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192 - Das Monster in mir

192 - Das Monster in mir

Titel: 192 - Das Monster in mir
Autoren: A.F.Morland
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Kopf, als würde sie Witterung aufnehmen. Ihr Busen hob und senkte sich immer schneller.
    Etwas schien sie ungemein aufzuregen.
    Sie drehte sich um und starrte mich haßerfüllt an. Ich konnte ihre Reaktion nicht verstehen. Sie mußte mich mit jemandem verwechseln.
    Ich hatte sie noch nie gesehen, da war ich ganz sicher.
    Sie öffnete blitzschnell ihre Handtasche, ihre Hand stieß hinein, und dann griff sie mich an… Mit einer langen, spitzen Nagelfeile!
    ***
    31. August…
    Lissy hatte eine Freundin in Richmond, Jayne Carpenter mit Namen. Sie war mit einem Mann verheiratet, der als Schiffssteward viel unterwegs und selten zu Hause war.
    Wahrscheinlich funktionierte die Ehe deshalb so gut. Die kurze Zeit, die ihnen füreinander blieb, waren sie sehr glücklich. Es gab niemals Streit in ihrem Haus, kein böses Wort, nur nette Gesten, und nach jeder Reise viele Geschenke für die beiden Kinder.
    Dorthin begab sich Bill Lancaster als nächstes.
    Jayne Carpenter war mit den Kindern wieder einmal allein.
    Sie roch sofort, daß Bill schwer geladen hatte. Außerdem sah sie es ihm auch an.
    Deshalb wollte sie ihn nicht in ihr Haus lassen, sondern gleich an der Tür abfertigen.
    Bill glaubte, sie hätte einen anderen Grund, ihn nicht einzulassen. »Sie sind also bei dir!« knurrte er mit finsterem Blick.
    »Wer?« fragte Jayne Carpenter.
    »Lissy und die Kinder!« herrschte Bill die Freundin seiner Frau an. »Wer denn sonst?«
    »Fand sie endlich den Mut, dich zu verlassen?« Jayne Carpenter sah ihn triumphierend an.
    »Quatsch. Lissy verläßt mich nicht. Ich weiß nur nicht, wo sie ist.«
    »Hast du sie wieder geschlagen?«
    »Meine Sache, was wir miteinander gehabt haben. Das geht dich nichts an.«
    »Lissy ist meine Freundin.«
    »Das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich in unsere Ehe zu mischen!« blaffte Bill Lancaster. »Und jetzt hol sie an die Tür!«
    »Sie sind nicht hier, aber wenn sie bei mir wären, würde ich sie nicht an dich ausliefern«, erwiderte Jayne Carpenter furchtlos.
    »Lissy! Pete! Debbie! Kommt raus!« schrie Bill Lancaster.
    »Brüll hier nicht rum!« fuhr ihn Jayne Carpenter wütend an.
    »Meine Kinder schlafen schon.«
    Er wollte sie ins Haus drängen. »Du setzt deinen Fuß nicht über diese Schwelle!« zischte sie. »Verschwinde, Bill Lancaster, oder du kriegst Ärger mit der Polizei.«
    »Sie kommt zu mir zurück. Auf den Knien wird sie angekrochen kommen. Die Füße wird sie mir küssen und mich anflehen, sie und die Kinder wieder aufzunehmen.«
    Jayne Carpenter schüttelte fassungslos den Kopf. »Sag mal, worauf bildest du dir eigentlich soviel ein? Was glaubst du, wer du bist?« Sie sah ihm an, daß er ihr Haus doch noch stürmen wollte, deshalb rief sie: »Jerry, kommst du mal?«
    Sofort zog sich Bill Lancaster zurück, obwohl er Jerry Carpenter nicht sah. Jaynes Mann war ein vierschrötiger Bursche, der eine Zeitlang geboxt hatte. Bill hatte keine Lust, von ihm – falls er tatsächlich ausnahmsweise einmal zu Hause war – vermöbelt zu werden.
    »Ich schlag’ Lissy windelweich, wenn ich sie finde!« stieß Bill aggressiv hervor.
    »Kerle wie du gehören ins Zuchthaus!« erwiderte Jayne.
    »Einsperren sollte man dich, bis du schwarz bist!«
    »Ich finde sie, und dann geht’s rund!« kündigte Bill Lancaster an und wankte davon.
    ***
    Wut und Haß verzerrten das Gesicht der mir unbekannten Frau, die mich – in Ermangelung einer anderen Waffe – mit der Nagelfeile attackierte.
    Vicky stieß einen heiseren Schrei aus, und Noel Bannister wirbelte bestürzt herum. Mir war die unerklärliche Reaktion der Frau zum Glück nicht verborgen geblieben, deshalb konnte ich sie abwehren.
    Vielleicht war sie verrückt.
    Ich fing ihren Arm ab und hielt ihn fest.
    »Satan!« schrie sie. »Satan!«
    Sie mußte tatsächlich nicht dicht sein. Und sie war kräftig.
    Es war nicht ganz einfach, sie festzuhalten, ohne ihr wehzutun.
    Erst als Noel Bannister eingriff und sie hart umklammerte, war nicht mehr zu befürchten, daß sie mich verletzte.
    Aber sie schrie immer noch »Satan! Satan!«
    Das mir, wo ich mich mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln gegen das Böse einsetzte.
    »Satan! Gezeichneter! Hütet euch vor den Gezeichneten!«
    kreischte die Frau.
    Die Menschen in New York waren abgebrüht, die konnte so leicht nichts erschüttern. Diese Stadt hatte eine der höchsten Verbrechensraten aufzuweisen. Zu jedem Jahresende zog man eine entmutigend traurige Bilanz. Nur manchmal wurden die Menschen
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