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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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die Stimme jetzt. Das Goldlicht verdüsterte sich noch mehr, die Augäpfel rückten noch weiter von Matt ab.
    »Das klingt mir doch ein bisschen zu einfach«, entfuhr es Matt Drax. »Außerdem will ich mehr als nur die Vernichtung der Daa’muren! Ich will meine Frau sehen, Aruula. Und zwar nicht nur in einem Albtraum, sondern in Wirklichkeit. Also – lassen Sie mich raus hier, bringen Sie mich mit ihr zusammen, und danach reden wir weiter.«
    »Genug!« Es wurde schlagartig dunkel. »Merkst du nicht, wie dreist du bist, Irdischer? Merkst du nicht, wer hier die Bedingungen stellt? Weißt du nicht, mit wem du sprichst? Hol dir die Frau, wenn du kannst!«
    »Ich verstehe nicht…« Matt Drax begann zu sinken.
    Angst schnürte ihm plötzlich die Kehle zu.
    »Die Barbarin, die du suchst, ist in der Gewalt eines Taratzenkönigs. Er beherrscht die unterirdische Höhlenstadt Red Toad! Geh und such ihn, hol dir das Weib! Oder lass dir den Kopf abbeißen!«
    Matt stürzte in die Dunkelheit…
    ***
    Der Gang wurde breiter. Immer häufiger fiel der Lampenschein jetzt auf Geröll, Abfall und Spuren ehemaliger menschlicher Besiedlung. Rulfan ließ sich Zeit, leuchtete jede Nische aus, sah in jede Höhle hinein.
    Er fragte sich, wie viele Menschen hier unten wie lange gelebt hatten.
    In einem großen Raum mit glatten roten Wänden fand er einen Maschinenblock und unter der von Rost zerfressenen Verkleidung einen Generator. Kabelenden lagen im Geröll, einige Kabel verschwanden in Rohrleitungen aus Kunststoff, die rund um den Generator aus der Wand ragten. Sogar Strom hatten sie hier erzeugt. Mit was für einem Treibstoff mochten sie den Generator angetrieben haben?
    Rulfan streifte weiter durch das unterirdische Bunkersystem. Die Worte seines Vaters – oder nein: des Phantoms, das seinem Vater geglichen hatte – ließen ihn nicht mehr los. Er begann sich zu fragen, ob Sir Leonard nicht Recht hatte. Er liebte Aruula, und er sehnte sich danach, dass sie diese Liebe erwiderte. Das war die Wahrheit. Allerdings hatte er bis jetzt geglaubt, diese Hoffnung ein für alle Mal beerdigt zu haben. Sollte er sich wirklich etwas vorgemacht haben?
    Der Schein seiner Öllampe fiel auf von Staub und Geröll bedeckten Stoff, der sich vor ihm am Boden wölbte. Er blieb stehen und betrachtete ihn neugierig. Ein Ledermantel, spröde, rissig und teilweise von Schimmel bedeckt. Ein paar Schritte weiter stieß er auf Überreste einer Hose. Daneben lag etwas, das er zunächst für die Überreste einer halbverwesten Schlange hielt. Erst als er die verrostete Schnalle entdeckte, begriff er, dass es der Hosengurt war. Er ging weiter. Auf Schritt und Tritt stieß er jetzt auf Überreste von Kleidern, Taschen, Koffern, Spielsachen und Geschirr. Sogar Bücherfetzen entdeckte er. Fast sah es aus, als hätten Menschen all diese Dinge während einer wilden Flucht zurückgelassen.
    Er verlor das Interesse an den zerfallenen, vermoderten und zerfetzten Gegenständen. Seine Gedanken kehrten zurück zu Maddrax. Vor anderthalb Jahren, als die Atombombenkette am Kratersee explodierte und ein Elektromagnetischer Impuls sämtliche elektrischen Geräte auf der Erde lahm legte, und als deutlich wurde, dass Maddrax nicht mehr zur Erde zurückkehren konnte – glühte da nicht der Funke Hoffnung tief in ihm wieder auf? Der verborgenen Hoffnung, Aruula doch noch für sich gewinnen zu können? Hatte es da nicht sogar Augenblicke gegeben, in denen er eine klammheimliche Freude darüber empfand, dass Maddrax nie mehr zurückkehren würde…?
    Seine Stiefelspitze stieß gegen etwas Weiches –Überreste einer zusammengerollten Isoliermatte zerbröselten endgültig. Rulfan blieb stehen, weil der Lampenschein auf ein Wandbild fiel. Es zeigte einen fetten, blassroten Frosch, eine Kröte eher, vor ehemals schwarzem Hintergrund. Seltsames Motiv. Hatte er es nicht vor Stunden schon einmal gesehen?
    Als er weiterging, entdeckte er die Umrisse eines geöffneten Koffers vor sich im Halbdunkel. Er ging zu ihm und beleuchtete den von Staub und Geröll bedeckten Inhalt: vermoderte Kleiderfetzen, schwarz angelaufenes Besteck, ein rostiger Hammer, ein Dolch, Schnipsel von zerfallenen Büchern, und zwischen all dem Gerümpel ein grinsendes Gesicht: eine relativ gut erhaltene Puppe aus Kunststoff.
    Ein paar Schritte weiter fiel der Lichtschein auf verstaubten Pelz. Wieder ein Mantel. Etwas ragte aus dem Kragen. Rulfan ging in die Hocke, um es genauer zu betrachten. Er erschrak: Halswirbel.
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