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1907 - Paradoxzeit

Titel: 1907 - Paradoxzeit
Autoren: Unbekannt
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zulassen.
    Doch waren nach nur wenigen Schritten stets Neuberechnungen nötig.
    Trotz der Unterstützung des Pikosyns dauerte es unglaublich lange, in denen sich Tifflor keine Rast gegönnt hatte, bis er etwa drei Viertel des beschwerlichen Weges zu Mike zurückgelegt hatte. Die Verpflegung wurde kritisch; glücklicherweise hatten die Chronauten sich auf der Raumstation zusätzlich mit Konzentratnahrung ausgerüstet, die Tifflor jetzt gut brauchen konnte. So mußte er nicht auf das Recycling seines Anzugs zurückgreifen. Bald konnte er Einzelheiten an Mikes SERUN erkennen.
    Auch stellte er fest, daß Mike unbewaffnet war. Er stand mit ausgestrecktem Arm da, als helfe diese Geste Tifflor, ihn schneller zu erreichen. „Ich schaffe es", redete sich Tifflor ein, obwohl er sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte.
    Der Pikosyn erinnerte ihn immer wieder mit Meldungen über seine besorgniserregende körperliche Konstitution an seinen schlechten Zustand. Doch er biß die Zähne zusammen, kämpfte sich gegen alle Tücken des Labyrinths aus Zeittreppen immer näher an Mike heran. .Es gab jedoch Rückschläge, die Tifflor fast um den Verstand brachten. Es passierte nicht selten, daß er eine Treppe betrat, die scheinbar direkt zu Mike führte. Doch bei jedem Schritt wurde Mikes Gestalt durchsichtiger und verschwand dann ganz.
    Beim erstenmal, als dies passierte, wollte Tifflor Panik überkommen. Doch als er diese Treppe zurückstieg, wurde Mikes Gestalt mit jedem Schritt wieder körperlicher. Wann immer solches Tifflor danach widerfuhr, kehrte er einfach um, um wieder in dieselbe Zeitspur wie Mike zu gelangen.
    Tifflor fieberte geradezu vor Wut und Ehrgeiz zugleich. Er gönnte sich keinen Schlaf, legte sich nur selten auf die Treppenstufen nieder, um einige Minuten Ruhe zu finden. Seinen Pikosyn programmierte er in solchen Fällen, daß er ihn nach kürzester Zeit wieder wecken sollte. Er durfte sich nicht von den Alpträumen fangen lassen. Dann brach er wieder auf, ohne Pause, ohne Rast. Das einzige, was in seinem Innern tobte, war der unbändige Wunsch, Jii'Nevever zu befreien.
    Und wenn es das einzige ist, was ich in meinem Leben tun werde, hämmerte er sich immer wieder in. Ich muß meinen Auftrag erfüllen, ich muß.
    In ganz seltenen Momenten dachte er. Über seine Situation nach. Der Aktivatorträger merkte selbst, daß er sich verändert hatte, daß ihn ein Drang ausfüllte, den er sich nicht erklären konnte. In diesen Moment wunderte er sich sogar darüber, daß er sich so verhielt, doch dieses Wundern hielt nicht sehr lange an.
    Als würden ihn Peitschenhiebe treffen, sprang er in solchen Fällen auf, den irren Glanz in den Augen, den er seit Tagen besaß; er würgte einige Konzentratwürfel hinunter, spürte die belebenden Impulse des Zellaktivators und setzte seine Wanderung fort. „Ich kann nicht zulassen, daß du weiterhin deinen Körper in dieser Weise schindest", warnte, der Pikosyn seines SERUNS schließlich.
    Der Rechner gab als Datum den 22. März 1290 NGZ an. Demnach war seit ihrem Aufbruch von Kinoaras für ihn bereits ein voller Monat vergangen, und Tifflor irrte bereits seit drei Wochen auf diesen Zeittreppen herum. „Du wirst mich nicht bevormunden, Piko", lallte Tifflor, während er sich Stufe um Stufe hochschleppte. „Da ich der Ansicht bin, daß jede weitere Überanstrengung dich töten würde, kann ich sehr wohl...."
    Tifflor deaktivierte kurzerhand den Pikosyn und somit alle Überlebenssysteme seines SERUNS. Er konnte es nicht zulassen, daß der Pikosyn ihn möglicherweise in einen Heilschlaf versetzte. Nicht angesichts der Bedrohung durch Jii'Nevevers Träume - und schon gar nicht so kurz vor dem Ziel.
    Als er den Kopf hob, sah er nicht weit über sich Mike stehen, der ihm noch immer - oder wieder? - hilfreich die Hand entgegenstreckte. Noch fünfzehn Stufen oder so, dann hatte er Mike erreicht und damit den rettenden Ausgang aus dem Labyrinth der Zeittreppen. Nur noch zehn Stufen ...
    Tifflor hob den Kopf und konnte durch den Klarsichthelm Mikes Gesicht sehen.
    Doch irgend etwas stimmte nicht damit. Es war so dunkel verfärbt und voller unschöner Flecken. Egal, nur noch wenige Stufen bis zur Rettung. Als Tifflor die Stiefelspitzen von Mikes SERUN vor Augen hatte, nahm er alle Kraft zusammen, um noch einmal auf die Beine zu kommen. Er schaffte es. Als er jedoch nach Mikes steif ausgestreckter Hand greifen wollte, erfaßte ihn ein Schwindel. Er fiel an Mike vorbei und drehte sich im Fallen
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