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1936 - Im Para-Bunker

Titel: 1936 - Im Para-Bunker
Autoren: Unbekannt
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gerötet gewirkt, überzogen von zahlreichen feinen Rissen.
    Als hinter mir ein gedämpfter Schrei zu hören war, drehte ich mich wieder um. Das Gesicht eines der Assistenten war eine Grimasse des Entsetzens. Erstarrte nach unten, auf seine Hand.
    Ich hörte den Mann würgen und ächzen.
    „Was ist das ...?" stieß er keuchend hervor.
    Er hatte, um beim Ausziehen des SERUNS zu helfen, nach dem linken Oberarm des Toten gegriffen, aber sein Griff war auf seltsame Art abgerutscht. Ich starrte auf seine Hand. Teile der Muskulatur waren ihm aus der Hand geglitten.
    „Allmächtiger!" flüsterte der Chefpathologe; er war bleich geworden. Auch er starrte auf den Oberarm.
    „Das ist doch wohl nicht möglich."
    Ich rang nach Atem. Eine Assoziation stellte sich ein, aber ich zwang meine Gedanken in eine andere Richtung. Ich maßte mich irren, es war einfach nicht möglich.
    Ich hörte, wie der Chefpathologe langsam und tief durchatmete; er versuchte seine Fassung wiederzufinden.
    „Bleiben wir Profis", hörte ich ihn matt sagen. „Wenn es auch schwerfällt. Diese Leiche - ich kann es im Augenblick nicht anders ausdrückenist ..." Er atmete schwer. „Sie ist ... gar! <„Gar?"
    Meine Lippen zuckten. Ich hatte eine Ausbildung in forensischer Pathologie absolviert, es hatte zum Studium gehört und war nie eines meiner Lieblingsfächer gewesen. Zu diesem Fach hatten auch Rechtsgeschichte gehört und andere Teilbereiche, die mir nicht gefallen hatten. Jetzt kamen Erinnerungen an diesen wenig appetitlichen. Stoff gewaltsam in mein Gedächtnis zurück.
    Vor Jahrtausenden war es auf der Erde in einigen barbarischen Staaten durchaus üblich gewesen, Schwerverbrecher, zum Beispiel Mörder, zur Strafe zu töten - wahrscheinlich, um anderen Menschen auf diese drastische Weise klarzumachen, daß man eben keine Menschen töten durfte. Bei den Verfahren dazu war man seinerzeit erschreckend einfallsreich gewesen - Giftinjektionen, Hängen, Köpfen, Rädern, Vierteilen, Verbrennen, Erschießen waren nur einige der angewandten Verfahrensweisen und Methoden gewesen. Und eine Zeitlang, kurz nach der Entdeckung dieser Technologie, hatte man auch Menschen dadurch getötet, daß man starken elektrischen Strom durch ihre Körper geschickt hatte.
    Damals hatten die Gehilfen der staatlichen Töter eine Anweisung bekommenniemals die Leiche des Verurteilten an jenen Stellen anzufassen, an denen die Elektroden für den Strom befestigt gewesen waren. Denn dort war hatte der elektrische Strom gewütet; bei festem Zugreifen löste sich das Fleisch ...
    Ich wußte nicht, warum oder wieso, aber dieses ekelhafte Detail aus den Berichten jener barbarischen Zeit hatte sich mir unauslöschlich eingeprägt.
    Und etwas ähnlich Widerwärtiges und Makabres war offenbar auch Brandon Garfield passiert. Einige der Teilnehmer an dieser Autopsie wandten sich ab; würgende Geräusche waren zu hören, zwei verließen schnell den Seziersaal.
    „Wie ist das möglich?" hörte ich jemanden fragen. „Wenn Hitze auf die Körper eingewirkt hat, dann müßte man das doch sehen können - Brandwunden und dergleichen?"
    Der Chefpathologe schüttelte den Kopf.
    . „Einwirkung durch große Hitze von außen scheidet aus", sagte er mit rauher Stimme; ich konnte ihm anhören, wie schwer es ihm fiel, die Ruhe zu bewahren und Fassung zu zeigen. „Dafür ist der SERUN zuwenig beschädigt. Und elektrischer Strom kommt ebenfalls nicht in Frage, denn durch den geschlossenen SERUN hindurch kann kein Strom an den Körper herangebracht werden. Es gibt nur eine denkbare Erklärung dafür, die auch das Explodieren der Augen erklären würde - Mikrowellenstrahlung."
    Seit Jahrtausenden wurden in der Technologie Mikrowellen angewandt, zu sehr unterschiedlichen Zwecken. Ein Einsatzgebiet war die Zubereitung von Nahrungsmitteln in speziellen Herden.
    Vereinfacht gesagt, eigneten sich Mikrowellen dazu, einen Körper zu durchdringen und gewissermaßen die Atome und Moleküle durchzuschütteln und in heftige Bewegung auf kleinstem Raum zu versetzen. Heftige Molekularbewegung war gleichbedeutend mit Hitze, vor allem, wenn der fragliche Körper nicht hart und kristallin war. Vor allem Wassermoleküle, wie sie zum Beispiel in Nahrungsmitteln reichlich enthalten waren, sprachen schnell und leicht auf Mikrowellen an.
    „Du meinst - er ist regelrecht gegrillt worden?" fragte jemand erschüttert.
    Der Chefpathologe schüttelte den Kopf.
    „Grillen läuft auf die Einwirkung von viel trockener Hitze von
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