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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge
Autoren: A.F.Morland
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Hause.
    Triefnaß, hatte auch ich den Wunsch, so rasch wie möglich heimzukommen und trockene Sachen anzuziehen. Einen Wunsch, den Roxane und Mr. Silver -die genauso aussahen wie ich - mit mir teilten.
    Wir stiegen in meinen Rover.
    Pater Severin fuhr in seinem Käfer hinter uns her.
    ***
    Mit trockenen Klamotten am Leib -nach einer reinigenden Dusche - fühlte ich mich gleich viel besser. Wir stießen auf den Sieg über Hyram Todd und seine Horror-Piraten an, und ich ließ mir meinen Pernod gut schmecken.
    Pater Severin fuhr kurz vor Mitternacht nach Hause.
    Als ich dann neben meiner hübschen Freundin lag, konnte ich nicht abschalten. Ein schwindelerregendes Karussell drehte sich in meinem Kopf.
    Ich wälzte mich seufzend hin und her.
    »Kannst du nicht einschlafen?« flüsterte Vicky anteilnehmend.
    »Nein«, antwortete ich. »Schlaf wenigstens du.«
    Sie glitt näher. Ich empfand das sanfte Streicheln ihrer schmalen Hand sehr angenehm. »Wir können reden«, schlug sie vor.
    »Es ist schon spät.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Vicky.
    »Du machst dir Sorgen um Noel, nicht wahr?«
    »Ja«, gab ich zu. »Es quält mich, hier zu liegen und zu wissen, daß er in dieser Säule eingeschlossen ist. Er kann sich nicht bewegen, lebt und weiß vermutlich, wie es um ihn steht, daß er sterben und zu Stein werden wird. Und wir können nichts für ihn tun. Vielleicht haben wir irgend etwas übersehen, sind einer wichtigen Spur nicht nachgegangen… Zweifel, bestimmt alles getan zu haben, und Angst, einen Fehler gemacht zu haben, peinigen mich.«
    »Du mußt trotzdem versuchen, zu schlafen«, sagte Vicky und küßte mich sanft. »Du brauchst nach all den Strapazen Ruhe,«
    »Wie kann ich mich ausruhen, während mein Freund langsam stirbt?«
    »Vielleicht ergibt sich morgen eine Möglichkeit, Noel zu retten. Aber wenn du dann nicht fit bist…«
    »Du hast recht«, sagte ich leise. »Ich werde versuchen, abzuschalten und geistige und körperliche Kräfte zu tanken.«
    Vicky kuschelte sich an mich, ich legte die Arme um sie, und so schliefen wir ein.
    Tags drauf rief Ross McKay an, der Chef von Yellow Bull Trans , für den die Sampson-Brüder gearbeitet hatten. Wir waren gerade beim Frühstück.
    McKay bat uns in sein Büro. Sein großes Gesicht wirkte sorgenverhangen Julian, Craig und Dex Sampson waren nicht zur Arbeit erschienen.
    Ich ersparte ihm die Gründe, er hätte sie nicht geglaubt.
    »Waren Sie bei ihnen?« wollte McKay von uns wissen.
    Ich nickte. »Wir haben mit ihnen gesprochen.«
    »Verrieten sie Ihnen den Grund, weshalb sie die Säule nicht nach King’s Cross, sondern nach Shoreditch brachten?«
    Mich durchfuhr ein Stromstoß. »Wohin?«
    »Einer meiner Mitarbeiter sah ihren Truck zufällig in Shoreditch«, sagte Ross McKay. Er präzisierte den Ort. »Sie hoben die Säule mit dem Kran in den Hof einer aufgelassenen Brotfabrik.«
    »Haben Sie das bereits Mr. Peckinpah mitgeteilt?«
    »Noch nicht. Ich wollte mir zuerst anhören, was die Sampson-Brüder dazu zu sagen haben«, antwortete McKay. »Aber sie zogen es vor, der Arbeit fernzubleiben. Es versteht sich von selbst, daß ich ihnen das nicht durchgehen lasse. Sie haben dem Ruf der Firma geschadet und müssen daher die Konsequenzen tragen.«
    »Wir werden uns bei Mr. Peckinpah für Sie verwenden«, versprach ich, »damit Ihnen aus der Fehlleistung dieser Männer kein Schaden erwächst.«
    McKay sah mich dankbar an und atmete erleichtert auf. Die Sampson-Brüder brauchte er nicht mehr zu feuern, die hatten sich bereits von dieser Welt verabschiedet.
    Vickys Worte fielen mir ein. »Vielleicht gibt es morgen eine Möglichkeit, Noel zu retten«, hatte sie gesagt, als hätte sie in die Zukunft gesehen.
    Noch hatten wir Noel nicht wiedergefunden, aber wir wußten, wohin ihn die Sampson-Brüder gebracht hatten. Überhastet verabschiedeten wir uns von Ross McKay, der uns einen unschätzbaren Gefallen erwiesen hatte.
    Wir erreichten Shoreditch in Rekordzeit. Mein Herz trommelte aufgeregt gegen die Rippen. Bange fragte ich mich, wie sich Noel fühlte.
    Die verlassene Brotfabrik wurde von einer gurrenden Taubenkolonie bewohnt. Der Beton des Innenhofs wies viele Risse auf, aus denen Unkraut wuchs.
    Wir entdeckten die Säule im Schatten des nüchternen Gebäudekomplexes, und ich spürte, wie sich meine Nervenstränge anspannten.
    War Noel noch zu retten? War er bereits… verloren?
    Ich trat an die Säule und zog den schwarzen Stein meines magischen Rings kurz darüber.
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