Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
lauschte.
    Irgendwo plätscherte Wasser.
    Hatte er das nicht schon einmal gehört in diesem wahrhaft gelungenen Albtraum? Doch, hatte er. Auf leisen Sohlen schlich er weiter. Eindeutig: Irgendwo ganz in der Nähe plätscherte Wasser. Mit jedem Schritt hörte er es deutlicher.
    Nach etwas mehr als fünfzig Schritten fiel der Schein seiner Fackel auf einen breiten Durchgang in der Felswand, viel breiter und auch ein Stück höher als die Eingänge zu den verlassenen Wohnhöhlen. Kurz davor blieb Matt Drax stehen, neigte den Kopf und lauschte.
    Das Plätschern kam aus der Höhle hinter der großen Wandöffnung. Es klang ein bisschen, als hätte jemand den Wasserhahn über einer vollen Wanne nicht richtig zugedreht. Der Widerhall des Plätscherns allerdings hörte sich nach einer ziemlich großen Wanne und einem ziemlich geräumigen Bad an.
    Unwillkürlich musste Matt Drax über diese Assoziation grinsen: Wie viele Jahre war es eigentlich her, dass er zuletzt einen Wasserhahn auf- und zugedreht hatte? Über hundert, wenn er seinem Gefühl trauen wollte.
    Der Mann aus der Vergangenheit gab sich einen Ruck, hob die Fackel und trat in die Höhle hinter dem breiten Durchgang. Vorsichtig tat er einen Schritt nach dem anderen. Geröll knirschte unter seinen Sohlen. Nach zwölf Schritten – Matt zählte mit – tauchten Steinquader verschiedener Größe im Lichthof der Fackel auf. Die Blöcke waren bearbeitet und hatten wohl einst als Hocker, Bänke und Tische gedient. Nach fünfzehn Schritten sah er ein zusammengebrochenes Holzgestell, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Handwagen hatte.
    Nach zweiundzwanzig Schritten fiel das Licht auf verstaubte Blechschüsseln und danach auf ein paar Kunststoffkanister, so gut erhalten, dass sie wahrscheinlich noch brauchbar waren. Das Wasser plätscherte jetzt zum Greifen nahe, und nach einunddreißig Schritten stand Matthew Drax am Ufer eines Gewässers.
    Ein Höhlensee. Kein großer – die Fackel reichte aus, um sieben oder acht Meter entfernt die feuchte Felswand zu erkennen, an die er grenzte. Ein Rinnsal floss die Wand herab und plätscherte in den See. Zur rechten und linken Seite allerdings reichte der Fackelschein nicht bis zu den seitlichen Seeufern.
    Matt Drax hielt die Fackel über die Wasseroberfläche.
    Das Wasser war glasklar. Deutlich konnte er den glatten Felsgrund des Sees erkennen; in drei Metern Tiefe etwa, vielleicht auch in vier, so genau ließ sich das wegen der Lichtbrechung nicht sagen. Wann war der erste Wassertropfen aus der Felswand auf den Höhlengrund gefallen? Wie viele Millionen Jahre hatte das Wasser gebraucht, um dieses Felsbecken auszuhöhlen?
    Weil er Durst hatte, lehnte er die Fackel gegen einen Steinquader, der neben ihm am Ufer stand. Er legte sich auf den Bauch und steckte den Kopf in das Wasser.
    Himmel, tat das gut!
    Das Wasser war kalt und schmeckte süßlich. Matt Drax trank gierig. Dann richtete er sich auf, streifte das Wasser aus dem Haar und tastete nach der Fackel neben dem Steinquader. Er hob sie hoch, und ihr Schein fiel wieder auf die feuchte Wand auf der anderen Seite des kleinen Sees.
    Plötzlich sah er neben dem Quellrinnsal etwas, das er vorher nicht gesehen hatte.
    Buchstaben.
    Er stand auf und streckte die Fackel so weit wie möglich über die Wasseroberfläche. Matt wusste nicht, ob er seinen Augen trauen sollte: Eine Schrift prangte an der Wand. Worte in Englisch und mit roten Buchstaben geschrieben.
    Matt las: Suche den Herrn dieses Labyrinths, den Taratzenkönig. Nimm ihm das Weib weg, oder stirb! Wenn du überlebst, sollst du meine Speerspitze im Kampf gegen den Feind sein, denn du bist der Feind meines Feindes.
    ***
    Stufe für Stufe tastete Rulfan sich die Wendeltreppe hinunter. Unten angekommen sah er, dass die große Höhle hinter dem torartigen Eingang beleuchtet war.
    Seltsam; vor einer Stunde etwa, als er sie betreten hatte, war es noch stockdunkel in ihr gewesen. Und jetzt brannte ein unruhiges, warmes Licht darin, wie von einem offenen Feuer. Die Männerstimmen kamen aus der Höhle. Ganz unbefangen plauderten sie dort drinnen miteinander.
    Rulfan schlich über den Gang. Der Schein seiner Öllampe fiel auf die Stahlplatte in der Wand neben dem Eingang und auf die Schrift. City of Red Toad. Leise stieg er die Stufen der Vortreppe hinauf. Auf der obersten Stufe drückte er sich eng an die breite Innenwand des Torrahmens und spähte in die Höhle hinein.
    Der Flammenschein eines großen Feuers tanzte an ihren Wänden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher