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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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Anfang bekam er Bildausschnitte verschiedener Städte zu sehen. Sie zeigten verschiedene Grade von Zerstörung, auch wenn es nicht überall so schlimm war wie in Kenteullen.
    Die eigentliche Sensation ließ sich nur für wenige Sekunden betrachten: Aagenfelt erhaschte zum ersten Mal einen Blick auf die Welt, in der er gestrandet war.
    Er begriff, daß es sich nicht um einen Planeten handelte. Kenteullen lag auf einem gigantischem Materierad, das bestimmt tausend Kilometer durchmaß. Die bewohnte Seite erstreckte sich innen, während die Außenseite als Standort für Fabriken und Raumhäfen diente.
    Das Observatorium mußte ebenfalls an der Außenseite des Rades liegen, während die unendliche Treppe eine Verbindungslinie zwischen innen und außen schuf. Ein Teil seiner Erlebnisse war damit geklärt.
    Durch das Fenster blickte er zum Himmel auf. Er begriff, daß die irrlichternden Leuchterscheinungen auf einen Schutzschirm zurückgingen. Anders hätte man über Kenteullen keine Atmosphäre halten können. Die Zentrifugalkraft hätte innerhalb einer Stunde die Atmosphäre über den Scheibenrand ins freie All gepreßt.
    Der Blick auf das Riesenrad erfolgte nur ein einziges Mal, nur für wenige Sekunden. Aagenfelt folgerte, daß das Bild von einem vorbeifliegenden Satelliten stammte.
    Er schüttelte den Kopf, dann wandte er sich den Nonggo zu. Eine Möglichkeit, ihnen zu helfen, fand er auch diesmal nicht. Wahrscheinlich war es das beste für sie, wenn er die Dinge von hinten aufrollte. Nicht an den Symptomen kurieren, nahm er sich vor, sondern die Ursache entdecken.
    An die Arbeit, Tautmo!
    Im Erdgeschoß der Gebäudes fand er einen Kasten, der manuell einsetzbares Werkzeug enthielt. So gerüstet begab er sich in die Stadt zurück, zum Reinigungsschlitten.
    Es kostete ihn mehr als einen halben Tag, dann lag die Regelelektronik offen vor ihm. Von dem Moment an war es leicht. Er zerstörte die Fernsteuerung, statt dessen legte er einige Kontakte bloß, über die er Befehle zum Antigrav und zum Kleinstreaktor leiten konnte.
    „Na also!" triumphierte er. „Bin ich ein Genie oder nicht?" Es gab niemanden, der ihm geantwortet hätte. Allerdings - hörte er auch keinen Widerspruch.
    Aagenfelt ließ den Schlitten auf einen halben Meter Höhe steigen. Jedenfalls hatte er das tun wollen. In der Praxis legte sich das Ding auf die Seite, schmierte ab und schepperte fünfzig Meter weit über die Straße, bis es zum Stillstand kam.
    Daß er nicht aus dem Sitz geschleudert wurde, war purer Zufall. Er stieß einen Fluch aus und versetzte dem Steuerkasten einen Tritt.
    Aagenfelt wußte, daß er ein besseres Beförderungsmittel nicht finden würde. Er hatte keine andere Wahl, als exakt mit dieser Schrottkiste einen weiteren Versuch zu unternehmen.
    Mit einem unguten Gefühl im Magen nahm er wieder Position ein. Diesmal lief es besser. Im Kriechtempo lenkte er den Schlitten Richtung Glockenpalast.
    Für die tausend Meter benötigte er mehr als eine Stunde. Ebensogut hätte er zu Fuß gehen können, überlegte er finster. Pro Minute stürzte der Schlitten durchschnittlich zweimal ab, deshalb wählte er stets geringe Flughöhen.
    Aagenfelt orientierte sich anhand von Gebäudemarken.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichte er den Stadtrand. Von hier konnte er die Barriere deutlich sehen. Er visierte eine Stelle an, die ziemlich in der Mitte lag, an der Kenteullen zugewandten Seite.
    Tautmo Aagenfelt aktivierte die beiden Scheinwerfer. Er hoffte, daß die Wildnis keine Gefahren barg.
    Die finstere graue Wand wuchs vor ihm zu imponierender Größe auf, nicht wie ein Gebäude, eher wie die Sturmfront eines Gewitters.
    Und mitten in der Finsternis leuchteten plötzlich zwei kleine Lampen auf.
     
    12.
     
    Besuch Loura ging mit derselben Besatzung vor wie beim ersten Mal, also sie selbst, Lentini, Tyra Ndoram und Nort Dimo.
    Auf der anderen Seite der Barriere, Luftlinie nicht weiter als hundert Meter entfernt, standen zwei voll besetzte Polizeigleiter. Die Besatzungen waren schwer bewaffnet.
    Lentini beschleunigte den Gleiter auf ein moderates Tempo, bei nicht mehr als einem halben Meter Höhe, so daß sich der vorhersehbare Absturz nicht sonderlich auswirken konnte.
    Sie tauchten in den Faktordampf. Es gab einen kleinen, fast nicht spürbaren Ruck. Der nächste Ruck war dann schon die Bruchlandung.
    Auf dem bröckeligen Boden kam der Gleiter zum Stillstand. Die Mischung aus Sand, Geröll und verdorrten Gräsern erzeugte am Unterboden
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