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1902 - Bei den Setchenen

Titel: 1902 - Bei den Setchenen
Autoren: Unbekannt
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helfen."
    „Mir ist aufgefallen, daß es bei euch keine medizinischen Einrichtungen gibt, Kliniken oder ähnliches", bemerkte Reginald Bull.
    „Das liegt daran, daß Wir fast keine Krankheiten kennen. Vielleicht einmal Schuppenfäule oder eine Pilzinfektion, aber dagegen haben wir längst Mittel entwickelt."
    „Beneidenswert", murmelte der Terraner. „Hoffentlich haben wir euch nun nichts eingeschleppt."
    „Wir sind nicht empfindlich. Unser Blut ist bei den anderen Völkern sogar sehr begehrt, weil sie verschiedene Seren daraus gewinnen können. Wiederum ein Zusatzverdienst", fügte Tebb schwach lächelnd hinzu.
    Ihre Tochter Barr trat ein. „Das Material liegt jetzt vor, wir können uns die Aufzeichnung ansehen."
    „Ihr müßt euch das nicht mit ansehen", sagte Tebb zu Rhodan und Bull. „Es ist bestimmt ein furchtbarer Anblick, aber ich komme nicht darum herum."
    „Wir werden dir helfen, wo wir können, Tebb, schon allein aus Dankbarkeit für deine Gastfreundschaft."
    „Nun gut." Sie verzog das Gesicht zu einer undefinierbaren Grimasse.
    Die Projektionswand wurde aktiviert, und der Start lief noch einmal vor ihren Augen ab, wenngleich aus einer anderen Perspektive. Es sah alles ganz normal aus, bis plötzlich ohne ersichtlichen Grund eine der Fähren explodierte und die anderen, die nahe positioniert waren, in den Untergang mitriß., Es war für die Zuschauer schrecklich, das Unglück ein zweites Mal miterleben zu müssen - noch dazu so deutlich.
    Beide Frauen züngelten heftig, während sie die Aufzeichnung ein zweites Mal durchlaufen ließen.
    Fast 4000 Setchenen hatten ihr Leben verloren, eine Tragödie, deren Ausmaß kaum vorstellbar war. Sie alle waren Brutschwestern oder Töchter gewesen, von' wachsenden oder etablierten Familien; viele von ihnen Hoffnungsträger, mit einem Mann zurückzukehren. Noch niemals hatte es einen derart grausamen Unfall gegeben, der so viele Leben auf einmal gekostet hatte.
    Und das war noch nicht alles. Tebb Celestain würde dieses Schuldgefühl immer mit sich herumtragen müssen, doch sie hätte, wie alle Hinterbliebenen, gelernt, damit zu leben.
    „O Tebb, das war wirklich eindeutig unsere Fähre ...", hauchte Barr.
    „Das ... das ist einfach unmöglich", stotterte Tebb. „Ich habe die Wartungsarbeiten selbst überprüft, und du weißt genau, daß ich Sicherheit über alles stelle. Wie kann das nur geschehen sein? Ich... ich kann es nicht glauben..."
    Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, denn dies war der Öffentlichkeit offensichtlich bereits mitgeteilt worden - nur wenig später stand das Visifon nicht mehr still.
    Die Medien verlangten eine Stellungnahme, sämtliche Mitglieder des Handelstisches forderten sofort ihre Teilnahme an einer Sondersitzung, jede Menge Kollegen und Konkurrenten wollten Genaueres wissen.
    „Ich muß zur Konferenz", sagte Tebb schwer und stand auf.
    „Barr, du begleitest mich. Ihr anderen ..." - inzwischen hatte sich das Büro mit ihren engsten Vertrauten gefüllt - „... haltet hier die Stellung. Teilt der Exravic mit, daß wir die Regulierung unverzüglich nach Entscheidung über die Sachlage vornehmen werden. Die Aufzeichnung gebe ich frei, übermittelt sie den Medien."
    „Aber Tebb ...", begann Barr.
    „Still! Wir können das nicht herunterspielen oder totschweigen! Ich stelle mich meiner Verantwortung, dazu habe ich mich schriftlich bereit erklärt! Alle übrigen, die sich einmischen wollen, wimmelt ab! Jenn, du benachrichtigst bitte meine Mutter, sie macht sich bestimmt Sorgen. Ich komme zurück, so schnell ich kann."
    „Wir möchten dich ebenfalls begleiten", bat Perry Rhodan.
    Tebb neigte ihren Kopf leicht zu ihm herunter. Sie strahlte weiterhin Kraft und Energie aus. „Ihr seid Fremde, das betrifft euch nicht."
    „Wir möchten dir gern zur Seite stehen, wenn du es uns gestattest. Vielleicht wissen wir irgendeinen Rat..."
    „Ich sehe zwar keinen Sinn darin, aber ich habe nichts dagegen, wenn ihr mitkommt."
     
    *
     
    Tebb Celestain sah der schwersten Stunde ihres Lebens entgegen, als sie den Raum des Handels betrat, in dem sich nur ein einziger Tisch und genau abgezählte Sessel befanden. Alle waren schon anwesend. Barr durfte sie hineinbegleiten, die beiden Gäste mußten verständlicherweise draußen warten.
    Vor zwei Tagen erst hatte Tebb ihren glücklichsten Moment erlebt, und nun war sie in einen tiefen Abgrund gestürzt. Niemand machte ihr Vorwürfe. Wie gewohnt nahm Tebb ihren Sitz am Kopfende ein. Barr stellte
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