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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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eingebrochen und hab sie gestohlen.«
    »Gut.« Neola ging. Zarah zog sich um. Wäre sie in dem Bordschwalben-Aufzug, in dem sie sich vor dem Spiegel drehte, an Deck umherstolziert, hätte die MP sie in den Kerker gesteckt.
    Die Dielenbretter knarrten. Doch dies war in einem Gebäude, in dem es ständig quietschte, gänzlich unverdächtig.
    Neola hatte die Tür ganz unten mit einem Kreidestrich markiert. Der Korridor, den sich die Kammer mit elf anderen teilte, war notdürftig von Ölfunzeln erhellt.
    Es wäre kein Problem gewesen, die Tür mit dem Fuß aufzustoßen und in den Raum zu stürmen, in dem ihr Opfer seinem Vergnügen nachging: Auf dem Moloch gab es kaum verschlossene Türen. Auch im Tower und unter Deck war fast alles offen. Früher hatte man Türen per Knopfdruck bewegt.
    Ohne Strom war dies nicht möglich. Deswegen hatte man alle entbehrlichen Türen ausgehängt und in Laderäumen gestapelt.
    Auf vielen Inseln war Metall kostbar. Ungezählt waren die Fürsten und Häuptlinge, mit denen die Leute des Captains Tauschgeschäfte gemacht hatten: Eisentüren gegen Brot, Eier, Käse, Geflügel, Öl, Mehl, Ferkel, Kälber, Ziegen.
    Zarah drückte ein Ohr an die Tür und malte sich aus, was der Lieutenant trieb. Sie sah ihn, von einer Deckenfunzel gedämpft beleuchtet, auf einem Bett sitzen – in einem Arm eine Frau, im anderen eine Frodite. Jemand wie dieser Arsch musste einfach pervers sein! Und während er noch überlegte, wem er seine Gunst zuerst gewähren sollte, flog die Tür auf und…
    »… natürlich ist er bereit, Ibrahim umzulegen, Mac«, hörte sie eine sonore Stimme sagen. »Nach McNamaras Tod ist doch niemand tiefer gefallen als er…«
    »Es dürfte nicht einfach werden, ihn aufs Korn zu nehmen, solange Morellis Wachhunde an seinen Fersen kleben, Cleve«, sagte Mac.
    Und ein dritter: »Gebt ihm eine Prise Kao-Z und drückt ihm eine Knarre in die Hand… Ich wette, dann schießt er ihn sogar am helllichten Tag über den Haufen. Wir brauchen nur ein Ablenkungsmanöver zu inszenieren… Eine Explosion am Heck vielleicht, die die MP und die Feuerwehr beschäftigt, während wir die Waffenkammer und die Brücke übernehmen…«
    Zarah stutzte. Auf dies war sie nicht vorbereitet: Männer, die sich unter diesem Dach trafen, um sich gegen den Kommandanten zu verschwören… Meuterer…
    »He, du da! Was hast du vor?«
    Zarah fuhr erschreckt herum.
    Am Anfang des Korridors stand ein schnauzbärtiger Mann im Türrahmen einer Kammer. Er trug Uniformhosen und Stiefel, und seine Augen waren vor Erstaunen groß: Er fragte sich vermutlich, wem die wüst angemalte und aufgetakelte junge Frau mit dem Stuhlbein an den Kragen wollte.
    Bevor sie reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen, hinter der sich der Lieutenant und seine Mitverschwörer unterhielten. Nun hatte Zarah keine Wahl mehr.
    Der Mann, dem die Fresse zu polieren sie gekommen war, schaute zuerst sie und dann das Stuhlbein an. Dann hob er abwehrend die Hände. »Wer… Was…?«
    Die Männer, die sich hinter ihm im Zimmer aufhielten, sprangen auf. Zarah nahm sie nur vage wahr. Der Lieutenant machte einen Versuch, sich zu ducken, doch er war nicht schnell genug: Der Hieb, der seine rechte Wange traf, warf ihn zur Seite und provozierte einen Schmerzensschrei.
    Er flog gegen seine Gefährten, die fluchend zu Boden stürzten.
    Zarah fuhr herum. Sie hatte ihre Chance vertan. Sie musste hier raus. Hoffentlich tarnte die Schminke sie so gut, dass man sie nicht wieder erkannte: Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Menschen, die Meuterei und Mord planten, Zeugen ihrer Konferenzen am Leben ließen.
    Sie rannte zurück in Richtung Schnauzbart. Sein unerwartetes Auftauchen hatte ihren Plan gestört. Er wollte ihr den Weg verstellen, doch die Frau, mit der er sich in der Kammer hatte verlustieren wollen, drängte sich neugierig an ihm vorbei. Als sie Zarah mit dem Stuhlbein in der Hand sah, fing sie an zu schreien.
    Nun aber hurtig. Zarah sprang vor. Sie war fest entschlossen, dem Schnauzbart den Kiefer zu brechen, wenn er keinen Platz machte. Der Mann war flink; er hechtete in die Kammer hinein und stürzte sich auf einen Waffengurt, der über einem Bettpfosten hing.
    Zarah duckte sich, schubste die Kreischende beiseite rannte weiter. Hinter ihr öffneten sich Türen. Rufe wurden laut. Zarah lief an Frauen und Froditen vorbei zur Treppe und hinunter.
    Unten, im Salon, hatte man den Lärm ebenfalls vernommen.
    Sie hörte Männerstimmen.
    Zarah unterdrückte
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