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1907 - Paradoxzeit

Titel: 1907 - Paradoxzeit
Autoren: Unbekannt
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Übrigens finde ich Roi als passenden Namen für mich. Er drückt die Distanz, die zwischen deinem verdorbenen Charakter und mir besteht, treffend aus. Doch kannst du eigentlich nichts dafür, denn du wurdest entsprechend konditioniert."
    „Ach ja?"- sagte Mike gedehnt und schätzte dabei seine Chancen ab, die er hatte, um den anderen zu überwältigen. „Das würde ich lieber bleibenlassen, Mike", sagte Roi, als könne er Mikes geheimste Gedanken lesen. „Vergiß nicht, daß ich dich ebenso gut kenne wie mich selbst.
    Zwing mich also nicht, dich zu erschießen!
    Das wäre schade, denn ich habe dir einiges zu sagen, was dir die Augen öffnen wird."
    Mike betrachtete sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen. „Dir in die Augen zu sehen, das ist nicht dasselbe, als würde ich mich im Spiegel betrachten", sagte er langsam. „Damit meine ich nicht, daß du nicht mein seitenverkehrtes Spiegelbild bist, Roi. Da gibt es markantere Unterschiede. Du wirkst, wie soll ich sagen, verweichlicht - ja, das trifft es genau. Dir fehlt meine Entschlossenheit, mein Tatendrang."
    „Der Unterschied ist noch viel gravierender, Mike", sagte Roi bedauernd. „Ich habe nämlich eine Rückentwicklung durchgemacht. Während für dich vielleicht nur wenige Minuten vergangen sind, bin ich viele Jahre zurückgewandert. So viele Jahre, daß ich irgendwann den Zeitpunkt überschritten habe, an dem du darauf konditioniert wurdest, Jii'Nevever zu suchen und zu befreien. Dadurch erhalte ich eine völlig andere Sichtweise der Dinge. Das ist doch gewiß nachvollziehbar für dich, Mike?"
    „Nicht ganz", gab Mike zu, „denn es fällt mir, als Unbetroffenem, nicht leicht, die Folgen von Zeitparadoxa nachzuvollziehen.
    Wenn du dich um über fünfzig Jahre beziehungsweise um 200 Jahre zurückentwickelt hast, warum entspricht dein Wissensstand nicht dem des Jahres 1238 NGZ? Du dürftest eigentlich kein Wissen über den Jii'Nevever Komplex haben."
    „Das ist das Verblüffende an diesem Zeitparadoxon, für das ich auch keine Erklärung habe", gab Roi zu. „Aber mit dieser Tatsache müssen wir uns im Augenblick wohl abfinden. Es ist auch müßig, darüber nachzudenken, warum ich bei meinem Gang in die Vergangenheit das Wissen über die Zukunft behalten habe.
    Wichtig ist eigentlich nur das Ergebnis, welches diese Mixtur von Zeitparadoxa erbracht hat. Und dieses lautet, daß ich, im Gegensatz zu dir, völlig unbeeinflußt bin und die Dinge klar beurteilen kann."
    „Mir war schon immer klar, daß ich von außen einen Anstoß bekommen haben muß, um mich auf die Suche nach Jii'Nevever zu machen. Aber was soll's?"
    „Ich sehe, ich muß dir schonungslos die Wahrheit sagen, um dir die Augen über die wahren Hintergründe zu öffnen, Mike", sagte Roi. „Du und Tiff und Gucky und Tolot - ihr seid für dunkle Zwecke mißbraucht worden. Und zwar von einem Wesen namens Shabazza. Dieser Shabazza war es, der euch hierher versetzt und gezwungen hat, nach Jii'Nevever zu suchen."
    „Diesen Namen habe ich noch nie gehört", sagte Mike. „Er entspringt sicher nur deiner krankhaften Phantasie wie alles andere auch."
    „Natürlich hat sich Shabazza euch nicht zu erkennen gegeben", sagte Roi, „Ebensowenig wie er euch darüber informiert hat, daß Jii'Nevever eine durch und durch negative Entität ist. Sie hat durch ihre Träume großes Unheil über die Galaxis Puydor gebracht, bevor es gelang, sie in dem Zeitgefängnis von Curayo festzusetzen. Es ist Shabazzas Absicht, Jii'Nevever zu befreien, um sie wieder aufs Universum loslassen zu können. Und ihr seid seine willfährigen Helfer bei diesem abscheulichen Unternehmen."
    Michael Rhodan schüttelte ungläubig den Kopf. „Das saugst du dir doch alles bloß aus den Fingern, Roi!" sagte er verärgert.
    Er mußte sehr an sich halten, um nicht zu explodieren. Der Aggressionsstau in ihm wurde übermächtig, und nur die auf ihn gerichtete Waffe hinderte ihn, Roi das Lügenmaul zu stopfen.
    Mit gepreßter Stimme fuhr er fort: „Ich weiß nicht, warum du versuchst, mich zu verunsichern. Vielleicht liegt es einfach daran, daß du ein entartetes Produkt der Paradoxzeit bist. Vielleicht ist es aber auch so, daß du selbst von diesem ominösen Shabazza gesteuert wirst, um unsere Mission zu stören."
    „Ich fürchte, du bist schon zu lange Shabazzas Einfluß ausgesetzt, um dich gegen die Beeinflussung auflehnen zu können", sagte Roi fast traurig. „Vielleicht sind Tiff ,Gucky und Tolot meinen Argumenten zugänglicher.
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