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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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gehen sollte. Dieser Sturz, dieser endlose Sturz! Ihn schwindelte noch davon.
    Noch einmal so ein Erlebnis, und er würde wahnsinnig werden! Dabei war es nur eine Halluzination gewesen.
    Ohne dass er einen Grund dafür nennen konnte, wandte er sich in die Richtung, in die er vor dem Absturz hatte fliehen wollen. Seine Knie waren weich, sein Mund trocken, und auf einmal wurde ihm bewusst, dass sein Atem flog. Er blieb stehen und blickte erst zur Fackel und dann zu der Hand, die sie hielt. Sie zitterte. Die Kämpfe im Dunkeln und Aruulas Leiche hatten ihn schon an die Grenzen seiner Nervenkraft gebracht. Der Absturz – der halluzinierte Absturz – hatte ihm den Rest gegeben.
    »Scheißkerl!«, zischte er. Er ging weiter.
    Und wenn dieses Gespräch in der Lichtellipse auch nur Einbildung gewesen war? Dann hätte er keinen Grund, etwas zu bedauern. Aber nein – nein, nein: Der Dialog mit dem Finder war kein Traum gewesen. Er hatte wirklich mit jemandem gesprochen. Wort für Wort war ihm noch in Erinnerung. Der Finder hatte mit ihm kommuniziert, und er hatte es vermasselt…
    Er spuckte aus und fuhr sich mit der Linken über die Stirn; sein Schweiß war klebrig und kalt. »Shit!« Seine Schritte hallten von den Gangwänden wider.
    Andererseits – woher sollte dieses Wesen von den Daa’muren wissen? Woher, dass er, Matthew Drax, unter den Außerirdischen als Erzfeind galt, weil er einst versehentlich eines der verdammten Eier zertreten hatte, in denen sie ihre Wirtskörper ausbrüteten? Sogar die daa’murische Verstümmelung seines Namens hatte er gekannt. Woher?
    »Aus deinem Hirn«, beantwortete er sich die Frage selbst. Und zugleich machte er sich klar, dass alles, was er erlebt hatte – die Kämpfe, der Schock angesichts von Aruulas blutender Leiche, der Absturz, Riverside, der Flug durchs All und der Dialog – dass alles aus Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen gewebt war, die zu seiner Persönlichkeit und zu seinem Leben gehörten. Der Stoff des Hirnkinos lag im Grunde in seinem Hirn abrufbar bereit. Mit der richtigen Droge im Blut konnte man daraus alle möglichen Geschichten und Dialoge stricken.
    Und der Organismus aus Licht? Die Tentakel, die Augäpfel? So etwas hatte Matt nie zuvor gesehen. Wie konnte sein Hirn so eine Lichtellipse konstruieren, die völlig jenseits aller seiner Erfahrungen lag?
    »In irgendeinem miesen Film aufgeschnappt und vergessen.«
    Also war das Gespräch mit dem Finder doch nur ein Wachtraum gewesen. »Natürlich«, knurrte Matt. »Aruula in der Gewalt eines Taratzenkönigs – so ein Quatsch!«
    Und wenn es nun doch stattgefunden hatte?
    »Blödsinn!«
    Und wenn nun Aruula wirklich Gefangene eines gefräßigen Taratzenkönigs war?
    »Ich dreh noch durch!« Matt Drax trat wütend in einen Schutthaufen. Staub stieg auf, Geröll, Kleiderfetzen und bleiche Knochen wirbelten auseinander. Starr vor Schreck blieb Matt stehen und starrte auf die Reste eines menschlichen Skeletts. »Gott im Himmel…«, flüsterte er und schluckte. »Was für ein abscheulicher Ort…«
    Mit sich selbst hadernd ging er weiter. Jedem noch so kleinen Schutthaufen wich er aus; und menschlichen Gebeinen, die er plötzlich überall unter dem Staub und im Geröll entdeckte. »Hören Sie zu, Finder!«, rief er laut.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht – ich weiß wirklich nicht mehr, was Wirklichkeit und was Traum ist! Ich kann nicht mehr zwischen Schein und Sein unterscheiden! Darauf hatten Sie es doch angelegt, oder?«
    Natürlich kam keine Antwort, und natürlich hatte er auch keine erwartet. Personen aus Träumen pflegten im Wachzustand nun mal nicht zu reden.
    Wütend stapfte er durch Staub und Geröll. Nur flüchtig leuchtete er in die Eingänge, die alle zwanzig Schritte in ehemalige menschliche Wohnstätten führten.
    Er mochte sie nicht ansehen, diese verlassenen Orte, all die vermoderten, zerfetzten, verschimmelten und verrosteten Spuren des Untergangs.
    »Möglicherweise haben wir gesprochen, Sie und ich, Sir. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet, ich weiß es nicht genau, wie gesagt! Ich kann es beim besten Willen nicht beschwören…« Er stolperte über einen dünnen, quer über dem Gangboden liegenden Gegenstand und fluchte. Als er sich nach dem Ding umsah, beleuchtete die Fackel eine verrostete Krücke.
    »Wie auch immer, Sir: Sollten wir wirklich gesprochen haben, bitte ich Sie, sich noch einmal bemerkbar…« Er stutzte plötzlich und blieb stehen. Ein vertrautes Geräusch. Er
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