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1873 - Zerstörte Zellen

Titel: 1873 - Zerstörte Zellen
Autoren: Unbekannt
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spezieller Botenstoffe ab, die gegnerische Hormone zumindest neutralisieren, deren Wirkung manchmal aber auch ins Gegenteil verkehren.
    Während die Tasch-Ter-Man, mit Feuereifer ihrer Arbeit nachgehen, berichten die Zentrifaal-Wissenschaftler Bully und mir viel über Tasch-Term. Ich glaube, sie tun das, um mit sich selbst ins reine zu kommen, um sich von zermürbenden Selbstzweifeln abzulenken. Immerhin haben sie es trotz ihrer Technik nicht geschafft, ein brauchbares Ergebnis vorzuweisen. Sie konnten sich noch nicht aus dem Trauma des Shifting lösen, und die Gewißheit neuerlichen Versagens würde wohl sehr schnell zu Depressionen führen.
    Das habe ich nicht gewollt, als ich mich entschloß, mit der PEGOOM Z-Z anzufliegen. Ich habe mir Ergebnisse versprochen, die den Zentrifaal ebenso helfen würden wie ganz Plantagoo.
    Mehrere Stunden vergehen.
    Die meiste Zeit über stehen die Tasch-Ter-Man nur reglos da, es sieht aus, als schliefen sie. Die hochwertige Einrichtung der Labors bleibt ungenutzt. Lediglich für sporadische Mitteilungen oder eine kurze Diskussion wird auf die holographischen Gestaltungsmöglichkeiten zurückgegriffen.
    Die Kommunikation zwischen Zentrifaal und Tasch-Ter-Man ist gerade im Hinblick auf biochemische Grundsätze alles andere als einfach. Zu grundlegend unterscheidet sich die Auffassung der baumstumpfartigen Wesen von Biologie und Genetik von den eher technokratischen Ansätzen der Zentrifaal. Auch wir Galaktiker können uns nicht davon ausnehmen. Stets suchen wir nach Formeln und Berechnungen, um alles zu erklären, doch wir vergessen dabei, daß die Welt aus mehr besteht als aus Zahlen.
    Der Rest der Gewebeprobe, die ich im Drachenhort von der Wand gekratzt habe, ist verschwunden. Die TaschTer-Man haben sie sich im Sinne des Wortes einverleibt.
    Natürlich können sie in der Wildnis ihrer Heimat nicht nur aufgrund ihrer Jemmgen und der selbstproduzierten biochemischen Stoffe überleben. Sie wären Freßattacken von Pflanzen und Tieren gleichermaßen schutzlos ausgeliefert, hätten sie nicht die Möglichkeit, deren Botenstoffe blitzschnell und zutreffend zu entschlüsseln, um sie erst im Anschluß zu neutralisieren. Folglich verfügen sie über ein leistungsfähiges Analyseorgan, das irgendwo in dem Hohlkanal in der Mitte des Stumpfkörpers verborgen liegt, in dem im Normalfall auch die vier Arme untergebracht sind.
    Trotzdem stellen die Zellen aus dem Drachenhort selbst für die begnadeten Biokünstler eine fast unlösbare Aufgabe dar.
    „Das Gewebe besitzt hochkomplexe Strukturen", gibt Ton-Gabbeth, der Sprecher der kleinen Gruppe, endlich bekannt. „Selbst die raffiniertesten Verbindungen, die wir aus den Sümpfen Tasch-Terms kennen, sind im Vergleich dazu Banalitäten."
    „Mit anderen Worten, ihr seid ebenso ratlos wie die Zentrifaal?" will Bully wissen. „Macht weiter!
    Macht weiter, bis ihr das Geheimnis dieser Zellen entschlüsselt habt."
     
    *
     
    Ich kann das Datum schon lange nicht mehr schätzen; wir sind schon zu lange in Plantagoo unterwegs.
    Es könnte noch der April 1289 NGZ sein. Ich weiß es nicht. Bully trägt zwar ein neues Chronometer, aber das zeigt Zentrifaal-Werte.
    Was mag bis heute auf Trokan geschehen sein?
    Ist Alaska Saedelaere über die Brücke zurückgekehrt und hat Bericht erstattet? Dann besteht die Möglichkeit, daß Cistolo Khan oder Atlan Verstärkung schicken. Vielleicht ist sogar schon die GILGAMESCH nach Plantagoo unterwegs.
    Wunschdenken ... Unwillig schüttle ich den Kopf. Die erneute Schlafphase hat mir gutgetan, ich fühle mich fast wie neugeboren.
    „Zurück aus Morpheus’ Armen?"
    Bullys Grinsen ist verheißungsvoll, ich habe den Eindruck, er wollte mich soeben wecken. Hinter ihm erscheinen ACaliform und einer der Biologen.
    „Geschafft?" frage ich.
    Mit einem knappen Kopfnicken deutet Reginald Bull nach nebenan. Der breite Durchgang läßt mich erkennen, daß die Zentrifaal diskutierend beieinanderstehen. Sie haben einen Halbkreis um mehrere Tasch-Ter-Man gebildet, und soeben entsteht in der Mitte des Raumes ein großes Hologramm.
    „Wie viele Einladungen brauchst du eigentlich?" will Bully wissen. „Wir versäumen das Interessanteste."
    Er übertreibt. Als wir die Zentrifaal erreichen und sie uns bereitwillig Platz machen, erscheint das dreidimensionale Abbild eines DNA-Stranges. Darstellungen wie diese haben Reginald und ich inzwischen zur Genüge gesehen, offensichtlich handelt es sich sogar um eine Aufzeichnung.
    „Fang an!"
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