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193 - Im Schatten der Tower Bridge

193 - Im Schatten der Tower Bridge

Titel: 193 - Im Schatten der Tower Bridge
Autoren: A.F.Morland
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die Dampfgestalt.
    »Nein«, antwortete der wortkarge weiße Vampir, der schon vielen Schwarzblütlern den Garaus gemacht hatte. Auf diese Weise hielt er sich am Leben. Er nahm schwarze Kraft in sich auf und wandelte sie in weiße um. »Roxane ist auch hier.«
    »Wo?«
    »Oben - denke ich«, sagte Boram. Vicky trug ihr Gepäck auf ihr Zimmer und klopfte kurz darauf an Roxanes Tür, doch die Hexe aus dem Jenseits antwortete nicht. Ein wenig beunruhigt öffnete Vicky die Tür - und erschrak, denn Roxane stand mit starrem Blick völlig geistesabwesend im Raum und nahm die Eintretende überhaupt nicht wahr.
    »Roxane!« stieß Vicky nervös hervor. »Roxane, was ist mit dir? Was hast du?« Sie schüttelte die Freundin, um sie wachzukriegen.
    Die weiße Hexe atmete heftig, und ihr Gesicht verzerrte sich so sehr, daß Vicky Bonney angst und bange wurde.
    »Um Himmels willen, was ist denn nur los mir dir, Roxane?«
    Erlebte die schwarzhaarige Hexe mit offenen Augen einen grauenvollen Alptraum? Jetzt bewegte sie die Lippen. »Nebel…« flüsterte sie. »Ein Schiff, das es nicht mehr geben dürfte - alt, schäbig, unheimlich… Der Geruch des Todes unweht seine Masten… Gold… Blut… Freibeuter des Schreckens… Angeführt von Hyram Todd, dem Piraten-Phantom… Ein anders Schiff… Es gerät in den Bannkreis des Bösen… Diese armen, unschuldigen Männer… Sie haben nichts getan, aber sie sollen sterben… Einer… jetzt!« Ihre Stimme wurde, schrill. »Der andere… bald!« Vicky war das alles so unheimlich, daß sie Roxane energisch wachrüttelte.
    »Roxane, was hast du? Komm zu dir, ich bitte dich…!«
    Die Vision der weißen Hexe zerplatzte wie eine Seifenblase. So plötzlich, wie sie eingesetzt hatte, war sie zu Ende. Verwirrt starrte Roxane die blonde Freundin mit ihren großen, meergrünen Augen an. »Vicky!«
    »Was war das eben, Roxane?« fragte Vicky Bonney mit belegter Stimme. »Was war was?«
    »Mädchen, du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt«, sagte Vicky vorwurfsvoll.
    Roxane schien nicht zu begreifen, wieso.
    »Du mußt etwas gesehen haben«, sagte Vicky eindringlich. »Erinnerst du dich nicht? Du sprachst von Schiffen, von Nebel, sagtest: ›Diese armen, unschuldigen Männer‹.« Sie wiederholte alles, was sie gehört hatte - und es begann bei Roxane allmählich zu greifen. Zunächst war alles noch sehr nebulös, doch langsam wurde es klarer.
    »Ich hatte eine Vision, Vicky .. sagte Roxane gedehnt.« Es war grauenvoll ..
    »Was genau hast du gesehen?« wollte Vicky wissen.
    »Der Schleier des Vergessens will sich fortwährend darüberbreiten«, flüsterte die weiße Hexe geistesabwesend. Ihr Atem hörte sich gepreßt an. Sie schien sich anzustrengen. »Ich muß versuchen, es zu verhindern… denn wenn der Schleier erst einmal liegt, kann ich ihn nicht mehr hochheben. Dann nimmt er alles mit, sobald er sich auflöst.«
    Vicky versuchte ihr mit immer neuen Stichworten zu helfen. Es kam eher selten vor, daß Roxane solche Visionen hatte, aber es war schon passiert, und es würde immer wieder dazu kommen, ohne daß es die Hexe aus dem Jenseits in irgendeiner Weise beeinflussen konnte.
    »Nebel…«, sagte Roxane leise, »soviel Nebel…« Ihr Blick war in eine geistige Ferne gerichtet. Plötzlich flatterten ihre Lider. Es schien, als schaltete sie innerlich auf »Bewußtsein« um, sah Vicky beunruhigt an. »Ich dachte, der Nebel befände sich in meinem Geist, aber er ist außerhalb, und in ihm spielen sich schreckliche Dinge ab. Es handelt sich um keinen gewöhnlichen Nebel, Vicky. Dieser graue Dunst verbirgt Böses, er schützt eine drohende Gefahr vor den Blicken der Menschen…«
    »Du nanntest einen Namen«, erinnerte Vicky die Freundin, »Hyram Todd!«
    Roxane faßte sich an die pochenden Schläfen. Sie kam nicht zur Ruhe. Kaum hatte Vicky Bonney diesen Namen ausgesprochen, da stand ihr Inneres schon wieder in Aufruhr.
    »Ich weiß von ihm seit langer Zeit«, sagte Roxane, sich erinnernd. »Vielleicht kam es deshalb zu dieser Vision -weil ich ihn kenne.«
    »Kannst du mir mehr über ihn erzählen?« fragte Vicky.
    Die Mädchen setzten sich, und Roxane begann zu sprechen. Sie wußte sehr viel von Hyram Todd, ezählte eine Reihe von Schreckenstaten auf, die auf sein Konto gingen.
    Vicky Bonney schauderte. Todd hatte grauenvolle Dinge getan, und ein Ende seines blutigen Treibens war - nach Roxanes Worten - nicht abzusehen.
    »Er sollte nicht Todd, sondern Tod heißen«, sagte Vicky Bonney
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