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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang
Autoren: Ronald M. Hahn
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gebe ich euch mein heiliges, tief empfundenes Versprechen zu schweigen. Damit wäre das Exil überflüssig.« Quart’ol bebte vor Entrüstung. Also darum ging es hier: die Enthüllungen des Wächters! Hätten die Quan’rill ihm das nicht gleich sagen können, statt ihn zu verfolgen, einzukerkern und derart unter Druck zu setzen?
    Nein, hätten sie nicht, fiel ihm plötzlich auf. Von meiner Begegnung mit dem Wächter konnte hier bis zur Geistesverschmelzung niemand wissen. Sein Zorn verpuffte, und an seine Stelle trat eine Erkenntnis. Moment mal! Die Gilam’esh-Anhänger haben heute erst von der Existenz des Wächters erfahren – und sie jagen mich schon seit Wochen wegen der Dinge, die er mir erzählt hat? Aber das bedeutet ja…
    »Exil!«, rief Skorm’ak und schlug zur Urteilsbekräftigung mit einer Steinskulptur auf den Tisch. »Ich sehe dir an, Quart’ol, dass du gewisse Zusammenhänge erkannt hast! Auch für diese ist das Volk noch nicht reif. Tut mir Leid, aber du weißt zu viel. Ich kann dich nicht gehen lassen!« Er beugte sich vor und sagte beinahe fürsorglich: »Du hast die Wahl zwischen Tod und Exil, mein Freund. Bei Letzterem kann ich dir in Aussicht stellen, dass es nicht für lange sein wird. Wenn du lieber sterben möchtest, sorge ich persönlich dafür, dass es schnell und schmerzlos geschieht.«
    Quart’ol war entsetzt. Ihm dämmerte, dass Geheimniskrämerei nicht der einzige Grund war, weshalb Skorm’ak bei der Geistesverschmelzung den Umweg über einen Klon gewählt hatte. Welcher Henker sprach sein Opfer mit Freund an? Wer war der Erste Meister wirklich? Was verbarg er noch alles? Quart’ol musste es herausfinden!
    »Wo liegt das Exil? Hat es einen Namen?«, fragte er und wunderte sich über Skorm’aks Zögern. Dann bemerkte Quart’ol, dass die Ratsmitglieder unschlüssige Blicke tauschten. Sie wissen es nicht, dachte er erstaunt. Haben sie fest damit gerechnet, dass ich mich für den Tod entscheide? Oder sollte ich etwa der Erste sein, den sie in die Verbannung schicken?
    Er durchkramte in Windeseile sein Gedächtnis, fasste einen Plan und setzte ihn um; schneller als es sich erzählen ließe.
    »Wenn der Rat es erlaubt«, sagte er, »bitte ich darum, mir das Exil selbst wählen zu können: die ehemalige, nun verlassene Forschungsstation Ahipara. Sie liegt vor der Nordwestküste Neuseelands.« Quart’ol sah hoffnungsvoll zu Skorm’ak auf. »Ich könnte mich nützlich machen und sie wieder herrichten.«
    Der Erste Meister nickte. »Du warst vor acht Umläufen schon einmal dort, kurz bevor sie aufgegeben wurde.«
    »Ihr wisst, was ich weiß«, erwiderte Quart’ol ergeben.
    Skorm’ak dachte kurz nach, dann verkündete er: »Also gut, Quart’ol! Dies soll dein Exil sein. Du wirst dort bleiben, bis du von uns Nachricht erhältst. Ich habe dein Wort, dass du während deiner Verbannung mit niemandem Kontakt aufnimmst, weder mit Hydriten noch mit Menschen. Nun geh! Und sei dankbar für unseren Großmut!«
    »Oh, das bin ich«, versicherte Quart’ol, und diese Antwort war nicht einmal geheuchelt.
    ***
    Zarah kannte mehrere Menschen, die schon mal im Kerker gesessen hatten.
    Deswegen glaubte sie, auf alles vorbereitet zu sein: Beim ersten Klirren des Schlüsselbundes war sie auf den Beinen, schmiegte sich an die Wand und hielt die Luft an.
    Ihr Schädel tat weh. Ihre Rippen schmerzten. Die MP hatten sie verdroschen und wie ein Stück Vieh in ein mit Stroh ausgelegtes Loch geworfen.
    Die Tür ging auf. Der schnauzbärtige MP-Sergeant, dem sie das Stuhlbein um die Ohren gehauen hatte, trat mit dem Schlüsselbund in der Hand ein. Ein prächtiges Veilchen zierte sein rechtes Auge. Er grinste Zarah an, sagte aber nichts.
    Dann machte er einem anderen MP-Mann Platz, dessen Namen sie kannte: Quick. Quick winkte eine dritte Person herein. Ihr Auftauchen erschreckte Zarah bis ins Mark.
    »Danke, Homer.« Der Lieutenant! Er steckte Quick etwas zu. Der salutierte und kratzte die Kurve.
    Der Lieutenant drehte sich zu Zarah um.
    Nun wagte sie wieder Luft zu holen. Was wollte der Kerl hier? Sich an ihr rächen?
    Dass Quick die Zellentür nicht verriegelt hatte, gefiel Zarah irgendwie. Sie wollte ihr Leben teuer verkaufen. Aber sie war auch bereit, jede Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Wenn dieser Arsch ihr zu nahe kam, würde sie ihre Finger in seine Augenhöhlen bohren und…
    Der Lieutenant trat in die Mitte der Zelle und schaute sich naserümpfend um. »So ergeht es einem, wenn man auf die schiefe
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