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191 - London - Stadt der Vampire

191 - London - Stadt der Vampire

Titel: 191 - London - Stadt der Vampire
Autoren: A.F.Morland
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seiner Hauer ließ darauf schließen, daß er sehr groß war.
    Ein Polizeibeamter leerte die Taschen des Toten und entfaltete trief nasse Papiere. Roxane schnappte auf, daß der junge Mann 18 Jahre alt war und Harry Rafferty hieß. Auch seine Adresse erfuhr sie, denn der Beamte las sie seinem Kollegen vor, und dieser schrieb sie in sein Notizbuch.
    Rafferty wurde in einen schwarzen Plastiksack gelegt, und man zog den Reißverschluß hoch. Der Polizeifotograf hatte etliche Aufnahmen von der Leiche gemacht. Jetzt trat er durch die Polizeisperre, ging an Roxane vorbei und stieg in seinen Wagen.
    Sie legten den Plastiksack mit dem Toten auf eine Trage und brachten ihn zu einem dunklen Kastenwagen.
    »Der arme Junge«, sagte jemand hinter Roxane.
    »Die bedauernswerten Eltern«, sagte jemand anders. »Da zieht man sein Kind groß und nimmt eine Menge Entbehrungen auf sich, und dann endet es in so jungen Jahren auf diese schreckliche Weise. Ich darf gar nicht daran denken, daß ich selbst einen Sohn in diesem Alter habe.«
    Gewiß, das Schicksal des jungen Mannes war erschütternd, aber Roxane befaßte sich im Geist dennoch nicht mit ihm, sondern mit dem blutgierigen Unhold, der das getan hatte, denn er war die Wurzel des Übels. Wenn man ihn nicht unschädlich machte, würde es bald wieder einen Toten geben.
    ***
    Vincent Crespo war unzufrieden. Er hatte sich durch Calumorg mehr Anerkennung erwartet, doch der Uralt-Vampir hatte keine weitere Notiz von den ›Wegbereitern‹ genommen.
    Er war einfach mit Harry Rafferty weggegangen und nicht mehr zurückgekommen.
    Zwei Stunden hatten sie auf dem Friedhof gewartet, doch Calumorg hatte sich nicht mehr blicken lassen. Enttäuscht waren die ›Wegbereiter‹ nach Hause gegangen, und Crespo hatte die restliche Nacht damit verbracht, in seinem alten Buch nachzulesen, ob er irgend etwas falsch gemacht hatte, ob es eine Formel gab, die den Vampir und die ›Wegbereiter‹ enger miteinander verband.
    Zu einem Ergebnis war er nicht gekommen.
    Er lag in seiner kleinen Bude auf dem Boden. Flora Nugent war bei ihm und hätte nichts dagegen gehabt, wenn er sie ein bißchen mehr beachtet und verwöhnt hätte, doch danach stand ihm nicht der Sinn.
    »Schnappt sich Harry und vergißt uns«, maulte Crespo ärgerlich.
    Flora setzte sich auf und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß er uns vergessen hat, Vince.«
    »Wie die Idioten haben wir auf seine Rückkehr gewartet!«
    »Er ist der Meister«, gab Flora Nugent zu bedenken. »Willst du ihm etwa Vorschriften machen?«
    »Nein, aber er hätte uns getrost mehr Beachtung schenken können.«
    »Das kommt bestimmt noch«, sagte Flora zuversichtlich. »Wir kennen seine Pläne nicht. Wenn er uns braucht, wird er mit uns Verbindung aufnehmen. Er weiß uns mit Sicherheit zu finden. Jeden einzelnen ›Wegbereiter‹. Wir brauchen nur zu warten. Wenn wir uns in Geduld fassen…«
    »Wir haben uns lange genug in Geduld gefaßt. Ich will endlich handeln«, fiel Crespo dem Mädchen ins Wort, »Wir gehen heute abend wieder zum Friedhof, vielleicht treffen wir Calumorg dort an.«
    »Ich bin fast sicher, daß er da sein wird«, sagte Flora. Sie legte ihre Hände auf Vincent Crespos Brust und beugte sich langsam zu ihm hinunter, um ihn verlangend zu küssen.
    ***
    Ich stürzte kopfüber in den Feuerfluß. Mr. Silver sprang mir nach und dehnte seinen Silberschutz auf mich aus, sonst wäre ich wahrscheinlich verloren gewesen.
    Das Höllenschwert hatte sich vor mir überschlagen. Reflexhaft griff ich zu. Mit beiden Händen hielt ich Shavenaar fest, während wir von einer wilden Strömung fortgerissen wurden.
    Flammen, Flammen, überall Flammen. Viele Menschen stellen sich die Hölle so vor. Hier wurde sie diesem Klischee mehr als gerecht.
    Wir wurden über steile Stromschnellen hinuntergespült und von mörderischen Strudeln erfaßt. Verbissen kämpften wir um unser Leben.
    Der brennende Fluß wollte uns auseinanderreißen, doch das ließ Mr. Silver nicht zu. Und ich gab Shavenaar nicht frei. Zu dritt bildeten wir eine unzertrennliche Einheit - bis das Tosen vorbei war.
    Der Flammenfluß wurde breiter, seichter und ruhig. Träge floß er dahin. Seine Wildheit war gebrochen. Wir strebten einem flachen Ufer entgegen und krochen ein paar Meter über den Sand, dann blieben wir einige Minuten liegen, um uns zu sammeln und zu neuen Kräften zu kommen. Zwischen uns lag Shavenaar. Wir hatten das Höllenschwert zum Glück nicht verloren.
    Der Ex-Dämon richtete
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