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187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Vier Kerle bleiben bei den Verletzten zurück. In einer Stunde brechen wir auf.«
    ***
    Atemlos hetzten sie den Bergkamm entlang. Die Abenddämmerung senkte sich auf die Waldhänge. Matt hatte Mühe, den beiden kleinen Jägern zu folgen. Die Schafsmänner waren flink und ohne Gepäck unterwegs.
    Außerdem trieb die Sorge um ihren Stamm sie an; Sorge und verzweifelte Hoffnung: Sie wollten einfach nicht glauben, was für Matt längst bittere Gewissheit war: Die Anangu würden den Stamm der Schafsleute lange vor ihnen erreichen.
    Etwas mehr als eine Stunde später dann dröhnte die Abendluft vom Gebrüll der Schaftitanen. Kuun und Moon begannen zu rennen. Drax fiel ein paar Schritte zurück. Die Laubkronen rauschten vom Geblöke der Riesenschafe, und es war, als würde ganz in der Nähe ein Orkan durch die Landschaft toben. Bald mischten sich Schreie in das ohrenbetäubende Gebrüll: Todesschreie, Hilfeschreie, Kampfgeschrei. Die Umrisse der beiden Jäger verschwammen dreißig Schritte vor Matt mit dem Unterholz. Bald hörte er nicht einmal mehr ihre Schritte.
    Irgendwo rechts von ihm, sicher zweihundert oder mehr Meter entfernt, näherte sich panisches Geschrei. Es klang dumpf, und es war, als würden mehrere Menschen durcheinander brüllen. Die Konturen eines gewaltigen Schattens schälten sich aus der mittleren Ebene der Baumkronen: ein riesiger Schädel, meterlanges Gehörn und graues Gewöll. Ein Schaftitan sprang in wilden Sätzen durch den Wald. Der Boden dröhnte unter seinen Schritten.
    Matt hielt den Atem an: Ein Waran galoppierte zwischen den turmartigen Beinen des Schafriesen, Nebel verhüllte beide zum Teil. Der Mammutwaran sprang dem Schaftitan in den rechten Vorderlauf. Das Riesentier knickte ein und fiel auf die Seite. Der Waldboden zitterte.
    Kleinere Waldtiere flohen links und rechts von Matt durchs Unterholz, Insektenschwärme schwirrten ihm um die Ohren und verloren sich im Laub, Vögel kreischten und flatterten davon.
    Matthew Drax huschte hinter einen Baumstamm. Das vielstimmige Geschrei drang aus dem Fell des Schaftitans. Die Anangu hatten das Tier vom Waran aus geentert und jagten nun die Bewohner der Fellhöhlen und -gänge. Es waren Stimmen des Jammers und der Angst, Stimmen von Frauen und Kindern zumeist. Das Erbarmen schnürte Matt das Herz zusammen. Eine Stimme nach der anderen verstummte. Schließlich hörte man nur noch einzelne Männerstimmen irgendwelche Befehle rufen.
    Der Schaftitan richtete sich auf und stand still. Leblose Körper stürzten aus dem Fell und schlugen im Unterholz ein.
    Knotenseile fielen aus dem Bauchfell, Anangu kletterten heraus. Einige stiegen auf den Waran und lenkten ihn zurück in den Wald, andere vertäuten das Riesentier an zwei Baumstämmen. Der Kampf war vorbei, der Schafstitan erobert, seine Besitzer ermordet.
    Zwanzig Sekunden, höchstens dreißig – länger hatte die Szene nicht gedauert. Doch Drax fühlte sich wie durchgeprügelt. Er rang nach Luft, Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Kaltblütigkeit, mit der die Anangu die harmlosen Jäger abgeschlachtet hatten, machte ihn fassungslos. Er schlich in den Wald hinein. Wut mischte sich in sein Entsetzen. Er lief schneller, und im Laufen entsicherte er seinen Kombacter.
    Drei weitere Schaftitanen sah er noch mitten im Wald, alle von den Anangu erobert. Aus sämtlichen Richtungen hörte er Kampflärm und Geschrei. Die einbrechende Dunkelheit und die Tatsache, dass Matt Drax nur wenige Kämpfende wirklich sah, verlieh dem Schlachtszenario etwas Gespenstisches, Albtraumhaftes. Der Mann aus der Vergangenheit musste alle Selbstbeherrschung aufbieten, um in diesen Abendstunden in einem fremden Wald nicht von Panik erfasst zu werden.
    Vierzig oder fünfzig Krieger auf wenigen Waranen kämpften und mordeten hier systematisch und kompromisslos und halb im Verborgenen. Seitdem Matt gehört hatte, mit welcher Macht es Aruula zum Uluru zog, hatte er eine Ahnung von den ungeheuren Kräften, die da im Zentrum des fünften Kontinents walteten. Jetzt machte diese Ahnung einer erschütternden Gewissheit Platz: Wahrhaft mörderische Kräfte waren es, die vom Uluru aus ihre unsichtbaren Tentakel in die Welt hinausstreckten. Die Hölle selbst schien dort zu residieren, wo die Anangu herkamen und wo Aruula hinwollte.
    Und wo er selbst hinwollte.
    Eine Hand umklammerte seinen Stiefel und riss ihn um. Matt stürzte ins Unterholz. Neben sich sah er die von Gestrüpp und Dornen zerschürften und zerkratzten Gesichter seiner
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