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191 - London - Stadt der Vampire

191 - London - Stadt der Vampire

Titel: 191 - London - Stadt der Vampire
Autoren: A.F.Morland
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sagte der Fotograf so energisch wie möglich.
    »Sofort!« gab der Ex-Dämon wesentlich energischer zurück.
    John Tingwell zuckte wie unter einem Peitschenschlag zusammen. »Was erlauben Sie sich…?«
    »Es ist wichtig!« sagte Mr. Silver und setzte den Fotografen mit seinem hypnotischen Blick außer Gefecht. Von diesem Moment an gab sich Tingwell friedlich.
    »Ich bin in der Dunkelkammer«, sagte er zu Daphne und zog sich zurück.
    Das Mädchen lachte. »Donnerwetter, wie haben Sie das geschafft?« Sie war ein sehr hübsches Mädchen, ungemein natürlich und dunkelhaarig. Selten hatte ich so schöne braune Augen gesehen.
    Noch war sie gut gelaunt. Sie wußte nicht, was für eine schreckliche Botschaft wir für sie hatten. Ich überließ es Mr. Silver, sie zu informieren, nachdem sie den warmen Waschbärmantel aus-und einen hauchdünnen Seidenkimono angezogen hatte.
    Der Ex-Dämon sorgte dafür, daß sich Daphnes Schock in Grenzen hielt. Sie weinte nicht pausenlos wie ihre Mutter, sah uns nur unendlich traurig und verzweifelt an.
    »Ich habe ihn geliebt«, flüsterte sie unglücklich. »Er war… mein kleiner Bruder. Vielleicht hätte ich mich seiner mehr annehmen sollen, aber ich muß mich um meine Karriere kümmern. Der Job ist hart, die Konkurrenz groß.«
    »Sind Sie der Meinung, Sie hätten Harrys Tod verhindern können?« fragte ich.
    Daphne Rafferty zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Er war in letzter Zeit irgendwie verblendet, hatte so komische Ansichten…«
    »Worüber?« hakte ich ein.
    »Über alles.« Mit dieser Antwort konnte mich Daphne nicht zufriedenstellen. »Ich befürchtete unterschwellig, er könnte auf die schiefe Bahn geraten. Wenn ich mit ihm darüber reden wollte, machte er immer gleich die Schotten dicht. Er zog mich immer weniger ins Vertrauen. Manchmal dachte ich, er hätte ein Herz aus Eis bekommen. Nichts berührte ihn richtig. Als die Katze unseres Nachbarn verendete, hatte ich den Eindruck, Harry würde sich darüber freuen, dabei hatte er das Tier früher sehr gemocht. Er war selten zu Hause, schloß sich immer gleich in sein Zimmer ein und wollte seine Ruhe haben. Mir fiel auf, daß er sich immer häufiger nachts aus der Wohnung schlich.«
    »Wozu? Um sich mit jemandem zu treffen?« fragte ich.
    Daphne wischte ein Staubfuselchen von ihrem kornblumenblauen Kimono. »Seine einstigen Freunde interessierten ihn nicht mehr. Er war in eine neue Clique hineingewachsen. Er übernahm die sonderbaren Ansichten seiner neuen Freunde, steigerte sich in etwas ziemlich Verrücktes hinein.«
    »In was?« wollte ich wissen.
    »Die ganze Welt wäre schlecht, behauptete er zum Beispiel. Die Menschen hätten keine Ideale, wüßten nicht, wozu sie überhaupt gut wären. Raffgier und Profitdenken würden unseren Planeten zugrunderichten, es wäre jetzt schon die Hölle, auf dieser Erde zu leben. Warum also sollte man nicht gleich Nägel mit Köpfen machen?«
    »Was meinte er damit?«
    »Nägel mit Köpfen…«, wiederholte Daphne gedehnt. »… die Hölle gleich wirklich auf die Erde holen. Wegbereiter für das Böse sein und daraus als einer der ersten seinen ganz persönlichen Nutzen ziehen.«
    Mr. Silver und ich wechselten einen raschen Blick, dann sah ich wieder das Mädchen an. »Das hat er Ihnen gesagt?« Daphne nickte niedergeschlagen. »Es hätte ein Warnsignal für mich sein müssen, aber ich erkannte den Ernst der Lage nicht. Ich redete mir ein, Harry würde bloß spinnen, und er würde schon von selbst wieder normal werden. Ich tat das wahrscheinlich nur, weil es für mich die bequemste Lösung war und ich ohnedies keine Zeit hate. Und nun… ist Harry tot.«
    Sie schluckte heftig und biß sich auf die Unterlippe.
    Dem Bösen hatte Harry den Weg bereiten wollen. Durch das Böse war er umgekommen.
    »Die Clique nennt sich die ›Wegbereiter‹«, informierte uns Daphne Rafferty. »Ich glaube, Harry wollte ganz kurz mein Interesse dafür wecken, doch als ich ihn auslachte, redete er nie mehr mit mir darüber. Von diesem Tag an war das Thema für ihn zu Hause gestorben.« Die ›Wegbereiter‹ hätten es also gern gesehen, wenn die Hölle unsere Welt übernommen hätte. Für sie war das Böse ohnedies schon überall. Warum sich ihm in den Weg stellen und aufhalten wollen? War es da nicht vernünftiger, mit den Wölfen zu heulen?
    Sie rechneten wahrscheinlich mit reichem Lohn, wenn sie sich für das Böse verwendeten. Sie wußten nicht, daß in der Hölle das Wort
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