Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Erpressung und daß man nicht nachgeben dürfe. Notfalls müsse man Wasser aus der Luft gewinnen.
    Gia de Moleon äußerte sich ähnlich, und als schließlich sogar Stendal Navajo zu Wort kam, versuchte dieser zu Jedders Entsetzen mit keinem Wort, den umgeäußerten Verdacht zu widerlegen. Statt dessen sprach er davon, daß „die thorrimschen Freunde die Alashaner nicht im Stich lassen" würden.
    Für Jedder klang dies wie ein Eingeständnis. Navajo rannte seinen Gegnern ins offene Messer!
    Dann aber überlegte der Programmierer, ob der Mann mit dem Zylinder tatsächlich so naiv sein konnte.
    Die Nachrichtensendung war kaum vorbei, da kamen die Kinder die Treppe herabgestürmt. „Wann gehen wir unsere Freunde holen?" fragte Earth. „Du hast es versprochen."
    „Aber es geht heute nicht", versuchte Jedder ihnen begreiflich zu machen. „Ich werde es nicht vergessen, großes Ehrenwort, aber nicht heute und wohl auch noch nicht morgen."
    China begann zu weinen, und die beiden zogen sich traurig in ihr Zimmer zurück. Nur Chessy war bei Jedder geblieben. Jedder fütterte sie, und dann kam Darne nach Hause. Sie hatte anscheinend beschlossen, eine neue Taktik anzuwenden, und sprach deshalb kein einziges Wort mit ihrem Mann.
    Jedder kannte das, sie war in der Lage, das bis zu einer Woche durchzuhalten. „Mein einziger Freund", sagte er zu der Dackelhündin und nahm sie mit auf das Sofa.
    Er konnte nicht arbeiten. Innerlich aufgewühlt wartete er auf die angekündigten Sondersendungen zum Attentat auf das Wasserwerk. Davor gab es allerdings noch einmal Nachrichten, und sie hätten für ihn nicht besser anfangen können.
     
    *
     
    Wie die Nachrichtensendung meldete, waren die drei Saboteure gefaßt worden. Es handelte sich um Angehörige einer der chancenlosen Splitterparteien, deren Chef - und Bürgermeisterkandidat - gleich mit von der Partie war. Danyel Bossa vertrat noch extremere Meinungen als Clodia Zuint. Für ihn gab es nur die Terraner, und alle anderen Völker in DaGlausch waren bestenfalls als künftige Sklaven des terranischen Imperiums zu betrachten.
    Die meisten Alashaner verabscheuten solche Ansichten. Bossa besaß nur eine Handvoll Anhänger, die allerdings zu allem bereit waren - solange sie im Rudel auftraten.
    Einzeln waren sie feige, und so gestand einer der drei Saboteure, den Anschlag nur deshalb verübt zu haben, um ihn den Thorrimern, genauer Stendal Navajo, in die Schuhe schieben zu können.
    Plötzlich sah alles ganz anders aus! Jedder zog sich an und verließ den Bungalow. Er mußte jetzt einfach hinaus, unter Leute, mit denen er reden konnte. Das Schweigen zu Hause ertrug er nicht, aber er wollte Darnes Laune nicht nachgeben.
    Der Computerspezialist ließ sich in die City abstrahlen und fand seinen Weg zum KosmosKlub. Lara Jamirkis schenkte ihm den ersten Vurguzz ein, aber zu einem Gespräch bekamen sie keine Gelegenheit. An diesem Tag war es hektisch in der Kneipe, Lara hatte alle Hände voll zu tun.
    Aber Jedder genügte es, sich die Unterhaltungen der anderen Gäste anzuhören.
    Alles war wie ausgewechselt. Die Männer und Frauen redeten alle fast nur von der Sabotage, und selbst glühende Verfechter von Clodia Zuints Positionen mußten in der Diskussion klein beigeben. Die öffentliche Meinung schlug nicht gerade rapide um, aber es erwies sich, daß Clodia Zuint sich keinen Gefallen damit getan hatte, Navajo und dessen politische Freunde indirekt zu bezichtigen.
    Doch es kam für Jedders Begriffe noch besser.
    In den nächsten Nachrichten, die in die Kneipe übertragen wurden, war auf einmal die Rede davon, daß die Thorrimer den Alashanern über Gia de Moleon sofortige Hilfe angeboten hatten. Tankgleiter mit Frischwasser standen bereit, um den Alashanern über die kritischen Tage hinwegzuhelfen. König Corn Markee hatte mit Gia de Moleon über Funk Kontakt aufgenommen; Geräte waren nach dem ersten offiziellen Kontakt installiert worden.
    Außerdem hatte der König als offizielles Geschenk ein Trivid-System mit Translator erhalten, mit dem er alle Sendungen aus Alashan verfolgen konnte. Das war natürlich eine reine Geste, denn die Nachbarn konnten die Trivid-Sendungen aus Alashan mit ihrer eigenen Technik empfangen, zumindest die offiziellen Stellen waren dazu in der Lage. So waren die Thorrimer über die Sabotage informiert - allerdings auch über die gegen sie gerichteten Verdächtigungen.
    Und doch boten sie jetzt ihre Hilfe an, wie es schien, ganz ohne geforderte Gegenleistung.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher