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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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könnte sie mir gehören…?
    Doch, das hatte er getan. Und nicht nur einmal.
    Die Wendeltreppe führte in eine höher gelegene Ebene der Höhlenstadt. Geröll und Felsbrocken, wohin Rulfan auch den Lampenschein richtete. Hier war kein Durchkommen.
    Das Licht fiel auf eine Stelle der Geröllhalde, an der ihm ein dunkler Gegenstand von symmetrischer Form und mit glatten Seitenflächen auffiel.
    Rulfan balancierte über Schutt und Gestein, um das Kästchen genauer zu untersuchen. Es war ein altes Funkgerät mit dunkler Kunststoffverkleidung.
    Unbrauchbar.
    »Du hast ein Recht auf deine Liebe zu dieser Barbarin.«
    Eine Frauenstimme hallte aus dem Halbdunkeln. »Du hast ein Recht, um sie zu kämpfen!«
    »Mutter?« Rulfan fuhr hoch und hob die Lampe. Sie stand ein paar Meter über ihm auf dem Steinhaufen: eine Frau Anfang dreißig, schön und gertenschlank.
    Aschgraue Locken verhüllten ihre Schultern und fielen ihr bis auf die Hüften. Sie trug ein ärmelloses weißes Kleid. Die Haut ihres Gesichts, ihrer Schultern, Arme und Unterschenkel schimmerten bronzen. Zu ihren Füßen lag ein weißer Lupa. Wulf. Mit aufgerichteten Ohren äugte er zu Rulfan herunter.
    »Geh und kämpfe um sie, mein Sohn«, sagte Canduly Reesa. »Niemand kann dich abhalten zu tun, was dein Herz dir gebietet.«
    »Mutter…«, flüsterte Rulfan. Er widerstand der Versuchung, zu ihr und Wulf hinaufzuklettern. Wusste er doch, dass seine geliebte Mutter tot und die Gestalt dort oben nur eine Schimäre war, eine Projektion seiner geheimsten Gefühle und Wünsche.
    Die Erscheinung verblasste, seine Mutter und Wulf lösten sich in Nichts auf. Rulfan stöhnte auf und schüttelte sich. Diese Besuche aus dem Hades strapazierten sein Nervenkostüm. Er wandte sich ab und ging schnell zur Treppe zurück.
    Doch was sie gesagt hatte, die Tote – war es nicht die Wahrheit? War es nicht das, was ein verborgener Teil seiner Persönlichkeit ihm in seltenen Augenblicken ebenfalls zuraunte?
    »Genug davon!«, rief er sich selbst zur Ordnung.
    »Schluss jetzt und zurück in die Wirklichkeit!« Rulfan hob die Lampe und drehte sich um sich selbst. Die Gänge und Abzweigungen, die es auf dieser Ebene einst gegeben haben mochte, waren weitgehend verschüttet.
    Einen einzigen niedrigen Durchgang entdeckte er schließlich doch noch. Über Geröll und Felstrümmer tastete er sich zu ihm vor. Plötzlich hörte er Stimmen.
    Er verharrte reglos und lauschte. Schon wieder Besuch aus der Unterwelt? Es waren Männerstimmen. Maddrax?
    Die Stimmen kamen von unten.
    Rulfan schlich zurück zur Wendeltreppe und lauschte dort. Jetzt hörte er sie deutlicher: Irgendwo dort unten, auf der Ebene, aus der er heraufgestiegen war, sprachen Männer miteinander. Mindestens zwei. Rulfan stieg die Treppe wieder hinunter.
    ***
    Matt ertastete feuchten Staub und scharfkantiges Geröll.
    Er lag auf dem Bauch. Benommen stemmte er sich hoch und öffnete die Augen. Wo zum Teufel war er jetzt wieder gelandet? Es war nicht wirklich dunkel, irgendwo musste es also eine Lichtquelle geben.
    Er sah nach links. Ein matter Lichtschein flackerte auf einer glatten rötlichen Felswand. Er blickte nach rechts.
    Der gleiche Anblick: schwaches Licht auf glattem Fels.
    Ein Gang, Also war er wieder in dem verdammten Höhlenlabyrinth. Herzlichen Glückwunsch! Woher aber kam das Licht?
    Er richtete sich auf den Knien auf und blickte hinter sich: Nur fünf oder sechs Schritte entfernt lag eine brennende Fackel auf dem Boden im Staub.
    Stiefelabdrücke führten von der Fackel bis zu der Stelle, an der er jetzt kniete. Seine eigenen Spuren.
    »O nein…!« Seufzend stand er auf und ging die Spuren zurück bis zur Fackel. Sie lag an der Stelle, an der er sie fallengelassen hatte, weil er Schritte von Verfolgern zu hören glaubte. Er hatte sie fallengelassen, kurz bevor er ins Leere trat und stürzte.
    »Verfluchtes Hirnkino!« Er bückte sich nach der Fackel und hob sie auf. Er war wütend, wütend auf das Wesen, das dieses Spiel mit ihm trieb, wütend aber auch auf sich selbst – er hatte den Kontakt mit dem Finder vermasselt.
    Die Tür zu diesem Wesen war jetzt zu. In seinem Zorn und Eigensinn hatte er sie zugeschlagen. Aber war es denn ein Wunder, wenn man so behandelt wurde? »Ich will nicht mehr«, murmelte Matt Drax. »Ich hab die Schnauze voll, ich will raus hier…«
    Der Mann aus der Vergangenheit hob die Fackel und leuchtete mal in die eine, mal in die andere Richtung. Er war sich nicht schlüssig, wohin er
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