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191 - London - Stadt der Vampire

191 - London - Stadt der Vampire

Titel: 191 - London - Stadt der Vampire
Autoren: A.F.Morland
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wie wohl man sich in einem solchen Mantel fühlt, wie glücklich es einen macht, ihn zu besitzen«, sagte der Fotograf leidend. »Wenn du an die Tierschützer denkst, die auf die Barrikaden steigen, sobald sie einen echten Pelzmantel sehen, können wir den Auftrag vergessen.«
    Daphne öffnete den Mantel. Sie trug darunter nur ihre Unterwäsche. Dennoch klagte sie: »Ich komme um vor Hitze, laß uns eine kleine Pause einlegen, John.«
    John Tingwell raufte sich das gelockte Haar. »Wir haben noch nicht einmal eine Stunde gearbeitet, und du schreist schon nach einer Pause. Häschen, wenn du denkst, dir Starallüren zulegen zu können, obwohl dich in der Branche noch fast keiner kennt, machst du einen großen Fehler.«
    »Sei kein Unmensch, John. Gib mir was zu trinken«, flehte das 20jährige Mädchen. »Was hast du davon, wenn ich in diesem wunderschönen Mantel umkippe?«
    Der weibische Fotograf machte eine wegwerfende Geste. »Mit euch Mädchen hat man immer nur Schwierigkeiten. Du solltest mal sehen, wie echte Profis arbeiten. Die klagen nie, beißen die Zähne zusammen, halten durch und tun, was man von ihnen verlangt.«
    »Und in der Pause rauchen sie Marihuana, schnupfen Kokain oder spritzen sich Heroin in die Ader, um diesem Streß gewachsen zu sein.«
    »Ist mir doch egal, was sie in ihrer Freizeit tun. Hauptsache sie bringen es so perfekt, daß ich kein Set ein zweites Mal zu machen brauche.«
    Daphne legte den Mantel ab. »Schätzchen, was soll das?« fragte Tingwell sauer.
    »Wenn ich nichts zu trinken kriege, streike ich.«
    »Ich werde deine Agenturchefin anrufen und mich über dich beschweren!« kündigte der Fotograf an. Widerwillig begab er sich in die Küche und brachte geeiste Zitronenlimonade. »Du bist eine echte Plage, weißt du das?«
    Daphne gab ihm lächelnd einen sanften Kinnhaken. »Aber dennoch liebst du mich - auf deine Art.«
    Tingwell seufzte. »Es ist mein Unglück, daß du das weißt und es schamlos ausnützt.«
    Sie trank die Limonade.
    »So«, sagte der Fotograf, als sie fertig war, »und nun spring endlich wieder in den Mantel. Du hast bekommen, was du wolltest. Jetzt möchte ich dich so glücklich sehen, als hättest du einen Heiratsantrag von Robert Redford bekommen.«
    »Von dem alten Knacker?«
    »Von mir aus kann es auch Jeff Bridges oder Harrison Ford sein. Ich will nur endlich diese verflixten Aufnahmen in den Kasten kriegen.«
    Daphne zog den Waschbärmantel an. Da öffnete sich die Studiotür, und zwei Männer traten ein. »Miß Daphne Rafferty?« fragte der eine.
    ***
    Torath, der Sprecher des Rates der Ersten Teufel, stieg auf den felsigen Hügel, um das schwarze Orakel zu befragen. Seit Asmodis’ mysteriöser ›Krankheit‹ - die offiziell nicht so genannt werden durfte - machte sich Torath gewisse Hoffnungen, die er vor dem Höllenfürsten selbstverständlich geheimhalten mußte, sonst hätte dieser ihn rechtzeitig seines Amtes erhoben.
    Sobald Asmodis schwach genug war, würde ihn Torath vom Höllenthron entfernen und sich selbst darauf setzen. Das mußte sehr schnell gehen. Schneller, als es Loxagon verhindern konnte.
    Wenn Torath erst mal auf dem Höllenthron saß und die ganze Macht in seinen Händen hielt, würde ihm der kriegerische Teufelssohn nichts mehr anhaben können.
    Dann würde Loxagon gut daran tun, die Hölle zu verlassen und sich anderswo einen Wirkungsbereich zu suchen, denn im Reich der Verdammnis würde ein hoher Preis auf seinen Kopf ausgesetzt sein. Es gab genug Jäger, die daran interessiert sein würden, ihn sich zu verdienen.
    Torath war ein überdurchschnittlich großer Teufel mit schwefelgelben Hörnern, roter Haut und pechschwarzen Augen. Er trug einen langen blutroten Umhang, den der Wind immer wieder auf bauschte. Um die Leibesmitte schlang sich ein schwarzer Gürtel, dessen Schnalle einen stilisierten Teufelskopf darstellte.
    Er erreichte die grauen Säulen, die auf dem felsigen Hügel standen. Sie trugen kein Dach, ragten einfach nur auf, aber sie waren dennoch nicht nutzlos, denn sie grenzten den Bereich des schwarzen Orakels ein. Es gab nur wenige Orte, an denen die schwarzen Kräfte so stark konzentriert waren wie hier.
    Torath wollte in die Zukunft sehen. Er mußte wissen, wie er seine nächsten Schritte planen sollte. Das Orakel konnte ihm die Entscheidung möglicherweise erleichtern. Vielleicht bekam er diesmal auch einen wertvollen Rat.
    Der Sprecher des Rates der Ersten Teufel trat zwischen die grauen Säulen. In einer
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