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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker
Autoren: Unbekannt
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Garron schon weg. Also sei nicht so überpenibel, Lionella, es geschieht nur zum Wohl von Tuyula."
    Das war das Argument, das Lionella von Zar letztlich zwar nicht überzeugt, aber immerhin dazu gebracht hatte, Ovelo Kerrens diskrete Überwachungsaktion nicht zu melden. Ein bißchen spielte bei ihr auch die Neugierde eine Rolle. Was geschah dort drinnen? Was konnte Tuyula Azyk erreichen?
    Die Antwort darauf fiel nicht eindeutig aus.
    Tuyula Azyk sollte mit ihren Fähigkeiten versuchen, Garrons Gehirntätigkeit wieder in Gang zu bringen und das war ihr gelungen. Das Ergebnis war immer dasselbe gewesen. Die Meßinstrumente erfaßten minimale zerebrale Tätigkeiten und lösten sofort Sicherheitsalarm aus. Wenn Kerren und Lionella dann in den Raum gestürzt kamen, begleitet von einem Dutzend Kampfrobotern, war das Experiment so oder so abgeschlossen, denn an den Anblick der schweren Kampfmaschinen konnte sich Tuyula einfach nicht gewöhnen. Sie machten ihr angst.
    Zudem war Dr. Arbezin mit den Ergebnissen nicht zufrieden. Er bezeichnete Garrons Reaktionen als PhantomReflexe, die nicht als ernsthafte Reaktionen auf Tuyulas Bemühungen gewertet werden durften.
    Ovelo Kerren blickte auf den Bildschirm, auf dem Garron, Tuyula und der Ara zu sehen waren. Dr.
    Arbezin stand oder saß stets hinter Tuyula, angeblich, um sie nicht abzulenken oder zu beeinflussen. In Wirklichkeit übte er dadurch Druck auf das Bluesmädchen aus, stellte Lionella fest, das immer nervöser wurde, je größer die Anzahl der Besuche bei Garron wurde.
    Lionella sah, wie Tuyula Azyk sich umdrehte. Nötig war das nicht, denn Blues verfügten an ihren Tellerköpfen über vier Augen, so daß Tuyula den Ara hinter sich jederzeit sehen konnte. Aber es war ein Gebot der Höflichkeit, sich beim Sprechen so zu stellen, daß der Angesprochene die Mundöffnung zu sehen bekommen konnte, und die lag bei einem Blue an der Vorderseite des Halses.
    „Genug für heute?" fragte Dr. Arbezin.
    Tuyula wiegte langsam den viel zu groß wirkenden Kopf.
    „Ich weiß nicht", sagte sie in klagendem Tonfall. „Es macht mich müde und erschöpft. Und außerdem ..." Sie verstummte.
    „Was - außerdem? Macht Garron dir angst, weil er so viele Menschen getötet hat?" wollte Arbezin wissen.
    Tuyula machte eine abwehrende Geste.
    Lionella wunderte das nicht. Sie hatte schon sehr bald bemerkt, daß Tuyula vor Garron keinerlei Angst zu haben schien. Ihr Gefühl schien eher von Mitleid geprägt zu sein. Wie Garron war auch sie eine Außenseiterin der Gesellschaft, eine Art hochspezialisiertes Monster.
    Menschen wie Ovelo Kerren machten aus ihren Vorurteilen Mutanten gegenüber keinerlei Hehl. Kerren hatte es mehr als einmal gesagt: Er fand es abgeschmackt und absurd, einen Schurken wie Garron am Leben zu erhalten. Er fand es nahezu verbrecherisch, die zarte Tuyula mit diesem Scheusal. zusammenzuspannen und immer neue Versuche zu machen, Garron ins Leben zurückzurufen.
    „Wozu?" lautete seine Standardfrage. „Damit er weitere Leute umbringen kann? Eine Bestie wie diese gehört eingeschläfert, zum Wohle der Allgemeinheit. Stell dir nur vor, Tuyula wäre wirklich erfolgreich und könnte seine Fähigkeiten ins Positive wenden, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie das aussehen soll.
    Meinetwegen soll sie. Und dann? Garron stellt sich vor uns hin und sagt: Tut mir leid, Leute, da habe ich wohl ein paar Fehler gemacht. War nicht so gemeint, sorry. Jetzt bin ich ein Guter, und nun laßt uns die Sache vergessen ...! Soll das so laufen? Nicht mit mir. Wenn Garron mir eine Möglichkeit bietet, das schwöre ich, werde ich ihn zerblastern, darauf kannst du Gift nehmen!"
    Lionella hatte bei solchen Tiraden in der Regel darauf verzichtet, mit Kerren zu debattieren. Obwohl innerhalb der LFT die Todesstrafe bereits seit vielen Jahrhunderten abgeschafft war, hing Kerren sehr an diesem Mittel zur Verbrechensbekämpfung; es erschien ihm ebenso einfach wie wirkungsvoll. Die schwerwiegenden Mängel und Nachteile schien er einfach nicht begreifen zu können.
    „Wollen wir weitermachen?" fragte Dr. Arbezin in diesem Augenblick.
    „Ich weiß nicht recht", antwortete Tuyula Azyk schwach. „Es ist ..."
    Arbezin blickte sie aufmerksam an.
    „Was willst du mir sagen, mein Kind?"
    Was für ein Quatsch, dachte Lionella, sie ist nicht sein Kind, und Kinder, ob von Menschen oder von Blues, mögen es gar nicht, von Fremden so angeredet zu werden!
    Tuyula Azyk machte fahrige Gesten.
    „Es ist so",
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