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1902 - Bei den Setchenen

Titel: 1902 - Bei den Setchenen
Autoren: Unbekannt
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einseitig verlaufen. Wie bereits gesagt, besitzt Surt sehr viel weniger Intelligenz als ich." Es klang nicht überheblich, sondern in höchstem Grade nüchtern.
    „Das macht mir nichts aus, ich bin ebenso neugierig wie du, das ist alles."
    „Wenn sich alles normalisiert hat, ist es sicher möglich. Vielleicht hat er zu dem Zeitpunkt die Kinder bei sich, das wird dann ein großer Spaß. Vor allem Norman dürfte sich freuen, denn sie sind genauso verspielt wie er." Tebb erhob sich. „Ich habe dafür gesorgt, daß es euch an nichts fehlt.
    Gebt Bescheid, wenn ihr etwas braucht. Mich entschuldigt jetzt bitte, ich habe eine Menge zu tun."
     
    *
     
    Tebb Celestain ging nicht direkt in ihr Büro, sondern stattete zuerst Surt einen Besuch ab.
    „Du bist schon wieder da?" rief er, aufrichtig erfreut. „Beginnt dein Zyklus schon?"
    „Nein, Surt", bedauerte sie, „aber ich mußte dich unbedingt sehen. Ich habe nur wenig Zeit. Wie geht es dir?"
    „Wie immer gut!" antwortete er überrascht. Er richtete sich auf und legte seine starken Schulterarme um sie, sowohl um ihr nahe zu sein, als auch um sich selbst einen besseren Halt zu geben. „Sag mir, Tebb, was dich quält. Ich verstehe es wahrscheinlich nicht, aber ich kann dich vielleicht trotzdem trösten."
    „Lieber Surt." Sie neigte den Kopf, soweit es ihr ziemlich steifer Hals zuließ, und drückte ihre Hornlippen an seine. „Sag mir, Surt, wenn etwas geschehen würde ... etwas ganz, ganz Schlimmes ..."
    „Was könnte das denn sein? Daß wir arm werden? Dann gehen wir eben in die Wüste, zu dem Teil, den ich von hier aus sehen kann. Ich kann mein Revier dorthin verlegen, denn es gehört sozusagen ja schon zu mir", versicherte er eifrig.
    „Ich meine, etwas viel Schlimmeres", flüsterte Tebb. „Etwas, das dein Revier zerstören wird ... und nicht nur deines. Alle Reviere, die Stadt und ganz Quarantimo. Etwas, das ganz plötzlich kommen kann und alles vernichtet..."
    „O Tebb, wie schrecklich! Das kann niemals geschehen!" Surt wurde unruhig, am liebsten wäre er auf seinen Lieblingsast gekrochen, um sich geborgen zu fühlen, aber er wollte Tebb nicht loslassen. ,.
    Sie rieb ihre Nase an seiner. „Es kann aber geschehen, Surt. Sehr wahrscheinlich sogar. Sag mir... könntest du dann mit mir gehen?"
    „Aber wohin denn?" In seinem Tonfall lag Furcht.
    Sie konnte es ihrem Mann nicht ersparen. Sie mußte es wissen, jetzt gleich, um alles Weitere planen und im Extremfall sofort handeln zu können. „Fort... weit fort."
    „Du ... du meinst, mit einer Fähre?"
    „Noch weiter. Weg vom Quar-System, irgendwohin in Sicherheit. Mit einer Rakete."
    Sie fühlte, wie er steif wurde. Hoffentlich fiel er nicht in Starre.
    „Aber du hast doch gesagt, daß ich nicht an Bord muß." Seine Stimme nahm einen flehenden Klang an.
    „Da wußte ich es noch nicht. Surt, es ist wirklich alles in großer Gefahr. Viel leicht geht sie vorüber, aber ich möchte dich und die Kinder in Sicherheit bringen. Vor allem dich. Ein Weiterleben ohne dich ist für mich undenkbar."
    „Aber ... aber die erste Häutung steht bei ihnen bevor ..." Seine Panik nahm zu. Er ließ sie los, und sie ließ sich mit ihm zusammen zu Boden gleiten. „Tebb, ich weiß nicht, ob ich das kann", flüsterte er.
    Sie sah es ihm an, er zitterte am ganzen Leib, seine Temperatur sank, obwohl sie nur darüber gesprochen hatten!
    „Ich bin nicht mehr so jung, alles ist so viel schwerer geworden", fügte er verzweifelt hinzu. „Damals, als ich mit dir ging, war es ganz anders. Ich war sehr jung und blind vor Liebe, deine starken Pheromone halfen mir über die Trennung hinweg, ich fand mein eigenes Revier. Aber jetzt, wo wir so gefestigt sind ... Ich bin nicht mehr so kräftig, das weißt du ..."
    „Du bist stärker als alle anderen Männer auf Quarantimo zusammen", widersprach sie.
    Auch ihre Verzweiflung nahm zu.
    Eine Weile schwiegen sie, versunken in ihrem Kummer.
    „Und wenn ... und wenn du mich verläßt, und ich warte hier auf dich?" schlug Surt dann in seiner Not vor.
    Sie seufzte niedergeschlagen. „Es wird nichts mehr dasein, Surt. Auch du nicht."
    Wieder Schweigen. Tebb wußte jetzt, was ihre Mutter zu ihrer Entscheidung getrieben hatte. Sie hatte völlig vergessen, daß sie selbst nicht mehr ganz jung war. Daß sie beide schon einige gemeinsame Nachkommen aufgezogen hatten und Surt noch sehr viel mehr, die er mit ihren Brutschwestern oder einer Angestellten gezeugt hatte. Die Dinge waren nicht mehr so einfach
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