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192 - Das Monster in mir

192 - Das Monster in mir

Titel: 192 - Das Monster in mir
Autoren: A.F.Morland
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Programm man ihm vorsetzte.
    Außerdem mußte sie ihn mit Bier versorgen, wenn er Durst hatte. Sie mußte es ihm aus der Küche holen. Damit sie wenigstens für irgend etwas nütze war.
    »Warum hast du die Kinder schon zu Bett gebracht?« fragte er, ohne sie anzusehen.
    »Sie waren müde.«
    Bills blondes Haar war zerzaust, sein Gesicht war voller Bartstoppeln. Kaum zu glauben, daß er bei der Hochzeit ein adretter junger Mann gewesen war, den alle in ihr Herz geschlossen hatten. Er hatte sie nacheinander vor den Kopf gestoßen, und sie hatten sich von ihm und seiner Familie, die sie bedauerten, der sie aber nicht helfen konnten, zurückgezogen.
    Man hatte Lissy geraten, sich von diesem trunksüchtigen Ekel scheiden zu lassen. Sie hatte es ihrem Mann zaghaft vorgeschlagen. Er war nüchtern gewesen und hatte geweint und geschworen, sich zu bessern. Danach hatte er – wegen der Aufregung, die sich auf seinen nervösen Magen geschlagen hatte – einen Bourbon getrunken, und noch einen, und noch einen… Und später hatte er Lissy gedroht, sie und die Kinder umzubringen, wenn sie die Scheidung einreichen würde.
    »Setz dich!« befahl er und klopfte unkontrolliert neben sich auf das zerschlissene Sofa.
    Lissy gehorchte.
    »Sieh dir diese Mist-Show an!« schimpfte Bill. »Lauter abgehalfterte Stars, und die Gags haben einen Bart, so lang wie der Broadway. Eine Zumutung ist das, was die einem vorzusetzen wagen.«
    »Warum schaltest du nicht auf einen anderen Kanal?«
    »Anschließend kommt ein Film, den ich sehen möchte. Ich will den Anfang nicht verpassen. Hol mir noch eine Dose Bier. Nun mach schon. Nicht so lahm.«
    Lissy eilte in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und stellte entsetzt fest, daß keine Dose mehr drinstand. Wie hatte sie nur so nachlässig sein können?
    Es gab zwar noch Bier, aber es war warm, und Bill wollte nur gekühltes Bier. Er würde einen Tobsuchtsanfall bekommen.
    Hastig stellte Lissy ein paar Dosen in den Eiskasten, und eine stellte sie unter den kalten Strahl des Leitungswassers.
    »Verdammt noch mal, wo bleibt das Bier?« schrie Bill ungeduldig.
    »Kommt sofort.«
    »Mußt du es erst brauen?«
    »Ich will nur schnell…«
    »Zuerst das Bier!« brüllte Bill.
    »Ja.« Lissy drehte das Wasser ab. Die Aluminiumdose war einigermaßen kühl, und sie war naß, wie beschlagen. Vielleicht ließ sich Bill täuschen. Lissy eilte ins Wohnzimmer. »Hier. Hier ist dein Bier.«
    »Na endlich. Wieso hat das denn so lange gedauert?« Er riß ihr die Dose gereizt aus der Hand. Als er sie öffnete, zischte das warme, heftig geschüttelte Bier heraus. »Verdammt!« fluchte Bill und brachte die Dose schnell an seinen Mund.
    Im nächsten Moment spuckte er das warme Bier auf den Boden.
    »Verdammt!« brüllte er wieder und schleuderte die Dose nach seiner Frau.
    Lissy duckte sich.
    Das Geschoß verfehlte sie und knallte gegen die Wand.
    Wütend sprang Bill Lancaster auf. »Du bringst mir warmes Bier?« schrie er, als gäbe es kein schlimmeres Verbrechen.
    »Kann man dich denn für gar nichts brauchen? Bist du nicht einmal imstande, dafür zu sorgen, daß das Bier kalt ist?«
    Sie zitterte. »Entschuldige, Bill, aber…«
    Er ließ sie nicht ausreden. Mit zwei raschen Schritten war er bei ihr, und dann hörten die Kinder nebenan die Schläge klatschen und ihre Mutter schreien…
    ***
    Unterschwellig hatte ich die ganze Zeit befürchtet, daß etwas passieren würde. Seit mich der weibliche Zombie Claire Davis in den Unterarm gebissen hatte, laborierte ich an dieser Verletzung.
    Sie heilte nicht richtig ab, machte sich immer wieder auf die unterschiedlichste Weise bemerkbar – manchmal sehr unangenehm. Irgend etwas mußte sich in meinem Fleisch abgekapselt haben, etwas, an das wir nicht rankamen.
    Ich versuchte es mit meinem magischen Ring, Mr. Silver nahm seine Silbermagie zu Hilfe, Roxane wollte mir mit ihrer Hexenkraft beistehen… vergeblich.
    Was sich in meinem Arm befand, gehörte herausgeschnitten.
    Ich hatte mich zu dieser Operation nicht aus Feigheit noch nicht entschlossen, sondern aus Zeitmangel. Der erbitterte Kampf gegen die Vampire – in der Hölle und in London – lag erst 48 Stunden zurück, und ich hatte eine Verschnaufpause dringend nötig.
    Und nun diese entsetzlichen Schmerzen…
    Sie hatten mich aus heiterem Himmel überfallen. Jetzt lag ich auf dem Boden und hechelte wie ein angeschossenes, halbtot gehetztes Tier.
    Niemand war bei mir, ich befand mich allein im Haus, und mir ging es
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