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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge
Autoren: A.F.Morland
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Gegensatz zu Eliot Culver kannte er die Gruselgeschichte, die sich um Hyram Todd rankte. Demzufolge wußte er inzwischen auch, wer die Madonna geentert hatte.
    Die Freibeuter des Grauens hätten Eliot Culver nicht getötet - jedenfalls nicht hier und nicht sofort -, wenn er sich nicht erdreistet hätte, einen von ihnen enthaupten zu wollen.
    Sie hätten ihn ebenso mitgenomen wie den Steuermann.
    Und sie werden auch mich auf ihr verdammtes Geisterschiff holen! dachte Benny Stack nervös. Todd braucht Menschenblut, damit ihm sein Reichtum erhalten bleibt.
    Stacks Augen glänzten wie im Fieber. Wo war Hyram Todd? Befand er sich auch auf der Madonna ?
    Eine innere Stimme drängte ihn, Robert Hoffa beizustehen, doch die Vernunft sagte ihm, daß das überhaupt keinen Sinn hatte. Damit hätte er sich nur in Lebensgefahr begeben.
    Während die einen Horrorwesen mit Hoffa verschwanden, tauchten andere auf, als wüßten sie, daß noch jemand an Bord war. Benny Stack zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen.
    Sie suchen mich! ging es ihm siedendheiß durch den Kopf. Ich muß mich verstecken!
    Er schien zu schrumpfen, machte sich klein, stieg die Stufen hinunter und setzte sich schlotternd ab. Vorn beim Bug gab es ein kleines Versteck für Schmuggelgut. Heute wurde es nicht mehr benützt, aber als die Madonna noch jünger gewesen war und Holland, Frankreich, Portugal und Spanien anlief, war darin so manche gewinnbringede Ware vor den gestrengen Augen der Zöllner verborgen worden.
    Dort wollte Stack sich verkriechen.
    Alte Weidenkörbe lagen vor der unscheinbaren Tür. Stack schob sie beiseite und öffnete den Riegel, der sich zunächst nicht bewegen ließ. Erst mehrere Tritte lockerten ihn, und Augen- blicke später tauchte der Maschinist ein in das schwarze, undurchdringliche Dunkel, das ihn bereitwillig aufnahm und umhüllte.
    Er drehte sich und drückte die Tür vorsichtig zu. Viel Platz war nicht. Wenn Stack die Ellenbogen abspreizte, stieß er links und rechts gegen eine Wand.
    Aber es war immer noch besser, in diesem engen Raum zu leben, als überhaupt nicht.
    Das Tuckern, Rasseln und Poltern der alten Maschine war ihm so vertraut, daß er es nicht mehr wahrnahm. Er konnte diese Geräusche ausklammern und sich auf viele andere konzentrieren.
    Ihm fiel auf, daß die Piraten nicht auf dem Deck blieben, sondern herunterkamen. Sie suchten ein weiteres Opfer! Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Er hatte noch nie so grauenvolle Angst gehabt. Wie lächerlich waren im Vergleich dazu seine Probleme mit Nelly.
    Wie unbedeutend doch alles angesichts des Todes wurde. In diesem Moment erkannte Benny Stack erst, wie wenig im Leben wirklich wichtig war.
    Sie kamen… Zwei, drei Freibeuter! Er hörte ihre Schritte und hielt den Atem an, um sich mit keinem Geräusch zu verraten- Sie stachen mit ihren Säbeln in die Weidenkörbe, und als eine Klinge die Eisentür traf, hinter der sich Stack verbarg, setzte sein Herzschlag aus.
    Sie haben dich gefunden! schrie es in ihm. Einen Spürsinn wie Jagdhunde haben sie, diese Höllenbastarde!
    Der kalte Schweiß rann ihm in die Augen und brannte teuflisch. Bohrende Angst wollte ihn zwingen, laut zu schreien, doch er klemmte sich die Faust zwischen die Zähne und biß schmerzhaft zu.
    Die furchtbarsten Minuten seines Lebens verrannen wie zähflüssiger Sirup.
    Ich kann nicht mehr, dachte er verzweifelt. Ich bin am Ende. Ich halte diesen Streß nicht länger aus.
    Er war nahe daran, die Tür zu öffnen, aus dem Versteck zu kriechen und zu schreien: »Hier bin ich! Macht Schluß, damit ich es hinter mir habe!«
    Aber noch harrte er aus, und das rettete ihm das Leben, denn die Freibeuter des Schreckens zogen sich zurück! Benny Stack konnte dieses Glück kaum fassen.
    Gerettet!
    Wer hätte das noch geglaubt? dachte er verhalten schluchzend. Keinen Pfifferling hätte ich mehr für mein Leben gegeben - aber ich darf es behalten.
    Es war für ihn nicht nur ein Geschenk, sondern mehr noch ein Auftrag. Für Eliot Culver konnte er nichts mehr tun, aber Robert Hoffa lebte noch. Vielleicht konnte er ihm den Tod ersparen. Er wollte es auf jeden Fall versuchen.
    ***
    Vicky Bonney hatte das Haus betreten und ihr Gepäck erst mal in der Diele abgestellt. »Ist niemand daheim?« fragte die blonde Schriftstellerin in die Stille und begab sich in den Salon.
    Boram, der Nessel-Vampir, trat ihr dort entgegen und hieß sie mit hohler, rasselnder Stimme willkommen.
    »Bist du allein im Haus?« fragte Vicky
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