Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1930 - Das Geheimnis der Na'Call

Titel: 1930 - Das Geheimnis der Na'Call
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Geschöpfe in ihrer Umgebung mit Traumsendungen zu bearbeiten. Meist tat sie das des Nachts, sanft und friedlich, und schonte damit den Verstand der Betroffenen.
    Wenn es ihr aber nötig schien, griff sie mit ungeheurer seelischer Gewalt nach dem Bewußtsein ihrer Opfer, dann kannte sie weder Gnade noch Schonung. Für die Betroffenen fühlte es sich - seelisch - so an, als würde ihr Innerstes nach außen gekehrt, als würde die Seele umgestülpt wie ein Handschuh.
    Während dieser Prozedur mußte das Opfer miterleben, wie nach und nach Erinnerungen aus seinem Bewußtsein verschwanden, Sehnsüchte, Träume, Einstellungen und Meinungen - und statt dessen traten fremde Informationen auf, wuchsen und wucherten und beanspruchten den Platz, der frei geworden war.
    Julian Tifflor hatte einmal für sich in Gedanken formuliert: „Es ist, als würde jemand erleben, wie ein Mann brutal in seinem Denken und Fühlen, auch in seiner Erinnerung und Erfahrung, umgewandelt wird in eine Frau - oder umgekehrt. Und das bei vollem Bewußtsein des Betreffenden."
    So, wie Jii'Nevever ihre Arbeit bei solchen Angriffen erledigte, war die Prozedur durchaus imstande, den Betroffenen sehr schnell und womöglich unwiderruflich in den schieren Wahnsinn zu treiben, zu einem völligen seelischen und geistigen Zusammenbruch.
    „Weg!" schrie Julian Tifflor erregt. „Schnell!"
    Jii'Nevevers Kräfte waren ungeheuer, und hier stand ihr obendrein auch eine ungeheure Menge an Tronium-Azint zur Verfügung, das ihre Kräfte und Fähigkeiten steigerte und verbesserte.
    Jii'Nevever war so stark, daß den Zellaktivatorträgern ihre Mentalstabilisierung nichts genutzt hatte, nicht einmal der geheimnisvolle Chip, der ihnen von Shabazza in den Rücken gepflanzt worden war. Aber dieser hatte ohnehin die Mentalstabilisierung der Aktivatorträger außer Kraft gesetzt. Die Kräfte der Träumerin von Puydor waren letztlich einfach zu gewaltig.
    Obwohl sie sich mit allen Mitteln dagegen gestemmt und gewehrt hatten, war es ihnen damals auf Curayo unmöglich gewesen, nicht in den Bann von Jii'Nevevers Träumen geschlagen zu werden.
    Gucky stöhnte gequält auf, während die OKKURA, der alten Programmierung folgend, unablässig weiter beschleunigte und sich damit von der Träumerin von Puydor entfernte.
    Jii'Nevever hatte einen Fehler gemacht, einen sehr schweren Fehler, der sie letztlich um ihren Triumph bringen konnte.
    Hätte sie sich ein wenig mehr Zeit gelassen, hätte sie sanft, behutsam zugegriffen und allmählich ihre unglaublichen mentalen Kräfte verstärkt, wäre die Besatzung der OKKURA ihr vielleicht, ja sogar wahrscheinlich verfallen; ein paar Minuten hätten vermutlich ausgereicht, aus sämtlichen Besatzungen folgsame Sklaven ihres Willens zu machen.
    Aber in ihrer unbezähmbaren Gier, kurzen Prozeß zu machen, in ihrem Unvermögen, auch nur den Schimmer von Widerstand hinzunehmen oder zu dulden, griff Jii'Nevever ihre Gegner schonungslos mit voller Wucht an. Die Folge davon war, daß die Puydorer an Bord der Schiffe an Körper und Geist schlotternd zusammenbrachen und nicht mehr imstande waren, irgendeine sinnvolle oder zerstörerische Handlung auszuführen.
    Gleich beim ersten Zugriff hatte Jii'Nevever ihre künftigen Untertanen gleichsam knockout geschlagen.
    Icho Tolot, der riesige Haluter mit den ungeheuren Körper- und Geisteskräften, hatte seinen Metabolismus verhärtet; wie ein Klotz aus Terkonit, nahezu unangreifbar, stand er in der Zentrale der OKKURA und regte sich nicht.
    Aber sein Verstand funktionierte noch. Eingeschränkt zwar, aber in ausreichendem Maße.
    Jii'Nevever konnte vielleicht das Ordinärhirn beeinflussen, aber nur in sehr geringem Maß hatte sie Zugriff auf Tolots Planhirn, das für logische Kalküle zuständig war und auf suggestive Impulse nicht so leicht hereinfiel. Dieser Teil von Tolots Gedankenwelt blieb ihr erst einmal verschlossen.
    Dennoch war es auch für Icho Tolot ein Kraftakt besonderer Art, diese Situation durchzustehen.
    Der Haluter regte sich nicht, hatte den Atem angehalten. Alle sein geistigen und körperlichen Kräfte verwandte er darauf, geistigseelischen Widerstand zu leisten und zu beobachten, was um ihn herum geschah. Und er konnte auf der Projektion sehen, was sich in diesen Minuten im Ra'Call-System abspielte.
    Handlungen mußte er mit dem Ordinärhirn steuern. Wenn er also wieder aktiv werden wollte, dann konnte das nur für wenige Sekunden geschehen, wenn überhaupt. Die Zeit arbeitete für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher