Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
viel davon, sich um die Häftlinge zu kümmern - für ihn waren sie nichts weiter als durchgeknallte Verbrecher, die eine besondere Gabe, die ihnen die Natur verliehen hatte und um die sie sogar von vielen LFT-Bewohnern beneidet wurden, ausschließlich für persönliche und kriminelle Zwecke einsetzten. Lionella hatte den starken Eindruck, daß Ovelo Kerren die ihm anvertrauten Personen verabscheute, wenn nicht sogar offen haßte.
    „Da sind wir!" sagte Kerren laut und hielt an. „Nun, ist es so schlimm gewesen, Kleines?"
    Lionella sah, wie Tuyula Azyk zusammenzuckte.
    Das Bluesmädchen hatte eine wenig erfreuliche Kindheit noch nicht ganz hinter sich. Geboren worden war sie am 13. Juni 1278 NGZ auf Nyveloe als letztes von sieben Kindern. Nyveloe war eine extrem unbedeutende Randwelt in einem der vernachlässigten Außenbezirke des gatasischen Imperiums. Über ihre Eltern, Mutter Myar und Vater Ryzus, war wenig bekannt; sie waren so unbedeutend wie die Welt, auf der sie lebten. Immerhin waren alle Geschwister von Tuyula künstlerisch mehr oder weniger begabt und hatten schon in jungen Jahren damit begonnen, diese Talente auch wirtschaftlich auszunutzen, um die Finanzlage der Familie recht erfolgreich zu verbessern. Vielleicht hatte es daran gelegen, nicht nur an ihrem geringen Wuchs, daß Tuyula zu einem sehr scheuen, stillen, bescheidenen und sehr introvertierten Mädchen herangewachsen war..
    Erst als - der Zufall spielte dabei eine besondere Rolle - die linguidische Friedensstifterin Ario Vabigo nach Nyveloe gekommen war, war das besondere Talent der kleinen Blue entdeckt worden, jene Gabe, der sie auch zu verdanken hatte, daß sie an diesen Tag zur Para-Burg gebracht wurde.
    Aber sie liebte es überhaupt nicht, als „Kleine" oder ähnlich bezeichnet zu werden; sie hätte es bei weitem vorgezogen, hätte man sie einfach in Ruhe gelassen. Aber offenbar war das nicht möglich.
    Ovelo Kerren marschierte weiter voran.
    Das Innere von PAKS war so beschaffen, daß es nicht nur Tuyula Alpträume bereiten konnte.
    PAKS stellte sich dar als ein Labyrinth aus Gängen, Stollen, Schächten, Kammern, die man in das Innere des Felsbrockens gebohrte hatte, undurchschaubar in seiner Komplexität. Gewiß, die Wände bestanden aus massivem Felsgestein, ab und zu durch Stahlkonstruktionen und Betoneinsprengsel verstärkt.
    Zusammenbrechen konnte hier nichts, aber der Eindruck, sich tief im Inneren der Erde, in einem Bergwerk, zu bewegen, war nicht zu vermeiden - sowenig wie die natürliche Furcht, der Berg könne einem auf den Kopf fallen und einen zerquetschen.
    Es schien, als habe Ovelo Kerren bei der Konstruktion des Para-Bunkers mitgewirkt - oder umgekehrt, als hätte dessen Anblick Kerrens Einstellung maßgeblich beeinflußt.
    Dies war kein Ort, an dem Menschen oder andere Galaktiker leben sollten. Es war offensichtlich, daß niemand sich die Mühe gegeben hatte, -diese „Unterkunft" auch nur im geringsten bequem oder gemütlich zu gestalten. Wer hier, zumal als Gefangener, hineingeführt wurde, sah es auf den ersten Blick - man wies ihm keine Unterkunft oder Behausung zu, sondern sperrte ihn in einen steinern Käfig. Lionella von Zar hatte schon sehr bald bemerkt, daß nahezu alle, die sich im Inneren des Para-Bunkers aufhielten, unwillkürlich die Köpfe einzogen und langsamer und geduckter ausschritten.
    Eigentümlich waren auch die Lichtverhältnisse. Die Gänge waren nur recht spärlich mit Leuchtkörpern versehen, ganze Streckenabschnitte lagen in einem diffusen Halbdunkel. Außerdem war dieses Licht eigentümlich kalt; es hatte einen leichten Blaustich und schmerzte in den Augen, wenn man unmittelbar auf die Leuchtkörper blickte. In einem Kühlhaus konnte es nicht abweisender aussehen.
    Zu diesem buchstäblich bedrückenden Bild paßten die übrigen, eher technisch orientierten Details.
    Immer wieder waren Sperren zu passieren, mußten Kodes eingegeben werden. Und alle paar Schritte tauchte irgendwo ein Kampfroboter vom Typ TARA-V-UH auf, der fürchterlich gefährlich und bedrohlich aussah mit seinen Waffen, den aktivierten Schirmfeldern und seiner robotischen Schweigsamkeit.
    „Ihr laßt mich doch ganz sicher wieder von hier weg, nicht wahr?"
    Tuyulas halblaute Frage machte überdeutlich, wie sehr die junge Blue von dieser Umgebung psychisch unter Druck gesetzt wurde.
    „Tuyula", antwortete Lionella sanft. „Du bist hier zu Besuch, unser Gast, weil wir dich und deine Gabe vielleicht hoffentlich - zu etwas Gutem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher