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1890 - Shaogen-Himmelreich

Titel: 1890 - Shaogen-Himmelreich
Autoren: Unbekannt
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daß nicht die Crème de la crème terranischer Raumfahrer unterwegs ist, sondern ein bunter, zusammengewürfelter Haufen.
    Um präzise zu sein: Wir haben eine Zirkusartistin, zwei laufende Gurken mit Heimweh, einen alternden Bruchpiloten, eine Computerexpertin in Buddhistenkutte und einen nervenschwachen Hyperphysiker.
    Ach ja, nicht zu vergessen unseren kleinen Elefanten. Sein Name ist Norman, und er ist ein kleiner, sympathischer, verspielter Kerl, der noch nicht mal richtig trompeten kann. Aber das wird er schon noch lernen.
    Reginald Bull Raumschiff KAUftRANG am 17. Oktober 1289 NGZ 2.
    Poulton Kreyn fühlte sich. wie ein notdürftig geschnürtes Paket aus Muskeln und Organen. Bis er nach seinem Unfall wieder auf die Beine kommen würde, konnte es noch ein paar Tage dauern. Dabei mußte er froh sein, daß er den Unfall überstanden hatte.
    „Ich habe einen verdammten riesengroßen Hunger!" brüllte er verzweifelt. Seine Stimmkraft ließ die Wände zittern. „Ihr seid verfluchte Folterknechte! Gebt mir was zu essen!"
    Niemand reagierte auf den Ausbruch. Dafür löste sich ein Nagel aus der Wand, und die Photographie eines alten Imperiumsraumers, die an dem Nagel gehangen hatte, .polterte zu Boden. Der Rahmen zerbrach.
    Poulton Kreyn sah das vergilbte Photo zerrissen zwischen den Scherben liegen.
    Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund hatte die Photographie als einzige persönliche Habseligkeit die Havarie der ÖRVEN überstanden. Sonst war alles vernichtet, verbrannt, verkokelt, auch seine Besatzung.
    Keiner außer Kreyn hatte die Havarie der ÖRVEN überlebt.
    Erfühlte sich jedoch schuldlos an dem Unglück. Wer sich freiwillig an Bord eines Seelenverkäufers begibt, der muß mit dem Schlimmsten rechnen, und seine Leute hatten das zweifellos auch getan.
    Keiner von den Halsabschneidern war so naiv gewesen, daß er sich in Sicherheit wähnte.
    Rettungskreuzer hatten die Trümmerstücke aufgesammelt, jenseits der Plutobahn, und als einzigen Überlebenden Poulton Kreyn entdeckt. Auch er hatte es nur deshalb überstanden, weil er ein Ertruser war.
    Ertruser verfügten über völlig andere Reflexe als normalsterbliche Menschen. Ertruser waren begnadete Piloten, sie waren unerhört reaktionsschnell, bestanden aus sechzehn Zenthern Muskelmasse und etwa einer halben Tonne Hirn.
    Poulton Kreyn fühlte sich als typischer Ertruser. Kein Wunder, daß er noch eine Rettungsboje erwischt hatte und seine Leute eben nicht.
    Die LFT-Behörden hatten viele peinliche Fragen gestellt. Kreyn hatte keine davon beantworten können.
    Insbesondere nicht, wieso der Reaktor explodiert war und wieso keines der Sicherheitssysteme funktioniert hatte.
    Er nahm an, daß irgendwer aus der Besatzung wichtige Teile demontiert und heimlich verscherbelt hatte, aber das konnte Kreyn den Behörden schlecht als Erklärung anbieten. ‘ Seither lag er in diesem Hospital mitten in einem armseligen Nest namens Kalkutta und wartete darauf, daß er sich endlich wieder bewegen konnte.
    Ihm fehlte der Weltraum. Er gehörte nicht ins Bett, sondern in den Leitstand eines Sternenschiffes.
    Selbst die sterilsten Raumer besaßen einen ganz eigenen, feinen Geruch. Erfahrene Raumfahrer konnten ihr Schiff mit der Nase von jedem anderen unterscheiden, mit verbundenen Augen, von jedem noch so stinkenden Ort im Inneren aus.
    In diesem Hospital roch es nicht nach Maschinen. Es roch nach Medikamenten und nach Gesundheitsfutter.
    Kreyn nahm sich vor, die verantwortlichen Ärzte entweder zu zerquetschen oder aber aufzuessen - als Strafe dafür, daß sie ihn dieser menschenunwürdigen Diät aussetzten.
    Kein Wunder, daß er noch immer nicht gesund war. Kein Wunder, daß er täglich einige Kilogramm Gewicht verlor. Wenn er an sich hinabblickte, konnte er schon wieder seine Zeugungsorgane sehen. Er sah voraus, daß er seinen Bauch vollständig einbüßen würde.
    „Ihr verdammten Hundesöhne!" krakeelte er mit der Lautstärke eines startenden Impulstriebwerks.
    „Wenn ich euch in die Finger kriege, mach’ ich Pudding aus euch!" Und streue Karamel oben drüber, dachte er grimmig bei sich.
    Obwohl sich niemand sehen ließ, mußten die Pfleger sein Geschrei sehr wohl vernommen haben. Sie löschten das Licht und verdunkelten die Fenster, obwohl es mitten am Tag war.
    „Mittagsschlaf", murmelte der Ertruser ohnmächtig. „Was für eine entwürdigende Strafe!"
     
    *
     
    Poulton Kreyn beruhigte sich im Lauf der folgenden Tage. Jedenfalls versuchte er das, mit dem
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