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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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»Kennen wir nicht«, sagte der Anangu links von Rulfan.
    »Sie hat lange, blauschwarze Locken, und ihre Haut ist mit blauen und grünen Streifen bemalt…«
    »Sie ist halb nackt?«, fragte der auf der anderen Seite des Flammenvorhangs. Rulfan nickte. »Und mit einem Langschwert bewaffnet?«
    »Richtig!« Rulfans Herzschlag beschleunigte sich. »Ihr wisst, wo ich sie finde?«
    »Du wirst zu spät kommen, wenn du dich nicht beeilst«, sagte der Greis zu seiner Rechten. »Der Herrscher des Labyrinths hält sie gefangen.«
    »Was?!« Ein Eiszapfen wuchs hinter Rulfans Brustbein. »Was erzählst du da?!«
    »Er hat Böses vor mit deiner Geliebten«, sagte der Anangu zu seiner Linken, ohne die Stimme zu heben.
    »Du musst dich sehr beeilen, wenn du sie noch retten willst, Rulfan Reesa!«
    ***
    Wieder und wieder las Matthew die Schrift an der Wand.
    Sie verblasste nicht, und sie verschwand auch nicht auf andere Weise. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sich auszuziehen und hinüberzuschwimmen, um die roten Buchstaben mit den Fingern zu betasten.
    Doch er ließ es bleiben. Falls die Schrift eine Sinnestäuschung war, würde der, der sie verursacht hatte, auch seinen Tastsinn überlisten.
    Die Fackel in der Rechten, drehte er sich um und verließ die Quellhöhle. Sinnestäuschung oder nicht – die Schrift an der Wand bestärkte ihn in der Vermutung, dass er den Dialog mit dem Finder wirklich erlebt und nicht einfach nur halluziniert hatte.
    Er wankte den Gang entlang. Der Fackelschein fiel auf feuchte Wände, Staub, Geröll und Gerümpel, und hin und wieder auf menschliche Gebeine.
    Und jetzt? Irgendetwas würde geschehen, Matt Drax spürte es mit jeder Faser seiner Nerven. Ziellos lief er an den Wohnhöhlen vorbei.
    Speerspitze im Kampf gegen den Feind – wie martialisch das schon klang.
    Andererseits: Wenn dieses merkwürdige Goldlichtaugenwesen nun wirklich die Daa’muren bekämpfen wollte? Musste er diese Gelegenheit nicht beim Schopfe packen?
    Wie auch immer: Der Finder war am Zug. Und irgendetwas würde geschehen. Bald. Was? Matt dachte nicht darüber nach.
    Etwa achtzig Schritte weiter sah er einen Lichtschimmer im Eingang einer Wohnhöhle. Nur einen Atemzug lang blitzte er auf und verschwand dann wieder. Matt hob die Fackel und ging auf den Eingang zu.
    Kurz bevor er ihn erreichte, ertönte ein metallenes Geräusch in der Wohnhöhle jenseits des Eingangs. Als hätte jemand ein Zinkrohr oder einen Blecheimer fallen lassen. Matt blieb stehen und lauschte ins Halbdunkel.
    Nichts mehr. Er ging weiter.
    Neben dem Eingang drückte er sich an die Felswand und spähte um die Ecke in die Wohnhöhle hinein.
    Nichts. Er streckte die Fackel durch den Eingang. Ein blanker Gegenstand im Inneren der Höhle reflektierte das Licht. Der Lichtreflex war golden.
    Matt Drax betrat die Höhle. Sie war etwa acht auf zehn Meter groß. Die Holzverkleidung an den Wänden und der Decke war schwarz vor Fäulnis und weiß von Schimmel. Es roch wie in einer Champignonzucht.
    Auf dem Steinboden lagen knöchelhoch Schutt und Staub. Spuren führten zu einem zusammengebrochenen Tisch in der Mitte des Raumes, einer Art Schreibtisch. In dem Sessel davor lag ein golden schimmernder Gegenstand aus Metall. Matt hielt ihn zuerst für eine große Puppe, doch als er näher trat, sah er, dass es ein goldfarbener Brustharnisch war. Daneben lag ein Helm mit Visier, ebenfalls goldfarben. An der einen Seite der Sessellehne hing in einer goldenen Scheide ein Schwert mit breiter Klinge.
    Das Gerät an dem Riemen auf der anderen Seite der Sessellehne konnte er auf den ersten Blick nicht identifizieren, doch den Sessel erkannte er sofort: Es war ein relativ gut erhaltener Schalensessel aus dem Cockpit eines Space Shuttles. »Ich glaub’s nicht«, murmelte er.
    Doch dann fiel ihm das alte Cockpit ein, das er auf dem Dach der Warqueen im Village der Reddoas gesehen hatte, und er traute seinen Augen doch.
    Die Menschen, die hier einst Zuflucht vor dem Kometeneinschlag gesucht hatte, waren Vorfahren sowohl der Reddoas als auch ihrer Todfeinde, der Wächter des Uluru, gewesen.
    Kopfschüttelnd bestaunte er den Sessel. Irgendwann zog er das Schwert aus der Scheide und prüfte die breite Klinge. Sie bestand nicht aus Gold, sondern aus irgendeiner Metalllegierung. Jemand hatte sie erst kürzlich geschliffen und eingeölt. Sie wog leichter in Matts Hand, als er erwartet hatte. Er steckte sie zurück in die Scheide, nahm den Helm und stülpte ihn sich über den
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