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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge
Autoren: A.F.Morland
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    »Verdammt, was war das, Eliot?« schrie Robert Hoffa nach vorn.
    Im Augenblick war der Nebel so dicht, daß der Steuermann den Maschinisten nicht sehen konnte. Und Culver sah die verwitterten, morschen Schiffsplanken nicht mehr. War es eine Halluzination gewesen?
    »Eliot? Eliot, warum antwortest du nicht? Ich hab’ dich was gefragt!«
    »Da… war ein… Schiff, Robert… Jetzt ist es nicht mehr da. Ich kann mir das nicht erklären… Wir sind voll dagegen gedonnert…«
    »Wir haben ein Schiff gerammt? Du lieber Himmel… Ein großes Schiff?«
    »Ein sehr altes Schiff«, antwortete Eliot Culver.
    »Haben wir es backbord oder steuerbord erwischt?«
    »Steuerbord… Es kann in dieser kurzen Zeit weder gekentert noch gesunken sein, Robert. Es ist mir unbegreiflich, daß ich es nicht mehr sehe. Es müßte doch noch hier vor mir sein.«
    »Komm lieber weg vom Bug!« rief Hoffa, dem die ganze Sache nicht mehr geheuer war. »Komm hierher, Eliot! Es ist nicht gut, allein dort vorn zu stehen!«
    Etwas schwang durch die Luft. Ein Körper. Ein Mann mit einem bleichen Skelettschädel und schuppigem, langem weißem Haar. Er gehörte zu Hyram Todds Mannschaft!
    Er trug lederne Schaftstiefel, eine rote Hose und ein zerlumptes Schlotterhemd. Bewaffnet war er mit einem Säbel und einem Dolch, der zwischen seinen Zähnen klemmte.
    Jetzt ließ der unheimliche Pirat das Tau los, an dem er hing, und landete hinter Eliot Culver. Der Maschinist fuhr entsetzt herum. Seine Augen weiteten sich in grenzenloser Ungläubigkeit, als er den gefährlichen Feind erblickte.
    » Überfall !« schrie er. Seine Stimme überschlug sich. »Robert, wir werden überfallen!«
    Hoffa nahm nur eine vage Bewegung im Nebel war. »Hierher, Eliot! Mach schnell! Komm zu mir!«
    Benny Stack hörte die hysterischen Rufe. Sie lichteten den Dunst in seinem Hirn, so daß er wieder etwas klarer denken konnte. Überfall? Auf der Themse? War Eliot auch betrunken? Was für ein Problem hatte er?
    Culvers Verstand hakte aus, die Angst war einfach zu groß, und sie ließ ihn völlig falsch handeln. Anstatt sofort die Flucht vor dem grauenerregenden Kerl zu ergreifen, trat der Maschinist die Flucht nach vorn an.
    Er stürzte auf den Totenkopf-Piraten, schmetterte ihm die Faust in die knöcherne Visage und packte den Säbel mit beiden Händen. Erstens, um zu verhindern, daß der Feind damit zuschlug oder zustach, und zweitens, um ihm die Waffe zu entwinden.
    Culver hatte zwar noch nie einen Säbel in der Hand gehabt, aber er würde bestimmt damit umgehen können. Wenn der verdammte Kerl erst mal keinen Kopf mehr auf den Schultern hatte, würde er wohl kaum noch gefährlich sein.
    Der Pirat mit dem schlohweißen Haar stieß Culver kraftvoll gegen die Aufbauten. Ein heftiger Schmerz durchglühte den Rücken des Maschinisten. Irgendein Metallbolzen hatte sich verteufelt hart in sein Kreuz gebohrt.
    Er stöhnte auf, ließ den Säbelarm aber nicht los. Seine ganze Kraft mußte er aufbieten, um den Säbel an sich zu bringen. Dieser erste Erfolg gab ihm mächtig Auftrieb.
    »Eliot!« brüllte Hoffa über das Deck. »Verdammt, wo bist du?«
    Culver konnte nicht antworten, er mußte sich auf den gefährlichen Gegner konzentrieren.
    Benny Stacks Kopf tauchte beim Niedergang auf. Er war nicht so weit von Culver entfernt, deshalb konnte er ihn sehen - und auch das Horrorwesen, mit dem er kämpfte.
    Der Kerl schien ein Gesichtsbad in Salzsäure genommen zu haben. Stack erschrak zu Tode, als er begriff, mit wem sich Eliot Culver da herumschlug.
    Durfte er seinen Augen trauen? Spielte ihm sein alkoholisierter Geist einen furchtbaren Streich? Nüchtern hätte er diesen Anblick wohl kaum verkraftet. Er wäre wahrscheinlich schreiend vor Angst von Bord gesprungen. Deshalb grenzte Culvers Mut der Verzweiflung für ihn an glatten Irrsinn.
    Der Freibeuter des Schreckens griff nach dem Dolch, der noch zwischen seinen Zähnen klemmte, und stach sofort zu. Culver sprang zur Seite und schwang den alten, schartigen Säbel hoch, während sich die Dolchspitze in verwittertes Holz bohrte.
    Auf den zweiten Angriff war Culver vorbereitet. Er wußte, daß er in diesen Augenblicken höchster Bedrängnis über sich selbst hinauswuchs.
    Er spürte die Kraft der namenlosen Angst, die ihn ausfüllte und zu Taten beflügelte, die er sich niemals zugetraut
    hätte. Er wollte leben, das durfte er aber nur, wenn er kämpfte.
    Als der Pirat zum zweitenmal zustach, schlug ihm Eliot Culver den Dolcharm
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