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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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Auch den Schädel entdeckte er inmitten von Staub und Geröll und halb davon bedeckt. Er stand auf und stieß mit der Stiefelspitze gegen den Mantel. Ein vollständiges Skelett füllte ihn aus.
    Direkt daneben entdeckte Rulfan ein Kinderskelett.
    Wenige Kleiderfetzen und viel Staub bedeckten es. Und nun erst sah er es: Überall im Staub und zwischen Geröll lagen Skelettteile und einzelne Knochen. Wegen des Zentimeter hoch liegenden Drecks hatte er die bleichen Gebeine nicht gleich gesehen.
    Diese Menschen hier waren auf ihrer Flucht von einem Unglück überrascht worden!
    Wenig später gelangte er an eine ehemals breite Gangkreuzung. Herabgestürzte Felsbrocken versperrten ihm den Weg. Die Gänge jenseits der Kreuzung waren teilweise zusammengebrochen. Etwa acht Meter darüber wölbte sich eine glatte Kuppeldecke. In ihr gähnte eine Schachtöffnung. Rulfan musste an einen Schacht für einen Aufzug denken. Und wieder fand er Kleider, Taschen, Skelettteile und Trümmerstücke menschlichen Hausrates zwischen dem Geröll und unter den Felsbrocken.
    Hier hatte eine Explosion stattgefunden, daran gab es nichts zu deuten. Vermutlich war sie das Unglück gewesen, das die Flüchtenden überrascht und getötet hatte.
    Rulfan hob die Lampe über den Kopf und sah sich um.
    Ein breiter Durchgang, fast ein Tor, führte in einen großen Raum.
    Rulfans Fuß stieß gegen eine Thermoskanne, als er eintrat. Scheppernd rollte das Teil die drei Stufen hinunter, über die man zu dem Tor hinaufsteigen musste. Der Raum war so groß, dass Rulfans Lampe nicht ausreichte, um die gegenüberliegenden Wände oder gar die Decke aus der Dunkelheit zu reißen.
    Er ging ein Stück in den Raum hinein, und seine Schritte hallten, wie Schritte sonst nur in leeren Ruinen von Bahnhofshallen hallen; oder in der Zentralkuppel der Community Salisbury. Rulfans Stiefelspitze stieß gegen etwas Weiches, ihn fröstelte. Er beleuchtete den Boden – Totenschädel grinsten ihn an. Hier lagen die Skelette dicht gedrängt, viele steckten noch in Kleidern.
    Zwanzig, dreißig oder mehr skelettierte Leichen erfasste der Lichtschein, und wusste er denn, wie groß dieser Raum noch war? Ein kalter Schauer nach dem anderen rieselte über Rulfans Schultern. Rückwärts ging er wieder zum Eingang.
    Hatten die Bewohner der Höhlenstadt in diesem großen Raum Zuflucht vor dem Unglück gesucht? Doch an was waren sie gestorben? Die wenigen Felsbrocken und Steine, die er zwischen den Gebeinen entdeckte, hätten niemals ausgereicht, all diese Menschen zu erschlagen.
    Als er die erste Stufe der Vortreppe betrat, fiel der Lichtschein der Lampe auf eine Zeichnung links neben dem Tor. Rulfan erkannte ein skizziertes Auge über einem Berg, der aussah wie der Uluru. Auf der unteren Stufe knirschte etwas unter seiner Sohle. Er ging in die Hocke. Zwischen Kerzenstummeln und Geröll fand er einen Plastikbehälter, nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Rulfan hatte ihn zertreten – und damit zugleich so weit von Staub befreit, dass er eine Aufschrift erkennen konnte.
    Er hob den Behälter hoch und versuchte die Buchstaben zu entziffern. SARI, stand da in großer Schrift auf dem eingedrückten Deckel, und darunter etwas kleiner: Selective Anandamide Re-uptake Inhabitator.
    Damit konnte Rulfan nichts anfangen, doch vielleicht Maddrax. Er steckte die Schachtel in seine Jackentasche und stand auf.
    Maddrax…
    Hatte er in den Jahren vor der Schlacht am Kratersee nicht in manchen Albträumen gegen ihn gekämpft?
    Hatte er ihn nicht sogar getötet?
    Das Licht fiel auf eine in die Wand eingelassene Platte neben dem Torbogen. Stahl? Rulfan rieb mit dem Ärmel darüber. Kaum einen Rostfleck entdeckte er auf der Stahlplatte. Ein Schriftzug kam zum Vorschein, und das Symbol der roten Kröte. Rulfan hielt die Öllampe dicht an die Platte und las die Schrift: City of Red Toad.
    Rote Kröte – wie konnte man eine Stadt so nennen?
    Kopfschüttelnd drehte er sich um und lief über den Gang zur anderen Seite. Er trat auf einen Speerschaft, die verrostete Spitze hob sich aus dem Staub. Auf der anderen Seite des Ganges entdeckte er einen kleinen Durchgang zu einer schmalen, in den roten Fels gehauenen Wendeltreppe. Rulfan hob die Öllampe und stieg nach oben.
    Maddrax – der Mann aus der Vergangenheit…
    Bei der letzten Begegnung mit Aruula – als sie ihm von ihrer Vision erzählte – hatte er sich da nicht für einen Augenblick dem verlockenden Gedanken hingegeben: Maddrax ist verloren, jetzt
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