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1890 - Shaogen-Himmelreich

Titel: 1890 - Shaogen-Himmelreich
Autoren: Unbekannt
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aus seinem Mund, und dann schaffte er es doch noch, auf den Beinen zu bleiben. Die Muskelfasern reagierten nicht auf den Schmerz, sondern auf die Willenskraft.
    Er stand wacklig, ignorierte das quälende Gefühl, dann bewegte er sich in winzigen Schritten durch das Krankenzimmer.
    Als Ertruser war er an 3,4 Gravos Schwerkraft gewöhnt. Unter einem Gravo, wie auf der Erde, benutzte er einen Mikrogravitator, der für ihn die geeignete Schwerkraft herstellte. Diesen Gravitator hätte er nur herunterregeln müssen - theoretisch. Dann hätte er sich. trotz aller Verletzungen bewegt wie ein junger Hüpfer.
    Aber die Ärzte hatten behauptet, er hätte im Schlaf an seinem Gravitator herumgefummelt, und ihm das Ding abgenommen. Verfluchte Quacksalber, dachte er. Deswegen trug er seinen Gravitator als Chip in der Achselhöhle, unter die Haut implantiert, so daß er nicht herankonnte.
    Nach fünf Minuten kam der Kreislauf in Schwung. Seine Schritte wurden länger und länger. Der betäubende Schmerz ließ allmählich nach. Jetzt mußte er die Sache eben bei den vollen 3,4 Gravos durchstehen.
    Rhodan, ich komme! rief er in Gedanken.
    Vom Korridor hörte er plötzlich Schritte. Kreyn hatte damit gerechnet, daß die abgerissenen Sensoren irgendwie Alarm geben würden, und war deswegen nicht überrascht.
    Der Ertruser drehte sich um. Als die Tür beiseite fuhr, hatte er die Hände bereits zum Schlag erhoben.
     
    *
     
    Kreyn blickte auf eine Pflegerin und zwei Medorobs.
    Einer der Blechkameraden war eine besondere Ausführung, mit integriertem Traktorstrahler. Wenn er es schaffte, das Traktorfeld zu aktivieren, hatte Kreyn ausgespielt. Gegen einen Traktorstrahl war nichts auszurichten, nicht einmal mit den Kräften eines Ertrusers.
    Seine Reaktion schien ihm sehr langsam. Kreyn hatte viel zu lange im Bett gelegen.
    Der Medo mußte jedoch auf ein Kommandowort der Pflegerin warten; und die reagierte noch langsamer als er, weil sie eine Terrageborene war.
    Poulton Kreyn ließ die linke Faust gegen den kegelförmigen Leib des Roboters hämmern.
    Die Hülle ging nicht in Trümmer, der Rob kam mit einer Beule davon. Sein syntronisches Innenleben hatte jedoch ausreichend Schaden genommen. Mit einem quietschenden Geräusch trudelte er in den Korridor.
    Der nächste Schlag erledigte Medo Nummer zwei.
    „Kreyn! Was zum ... Ich werde..."
    Er schenkte der Pflegerin ein breites Grinsen. Daraufhin klappte sie den Mund zu.
    Auf die Frau mußte er furchterregend wirken: ein unrasierter Sechzehnzentnermann mit aufgerissenem Rachen, zweieinhalb Meter groß und offensichtlich alles andere als hilflos.
    „Bitte tu mir nichts!" stammelte die Frau.
    Kreyn erinnerte sich, daß es dieselbe war, die ihm einmal das Pfund Schokolade besorgt hatte.
    „Aber nie im Leben!" erklärte er jovial. Und dann schickte er ein dröhnendes Gelächter hinterher, das sie endgültig um die Beherrschung brachte.
    Die Pflegerin floh. Er sah sie in heller Panik um die nächste Ecke biegen.
    Kreyn wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. Nach wenigen Metern ließ die Euphorie nach, und die Schmerzen wurden wieder stärker. Er war nicht sicher, ob er den Ausgang zu Fuß noch erreichen konnte.
    Poulton Kreyn versuchte sich in die Lage der Hospitalleitung zu versetzen. In wenigen Augenblicken würden sie über den ausgebrochenen Kranken Bescheid wissen. Sie würden es als ihre Pflicht ansehen, den anscheinend durchgedrehten Ertruser wieder einzufangen.
    Kreyn wurde sekundenlang schwarz vor Augen. Trotzdem setzte er einen Fuß vor den anderen, und er hoffte nur, daß er in diesem Zustand nicht das Gleichgewicht verlor und stürzte.
    Am Ende des Korridors stieß er auf eine Automatiktrage.
    „Perfekt!"
    Er aktivierte den Antigrav und legte das Gerät flach in die Luft. Die Maximallast einer solchen Trage lag bei mehreren Tonnen.
    Mit aller Vorsicht plazierte er sich bäuchlings auf die viel zu schmale Fläche, die für einen Ertruser nicht gemacht war, und hielt sich mit den Händen an der Steuerung fest.
    Seine Füße und die Waden ragten über die Trage hinaus. Das war schlimm für die Knie, aber nicht ganz so schmerzhaft wie das Gehen.
    Die Sensortasten waren für Terraner gemacht. Sie eigneten sich nur eingeschränkt für Ertruserpranken.
    Dennoch schaffte er es, die Trage in Bewegung zu setzen.
    Poulton Kreyn schwebte zum nächsten Verbindungsschacht. Die Geschwindigkeit bereitete ihm Schwierigkeiten, er pendelte mehrfach zwischen viel zu langsam und viel zu
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