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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker
Autoren: Unbekannt
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sich selbst als abnorm, fast als Monster, versuchten ihre Begabung zu verstecken und möglichst unauffällig zu leben. Tuyula Azyk gehörte bis jetzt ganz sicher in diese Kategorie.
    Andere aber neigten zu der Auffassung, von der Natur besonders reich ausgestattet worden zu sein und sich damit aus der Masse der Menschen herauszuheben, einer besseren und wertvolleren Kategorie von Mensch anzugehören - und damit über die allgemein gültigen menschlichen Gesetze erhaben zu sein. In diese Kategorie gehörte beispielsweise Mongeracza, der Überschwere - und höchstwahrscheinlich Vincent Garron.
    So genau ließ sich das nicht immer ermitteln, denn in vielen Fällen schwankten die Betreffenden zwischen diesen Extremen immer wieder hin und her; das machte sie besonders unberechenbar in ihrem Verhalten.
    „Und was soll ich dabei tun?" fragte Tuyula verschüchtert.
    „Das werden wir dir sagen, wenn es soweit ist", antwortete Lionella freundlich. „So genau wissen wir das selbst noch nicht, es wird sich herausstellen müssen. Aber wenn jemand helfen kann, dann wahrscheinlich nur du, und du kannst wirklich stolz darauf sein!"
    Biologisch und nach dem größten Teil ihrer Persönlichkeit war Tuyula Azyk ein Kind an der Schwelle zum Erwachsenendasein. Aber die Erfahrungen ihrer Vergangenheit hatte Teile ihrer Persönlichkeit weit vor der Zeit entwickelt und reifen lassen. Es war dieser erwachsene Teil ihres Wesens, der sie Lionella mit sanfter Skepsis anblicken ließ.
    „Wir sind am Ziel", stellte Kerren fest. Lionella sah, wie er nach seiner Waffe griff und sie zog.
    „Vorschrift!" knurrte Kerren. „Das wirst du doch wohl akzeptieren?"
    Lionella antwortete nicht.
    Die Syntronik, die das gesamte System lückenlos überwachte, hatte längst registriert, daß Lionella von Zar und Ovelo Kerren jene Räume erreicht hatten, in denen Vincent Garron untergebracht worden war. Das Impulsschloß an dem dicken Stahlschott war auf ihre Werte eingestellt worden und öffnete sich, als nacheinander Kerren und Lionella ihre rechte Handfläche auf die Kontaktfläche preßten.
    „Oh!" machte Tuyula.
    Während die Gänge im Inneren von PAKS in frostigem Dämmerlicht lagen, war dieser Raum hell erleuchtet" In diesem Licht waren als erstes vier Kampfroboter zu sehen, von denen sich zwei sofort zum Eingang wandten und die schweren Strahler auf die Eintretenden richteten. Alles Vorschrift und Routine, aber wohl nicht die geeignete Art, ein verstörtes Bluesmädchen zu begrüßen.
    Für den Gerätepark in dem ziemlich großen Zimmer interessierte sich Tuyula nicht. Lionella hätte ihr erklären können, daß es sich dabei um Psi-Fallen handelte, wie sie zur Prä-Monos-Zeit entwickelt worden waren. Aus der gleichen Ära stammte auch der Anti-ESPER-Schirm, der das Bett mit Vincent Garron darauf einhüllte.
    Vorsichtig trat Tuyula Azyk an das Bett heran. Ihr Gesicht war fast blutleer geworden.
    Vincent Garron lag auf dem Krankenbett, angeschlossen an ein komplexes System von medizinischen Geräten, die dafür sorgten, daß er biologisch am Leben erhalten wurde. Er wurde mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt, bekam Medikamente, die seinen Blutdruck und andere Parameter auf dem richtigen Stand hielten. Er wurde künstlich beatmet und ernährt, und alle seine Lebensfunktionen wurden lückenlos aufgezeichnet.
    Tuyula zeigte den schwachen Anschein eines Lächelns.
    „Er sieht irgendwie nett aus", sagte sie halblaut.
    „Nett?"
    Die knappe Frage erklang gleichzeitig von Lionella und Ovelo Kerren, und bei beiden gleich war der Unterton völliger Fassungslosigkeit.
    „Nett?"
     
    2.
     
    Weltraumstation LYRA-PSR-14, März 1273 NGZ „Sag Vince zu mir!"
    Ich lächelte freundlich.
    „Warum nicht, Vince? Ich bin Lancelot Barnigg, und du kannst Lance zu mir sagen. Willkommen an Bord der LYRA-PSR !"
    Er machte auf den ersten Blick einen recht sympathischen Eindruck, dieser Vincent Garron. Er hatte etwas von einem Kobold an sich: kurzwüchsig, ich schätzte ihn auf knapp über 170 Zentimeter, sehr zartgliedrig, fast zerbrechlich wirkend, der Kopf erschien ein wenig überproportioniert im Verhältnis zum restlichen Körper. Auffällig an ihm war beim ersten Hin,sehen sein Haar - ein bräunliches Gewirr, struppig und kurz geschnitten - ,das wirkte, als sei ein Sturmwind hindurchgebraust. Wahrscheinlich hatte er seit Kindesbeinen - er war knapp 27 Jahre alt, wie seine Akte verriet lediglich die Finger als Kamm und Bürste verwendet.
    „Ich bin hier an Bord
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