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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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vorwerfen, Atlan", .stieß er fauchend hervor. „Aber es gab und gibt genügend Stimmen, die behaupten du hättest dein Volk verraten. - Laß mich ausreden!" schnaubte er, als ich zu einer Erwiderung ansetzte. „Diese Personen sind auch der Ansicht, daß Terra an der Invasion der Tolkander schuld ist; Menschen kümmern sich um Dinge, die sie nichts angehen, sie wären besser für alle Zeit in ihrem Sonnensystem geblieben."
    Das war der alte Neid, geboren in einer Zeit der Kleinstaaterei. Arkon schürte solche Redensarten, zweifellos auch Springer und Antis.
    „Ist das alles, was Imperator Bostich und seine Hintermänner zu sagen haben?" fragte ich. „Denkt keiner daran, daß die Liga Freier Terraner am meisten unter der Invasion gelitten hat? Hat keiner ein Wort des Dankes?"
    „Dank? Wofür? Goedda wurde zu früh eliminiert, Atlan, hast du das noch nicht verstanden? Es gibt Kräfte, die hätten inzwischen gerne noch den einen oder anderen Planeten geopfert, wenn gleichzeitig Terra entscheidend geschwächt worden wäre. Die Todessehnsucht nach dem ersten Flimmern war unterschiedlich stark ausgeprägt; man hat ein entvölkertes Terra herbeigesehnt."
    Die Betonung, die Ansgur-Egmo auf das Wort „man" legte, war unverkennbar. Trotzdem war mir klar, daß ich von ihm kaum mehr erfahren würde, er hatte ohnehin schon mehr gesagt, als es seinem Regierungsamt zuträglich war.
    Uberrascht, großer Held? spottete der Extrasinn.
    Nein, ich war nicht überrascht. Eher unangenehm berührt. Meine Hoffnung, daß das Galaktikum sich angesichts der Bedrohung durch die Tolkander und die Philosophen wieder enger zusammenschließen würde, hatte sich nicht erfüllt.
    Du bist ein Narr. Du kennst die Mentalität intelligenter Wesen seit Jahrtausenden und gibst dich dennoch immer wieder trügerischen Hoffnungen hin.
    Am Ende werde ich recht behalten, gab ich in Gedanken zurück.
    Mit Ansgur-Egmo konnte ich nicht mehr darüber reden, der Topsider hatte die Verbindung von sich aus unterbrochen.
    „... man hat ein entvölkertes Terra herbeigesehnt", hallte es in mir nach.
    Zum Glück war es nicht soweit gekommen. Die Visionen allein waren entsetzlich genug gewesen. Ich war glücklich und erleichtert darüber, daß offensichtlich alle Galaktiker, die im Banne von Philosophen gestanden und das erste Flimmern zu spüren bekommen hatten, sich von diesem Alptraum erholten und den Schrecken ohne physische oder psychische Schäden überwanden. Wenige Ausnahmen bestätigten die Regel.
    Von der Erde und einigen anderen Welten lagen inzwischen Meldungen vor, daß ein, zelne Individuen immer noch den Tod herbeisehnten, um die Erfüllung zu finden. Etwa ein Promille der Bevölkerung der betroffenen Planeten kämpfte gegen die Nachwirkungen an, aber Mediker arbeiteten bereits unter Hochdruck daran, und es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der letzte Betroffene als geheilt gelten konnte.
    „Das ungerechte ist, daß die am lautesten schreien, die den Tod nicht einmal aus der Ferne gesehen haben", sagte eine leise Stimme neben mir.
    Ambras legte mir seine Hand auf den Unterarm. Er lächelte zaghaft. Wer ihn nicht kannte, konnte dieses Lächeln leicht für ein Zeichen von Gleichgültigkeit halten, zumal Ambras stets leicht vornübergebeugt ging und seine Albinoaugen schläfrig wirkten. Trotzdem war er ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Hyperphysik und mit seinen 110 Jahren der Wissenschaftliche Leiter an Bord der RICO. Er war Pazifist aus Überzeugung. Arkon hatte ihn einst ins Exil geschickt, als er sich weigerte, an der Entwicklung neuer und brisanter Waffensysteme mitzuarbeiten.
    „Unsere Messungen bestätigen die Aussagen Caljono Yais und der anderen Herreach in jeder Beziehung", sagte Ambras. Er schien wirklich Mühe zu haben, die Augen offenzuhalten. „Inzwischen haben wir nicht nur die Erde, sondern weitere zwanzig der von Philosophen okkupierten Welten mit dem HyperraumResonator untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Abgesehen von einer verwehenden Reststrahlung, die noch in einigen Fällen nachweisbar ist, gibt es an den betreffenden Koordinaten keine hyperdimensionalen Verzerrungen mehr. Alle paranormalen Aktivitäten sind erloschen."
    „Dann bleibt uns noch eine Aufgabe zu erfüllen", sagte ich schwer, „der letzte Dienst, den man guten Freunden erweisen kann."
    Wie viele Gefährten und gute Freunde hatte ich in mehr als zwölftausend Jahren verloren? Frauen waren dabei gewesen, die ich geliebt hatte ... In
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