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189 - Die Nebelhexe vom Central Park

189 - Die Nebelhexe vom Central Park

Titel: 189 - Die Nebelhexe vom Central Park
Autoren: A.F.Morland
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Freund. Er wollte vermeiden, daß Jerry King sich wieder über die schlechte Unterkunft beklagte.
    »Ist mir recht«, antwortete Jerry. »Alles ist mir recht. Du bist der Boß.«
    »Gestern hast du gemeckert.«
    »Meine Güte, darf man denn überhaupt nichts sagen? Hier ist es okay, ich finde es richtig idyllisch. Der Baum breitet schützend seine Arme über uns aus, die Büsche geben guten Sichtschutz, die Bodenmulde vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit. Ich bin zufrieden.«
    »Gott sei’s getrommelt und gepfiffen«, sagte Matt und nahm seinen Rucksack ab.
    »Ist eine faszinierende Stadt, dieses New York«, bemerkte Jerry. »Ich glaube, sie läßt sich mit keiner anderen Stadt auf der Welt vergleichen.«
    Matt grinste. »Was hast du denn schon von der Welt gesehen?«
    »Nichst, aber das wird sich ändern. Sobald ich wieder ’n bißchen Geld habe, sehe ich mir Tokio an.«
    »Würde mich auch reizen. Nimmst du mich mit?«
    »Aber immer.«
    Sie bereiteten sich auf die Nacht vor und sprachen dabei über die Reisen, die sie nacheinander machen würden.
    »Eine Weltumseglung wäre auch nicht schlecht, aber wo nimmt man ein Schiff her?« überlegte Matt.
    »Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit, mitzufahren«, meine Jerry und schob die Hände unter seinen Kopf. Er lag auf dem Rücken, der Schlafsack umhüllte ihn warm, und durch die Baumkrone funkelten die Sterne wie Diamantsplitter auf schwarzem Samt.
    »Ich liebe dieses Leben«, sagte Matt zufrieden.
    »Ja«, pflichtete ihm Jerry bei, »so ließe es sich eine ganze Weile aushalten -wenn es das blöde Geld nicht gäbe.«
    »Weißt du, was Nestroy gesagt hat?«
    »Wer zum Teufel ist Nestroy?«
    »Ein bekannter Schauspieler und Bühnendichter. Er ist schon lange tot. Er sagte: Die Phönizier haben das Geld erfunden - aber warum so wenig?«
    »Da hat er recht. Warum so wenig?« stimmte Jerry zu. Plötzlich setzte er sich ruckartig auf. »Matt, da ist jemand!«
    Auch Matt hatte die verräterischen Geräusche gehört. Er bedeutete seinem Freund, sich ruhig zu verhalten. Dennoch flüsterte Jerry: »Vielleicht ein Mugger.«
    Matt schälte sich vorsichtig aus dem Schlafsack. Jerry sah in der Hand des Freundes das Fahrtenmesser blinken und biß sich auf die Unterlippe. Ihm fiel ein, daß es allgemein hieß, man solle dem Central Park nachts fernbleiben, weil sich dort zuviel lichtscheues Gesindel herumtrieb.
    Junkies raubten jeden aus, den sie erwischten, denn sie brauchten ständig Geld für den nächsten Schuß.
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, in diesem riesigen Park zu übernachten.
    »Sei Vorsichtig mit dem Messer!« raunte Jerry. »Wenn du jemanden verletzt, kriegen wir eine Menge Ärger.«
    »Ich habe das Recht, mich zu verteidigen«, gab Matt zurück und schlich davon. Er verschwand hinter den Büschen.
    Jerry öffnete den Reißverschluß seines Schlafsacks, um schneller abhauen zu können, falls dies nötig sein sollte. Selbstverständlich würde er nur mit Matt fliehen und nicht allein. Er ließ keinen Freund im Stich.
    Ein heiserer Schrei ließ Jerry heftig zusammenzucken. Hatte ihn Matt ausgestoßen? Jerry sprang auf und tänzelte nervös und unschlüssig von einem Bein aufs andere. Was sollte er tun? Wie sollte er sich verhalten?
    Blätter klatschten. Zweige pfiffen -und dann erschien Matt mit einem zerfledderten dürren Mann, den er am Kragen festhielt. Es sah aus, als würde der heruntergekommene, bartstoppelige Typ in seiner Kleidung hängen.
    »Matt, wer ist das?« stieß Jerry aufgeregt hervor.
    »Intelligente Frage«, knurrte der Freund. »Woher soll ich das denn wissen? Fest steht jedenfalls, daß er uns beobachtet hat.« Der Mann hielt sich an dem Baum fest, gegen den ihn Matt stieß. Eingeschüchtert blickte er auf das Messer.
    »Es ist keine Kunst, Joe Clubber den dürren Hals durchzuschneiden«, sagte der Penner. Er roch nach billigem Fusel.
    »So, du bist also Joe Clubber«, sagte Matt unfreundlich.
    »Ganz recht.«
    »Und warum hat uns Joe Clubber beobachtet?« fragte Matt hart. »Um uns zu bestehlen, wenn wir schlafen?«
    »Joe Clubber ist kein Dieb!« wies ihn der Penner energisch zurecht. »Er ist ein Taugenichts, ein Säufer und ein Bettler, aber kein Dieb.«
    Matt packte ihn und riß ihn derb herum. »Warum hast du uns beobachtet? Was willst du von uns?«
    »Joe Clubber hat euch nur angesehen, ohne jeden Hintergedanken. Da ist doch nichts dabei.«
    »Das kaufen wir dir nicht ab, Mann. Los, sag uns die Wahrheit! Was willst
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