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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Autoren: Unbekannt
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abgeschnitten. Es sah aus, als werde Kenteullen an den Seiten von freiem Weltraum begrenzt.
    Aber das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Aagenfelt bemerkte eine Faktordampf-Barriere knapp oberhalb der Stadt, schätzungsweise zwanzig oder dreißig Kilometer vom Stadtrand entfernt.
    Diesmal löste sich das Faktorelement, das gerade erschienen war, nicht wieder auf. Es blieb stabil.
    Aagenfelt hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, was sich im Inneren befand.
    „Envyvil, ich will mit einem Vertreter deiner Regierung sprechen. Kannst du das irgendwie möglich machen?"
    Aagenfelt hörte keine Antwort. Ihm fiel auf, daß das Gemurmel der Nonggo praktisch zum Erliegen gekommen war.
    Er drehte sich mit seinem Sessel zur Seite. Envyvils Anblick versetzte ihm einen Schock. Der Kopf des Nonggo sank gerade auf die Brust nieder, seine silbrige Haut hatte spontan eine graue Tönung angenommen.
    „Envyvil!" stieß er hervor. „Was ist mit dir?"
    Der Nonggo schwieg immer noch. Aagenfelt kannte sich mit den Nonggo nicht aus. Er spürte jedoch, daß ein solches Verhalten nicht normal war.
    „He!" schrie er. „Euer Freund ist in Schwierigkeiten!"
    Aber keiner der Nonggo reagierte mehr, kein einziger. Aagenfelt erkannte, daß sie sich alle im selben Zustand befanden.
    Und dann detonierte hinter ihm ein Aggregat. Die Wucht der Explosion schleuderte Aagenfelt zu Boden.
    Mit den Händen über dem Hinterkopf versuchte er, sich vor weiteren Katastrophen zu schützen. Er hörte sich vor Schrecken wimmern.
     
    10.
     
    Der dritte Tag Gegen Mittag befand sich KalkuttaNord immer noch auf dem Riesenrad.
    Loura richtete in der Bürgermeisterei einen Schichtdienst ein. Sie wollte nicht 24 Stunden am Tag präsent sein. Es machte keinen Sinn, wenn sie sich mit jedem Kleinkram persönlich befaßte. Zum Polizeichef beförderte sie offiziell Lentini, ihren Intimfeind; mit dem Hintergedanken, daß damit ein persönlicher Grabenkrieg verhindert wurde.
    Gegen Mittag verließ sie die Bürgermeisterei und begab sich in die Klinik.
    Als sie dem Pförtner-Rob ihren Namen nannte, wurde sie an einen Mediker namens Kan Danz verwiesen.
    Sie hatte nicht lange zu warten. Als Zweite Bürgermeisterin genoß sie nicht sehr viele Privilegien. Es gab allerdings kaum jemanden, der wissentlich ihre Zeit verschwendet hätte.
    Kan Danz war tatsächlich der große Dunkelhaarige von gestern. „Hallo, Loura. Es gibt gute Nachrichten. Dein 1beiner Elefant ist wieder auf dem Damm."
    „Kann ich ihn sehen?"
    „Natürlich. Aber... ich denke, daß wir zuvor noch etwas klären sollten."
    Er führte sie in ein behagliches Zimmer, das nicht zur Behandlung diente, sondern für Beratungszwecke gedacht war.
    Kan Danz setzte sich vor dem Fenster in Positur. Loura starrte an ihm vorbei nach draußen, auf die graue Barriere, den Faktordampf.
    „Ich habe dir gestern gesagt", begann er, „daß die Magentabletten süchtig machen."
    „Ja. Ich erinnere mich. Aber ich bin nicht deiner Meinung."
    Kan Danz lachte leise. „Wir wissen über die Vorgänge im menschlichen Körper recht gut Bescheid. So etwas wie zwei Meinungen gibt es in dieser Sache nicht. Nach einer Weile stellt sich der Körper auf die regelmäßige Zufuhr von Stoffen ein, die dem Organismus nicht zuträglich sind. Der Körper beginnt, Gegengifte zu produzieren."
    „Wenn du dich bitte kurz fassen könntest ...", unterbrach ihn Loura ungeduldig.
    Der Mediker sagte ruhig: „Du wirst mir jetzt zuhören. Durch dein Verhalten hast du deine Dummheit in meinen Augen bereits nachgewiesen. Ein bißchen Nachhilfe schadet dir also nicht."
    Loura riß die Augen auf. „Was erlaubst du dir eigentlich?"
    „Habe ich recht oder nicht?"
    Sie wandte sich ab und starrte wieder eine Weile aus dem Fenster, diesmal in die andere Richtung. Die graue Barriere war überall. Dann sagte sie leise: „Red bitte weiter." Aber sie sah ihn nicht mehr an.
    „Irgendwann versuchst du, die Giftzufuhr zu beenden", erklärte der Arzt. „Und wenn dann plötzlich die Stoffe ausbleiben - wenn du deine Tabletten nicht mehr nimmst! -, überschwemmt dein eigener Körper dich mit dem Gegengift. Das Gift und das Gegengift sind gleich schädlich. Du leidest unter Entzugserscheinungen.
    Es geht dir schlecht. Manchmal so schlimm, daß du glaubst, du kannst es nicht mehr aushalten."
    . „Ich glaube nicht", entgegnete sie eisig, „daß es wegen ein paar Magentabletten so schlimm kommt."
    „Wie gesagt: Es gibt keine zwei Meinungen." Er zuckte mit den
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