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1931 - TraumdÀmmerung

Titel: 1931 - TraumdÀmmerung
Autoren: Unbekannt
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Vertrag auslief und der Zahltag kam, er glaubte, seinen Anteil aus der Gemeinschaftskasse endlich zugeteilt zubekommen, da hatte sich die Bergwerksgesellschaft über Nacht aufgelöst. Sie existierte plötzlich nicht mehr, und Cio und hundert andere Kumpels standen vor dem Nichts.
    Um überleben zu können, hätten sie neue Verträge bei anderen Gesellschaften abschließen müssen.
    Viele taten das natürlich. Doch Cio wollte sich nicht noch einmal ausbeuten lassen und hatte zur Selbsthilfe gegriffen.
    Cio hatte in der Folge auf Farrangu oft gegen die Gesetze verstoßen. Er hatte vielmals gestohlen und betrogen. Doch nie zur Bereicherung, sondern nur, um überleben zu können. Hatte er deshalb etwas zu bereuen, zu beichten und zu sühnen?
    Das alles kam über Cios Lippen. Zuerst stockend, doch dann sprudelten die Worte immer leidenschaftlicher aus ihm heraus. Er hatte nicht gewußt, daß noch soviel Feuer in ihm war und er die Kraft dazu hatte, sich rechtfertigen und um seine Existenz kämpfen zu können.
    Auf Farrangu hatte er bloß dahinvegetiert. Seine Handlungen waren damals nicht seinem Lebenswillen entsprungen, sondern sein Leben war zum Trott geworden. Er hatte es nicht wirklich gesteuert, sondern der Aneinanderreihung zufälliger Geschehnisse überlassen. Doch vor Yammamihu wurde er nun zum Advokaten seines Tuns.
    „Ich habe nichts zu bereuen und zu sühnen!" sagte Cio fest. „Ich wollte nur überleben. Doch wirklich leben durfte ich nicht."
    „Du siehst das falsch, Cio", sagte Borome-Orr hinter ihm. „Yammamihu wird nicht dein Richter sein, egal, was du auch getan hast. Es geht nur darum, dich kennenzulernen. Du maßt dich Yammamihu ganz öffnen.
    Nur so kannst du dich von aller Last befreien und sein Wohlwollen gewinnen. Wie war es zuletzt mit dir, Cio?"
    Als ihm zuletzt die farrangischen Ordnungshüter nach einem Einbruch in ein Lebensmitteldepot auf den Fersen gewesen waren, hatte ihm der Yamma-Jünger Roffen-Orr aus der gleichnamigen Rawwen-Sippe Unterschlupf geboten und ihn so vor einem schlimmen Schicksal bewahrt.
    Cio hatte gar keine andere Wahl gehabt, als sich als Diener des Yammamihu anwerben zu lassen. Er hätte jedes andere Schicksal gegen die farrangischen Folterkammern eingetauscht.
    Das war die nackte Wahrheit, und Cio fragte sich, ob er zu ehrlich war.
    „Wird Yammamihu mich nun verstoßen, weil ich mich ihm nur aus selbstsüchtigen Beweggründen zugewandt habe?" fragte Cio bange.
    „Es gibt viele Wege zu Yammamihu", sagte Borome-Orr sanft. „Letztlich zählt aber nur, daß man zu ihm gefunden hat. Du bist ihm so willkommen, Cio, wie jeder andere. Auch wenn dein Glaube noch nicht so fest ist, so wirst du die Liebe zu Yammamihu schon noch entdecken. Davon bin ich überzeugt. Nimm nun die Weihen entgegen, die dich in unseren Kreis aufnehmen sollen!"
    Borome-Orr führte ihn durch einen schmalen Gang ins Innere der Yainma-Statue und dort in eine enge Kammer. Hier setzte er ihn auf einen aus Stein gehauenen Stuhl und schnallte ihn mit Gurten daran fest. Zuletzt setzte er ihm eine Art Helm auf. Dann verließ er ihn mit unverständlichem Gemurmel. In der Kammer wurde es finster.
    Cio hatte die ganze Zeit über Angst vor diesem Moment gehabt. Er hatte befürchtet, die Weihen könnten noch unangenehmer sein als die vorangegangenen Prozeduren.
    Doch er wurde aufs angenehmste überrascht. Im folgenden wurde ihm das schönste und ergreifendste Erlebnis seines bisherigen Lebens beschert.
     
    *
     
    Cio erlebte die Entstehung des Universums als seinen gesamten Geist ausfüllendes Ereignis. Der Urknall fand in seinem Kopf statt. Ersah, wie sich die ersten kosmischen Strukturen bildeten, wie aus den heißen Gaswolken Protogalaxien entstanden und die ersten jungen Sterne geboren wurden.
    Milliarden von Jahren vergingen für ihn im Nu.
    Das Universum kühlte sich allmählich ab, und seine Temperatur sank auf den kleinstmöglichen Wert der Hintergrundstrahlung ab. Dieses ewige Strahlen, ein gleichmäßiges Rauschen, das an jeder Stelle des Universums gleich stark war, stellte den kosmischen Pulsschlag dar. Es war der Atem des Universums, seine Seele Yammamihu.
    Yammamihu war allgegenwärtig. An welchen Punkt des Universums man sich auch begab; Yammamihu war überall gegenwärtig. In Puydor ebenso wie in jeder anderen Galaxis und an jedem denkbaren Punkt, wie fern er auch war.
    Yammamihu war nicht nur der Schöpfer dieses unglaublichen kosmischen Gartens - er war selbst das Universum. Jedes Atom, jedes
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