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189 - Die Nebelhexe vom Central Park

189 - Die Nebelhexe vom Central Park

Titel: 189 - Die Nebelhexe vom Central Park
Autoren: A.F.Morland
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setzte sich und umklammerte seine Knie mit den Armen. »Gibt es so etwas wie einen sechsten Sinn, Matt?«
    »Schon möglich. Wir unterhalten uns morgen darüber, okay?«
    »Ich möchte, daß wir jetzt darüber reden«, sagte Jerry bestimmt.
    Matt hatte sich auf die andere Seite gewälzt, nun drehte er sich schwer seufzend wieder um. »Du möchtest mir sagen, daß dein sechster Sinn eine Gefahr wittert.«
    »Richtig.«
    »Und wieso meldet mir mein sechster Sinn nichts? Wenn dir Gefahr droht, verschont sie ja wohl auch mich nicht. Schließlich hängen wir wie Kletten zusammen.«
    »Wenn wir schon nicht von hier fortgehen, sollten wir wenigstens abwechselnd Wache halten.«
    Matt setzte sich ärgerlich auf. »Das ist nicht dein Ernst. Ich habe doch keinen Vogel! Junge, hier ist alles in bester Ordnung. Es gibt keinen unheimlichen Geisternebel, okay? Deshalb fände ich es idiotisch, wenn wir uns abwechselnd die Nacht um die Ohren schlügen. Glaub mir, es gibt dafür überhaupt keine Notwendigkeit.«
    Jerry sah ihn stumm an, und Matt wußte, daß sein Freund in dieser Nacht kein Auge zumachen würde, wenn er sich nicht bereit erklärte, sich die Wache mit ihm zu teilen.
    »Also gut«, gab er sich geschlagen. »Hau dich aufs Ohr, ich übernehme die erste Wache. In zwei Stunden wecke ich dich. Zufrieden? Weißt du, was ich morgen früh als erstes tue? Ich suche Joe Clubber und schlage ihm ein blaues Auge.«
    ***
    Mehlig-weiß kroch der Nebel über den Boden. Er bewegte sich schlängelnd, mal in diese, dann wiederum in eine andere Richtung, als könne er sich für keine bestimmte Richtung entschließen - oder als würde er etwas suchen.
    Sonderbare Geräusche entstiegen ihm. War es ein Ächzen? Ein Schmatzen? Ein Keuchen? Dieses Nichts aus feuchter Luft war etwas, das sich nur sehr schwer begreifen ließ. Es war ein Wesen unheimlichster Art, gefährlich, tückisch, tödlich.
    Was da durch den nächtlichen Central Park schwebte und kroch, war Sesima, die Nebelhexe!
    ***
    Eine Hand legte sich auf Jerrys Schulter. Er schreckte hoch. »Beruhige dich, ich bin es«, sagte Matt leise. »Die zwei Stunden sind um. Ich habe keine besonderen Vorkommnisse zu melden. Nun bist du an der Reihe.«
    »Leihst du mir dein Fahrtenmesser?«
    »Hier. Es ist zwar nicht so groß wie das von Crocodile Dundee, aber zum Fingernägelreinigen eignet es sich hervorragend.«
    Matt rollte sich in seinen Schlafsack und war sofort weg. Er hatte mal gesagt, er könne sogar im Stehen schlafen, und Jerry glaubte ihm das.
    Zwei Stunden lagen nun vor Jerry. Hoffentlich gingen sie ebenso ereignislos herum. Er dachte an Joe Clubber, den armen Irren. Er hatte Mitleid mit solchen Leuten. Ob Joe immer schon verrückt gewesen war oder es eines Tages geworden war?
    Ringsherum ragten die Sky Crapper von Manhattan auf. Vielerorts brannte Licht. Eine Stadt wie New York schläft niemals ganz. Ein Teil davon ist immer wach.
    Jerry war froh, sich entschlossen zu haben, mit Matt diese Reise zu machen. Ihm gefiel es hier noch besser, als er es erwartet hatte. Das außergewöhnliche, gleichermaßen aber auch undefinierbare Flair dieser Stadt hatte ihn eingefangen. Für ihn stand heute schon fest, daß es nicht bei diesem einen Besuch bleiben würde. Er würde wiederkommen. Vielleicht sogar mit seiner Familie, wenn er es sich leisten konnte.
    Lautlos schob sich der helle Nebel auf die Büsche zu. Jerry sah es nicht.
    Er blickte in eine andere Richtung. Die Idee, abwechselnd Wache zu halten, fand er nicht nur gut, sondern wichtig. Dieser Joe Clubber hatte ihn mit seinem Geschwafel beunruhigt.
    Hoffentlich entdeckt uns der Geisternebel nicht, dachte Jerry und stand auf.
    Das Weiße, Kriechende zog sich sofort zurück, »duckte« sich, breitete sich unter den Büschen aus und verhielt sich reglos.
    Jerry schaute sich mit verschlafenen Augen um. Matt hatte ihn geweckt, als er gerade besonders tief schlief. Barbarisch war das gewesen.
    Jerry gähnte herzhaft und vertrat sich die Beine. Der unheimliche Nebel beobachtete ihn, richtete sich auf, schob sich an Zweigen und Blättern hoch, und ein grausames Augenpaar erschien.
    Es verfolgte Jerry King überallhin. Der Junge entfernte sich ein Stück von seinem schlafenden Freund und pumpte die kühle Nachtluft tief in seine Lungen.
    Er fand, daß die Luft hier anders roch als daheim im Hyde Park. New York war in keiner Hinsicht mit London zu vergleichen.
    Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn, es kroch ihm über die Wirbelsäule und
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