brauchte weniger Platz, und für den Schutz nach außen gab es schließlich Metall und Schutzschirme.
    Ich wußte, daß die Station die
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