Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
die Ungeduld deutlich an.
    „Wir haben das Flugzeug. Wir werden Nusteir verlassen."
    „Das ist gut. Bah, stinkt das hier!"
     
    6.
     
    Dreh dich nicht um!
    Sie begruben Lanagh im Garten vor dem Hotel, auch wenn Scheep nicht einsehen konnte, wozu das gut war. Während sie den Kleinen in die Erde betteten, schickte Saedelaere die Haut für zehn Minuten fort.
    Was für eine Bilanz: Varquasch, sein Freund aus Bröhnder, war im Kampf mit den Maoten gestorben, und von den fünf Jungen lebte nur noch ein einziges. Keines dieser Leben hatte er retten können.
    Er steckte inmitten einer kosmischen Verstrickung, die er nicht überschaute. Wie die Dinge lagen, plante Goedda einen Vernichtungszug durch seine Heimat, und das, so nahm sich Saedelaere vor, wollte er unter allen Umständen verhindern.
    Sein Blick wanderte hoch zur silbernen Sonne, hinter der sich Goedda verbarg. Er hätte gern ein Raumschiff gehabt und das Wesen vernichtet. Wie groß mochte es mittlerweile sein? Siebzig Kilometer, vielleicht mehr.
    Saedelaere kalkulierte ein, daß ein Raumschiff nicht reichen würde. Vielleicht brauchte man ganz andere Waffen. Waffen, von denen er hier an der Oberfläche höchstens träumte.
    Scheep und er schütteten das Loch zu. Er warf seine provisorische Schaufel weg und streckte die Hände aus. Die Haut, die bereits voller Ungeduld wartete, verteilte sich unter seinen Anzug, über den gesamten Körper. Lediglich sein Kopf wurde nicht von dem Gallertfilm überzogen.
    „Du darfst dir keine Schuld geben", wisperte die Haut. „Ich spüre, daß du um Lanagh trauerst. Aber du konntest ihm nicht helfen. Du hast alles versucht."
    Ob das richtig war oder nicht, er ließ es dahingestellt. Saedelaere winkte Scheep und sagte: „Wir haben es eilig. Erinnerst du dich, daß ich einmal sagte, wir werden vielleicht beobachtet?"
    „Nein."
    „Es war aber so", versetzte Saedelaere wütend. „Dann hör jetzt zu: Ich glaube, es gibt in dieser Welt ein Wesen namens Jenseitsjack. Das Wesen hat uns bemerkt, aber es weiß noch nicht genau, wo wir uns befinden.
    Besser, wir verschwinden so schnell wie möglich. Wenn es geht, ohne Aufsehen."
    „Okay, Alaska."
    Das Hotel blieb hinter ihnen zurück. Saedelaere gab ein hohes Tempo vor, dem der Raubyner nur schwer folgen konnte. Der Kleine fing zu jammern an, kaum daß sie den Ortskern erreichten. Der Träger der Haut reduzierte sein Tempo. Er durfte nicht vergessen, daß Scheep ein Kind war.
    Vor ihnen lag der Marktplatz von Nusteir. Links führte die Straße Richtung Ortsgrenze, rechts standen auf einer gepflasterten Fläche einige Dutzend Buden, Verkaufstische und Serviceautomaten. Saedelaere konnte sich vorstellen, daß hier an einem normalen Tag leidlich Betrieb herrschte, daß sich die Einwohner ebenso vom Markt bedienten wie Touristen oder Leute aus dem Umland.
    Er hielt plötzlich inne. Eine geradezu elektrische Spannung legte sich über die Szenerie.
    „Scheep!"
    „Was denn?"
    „Vorsicht. Komm zu mir!"
    „Wieso?"
    „Tu es!"
    Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. Der Kleine schien das zu spüren, denn er war sofort an Saedelaeres Seite, ohne Verzögerungsmanöver.
    Bald kommt der Jenseitsjack. Der Jenseitsjack sucht dich.
    Die Haut zuckte wieder. Das tastende Gefühl, das er mehrfach wahrgenommen hatte, trat von neuem auf. Diesmal schien es sehr viel näher zu sein. Er starrte nach vorn. Mitten auf der Straße: An einer bestimmten Stelle flimmerte die Luft. Es war keine Täuschung, sondern Realität.
    Saedelaere faßte Scheep am Arm. Dann riß er den Kleinen mit sich Richtung Marktplatz. Scheep war viel zu überrrascht, als daß er sich gewehrt hätte.
    Und das war ihr Glück. Sie gingen hinter einer blau getünchten Bretterbude in Deckung. Saedelaere legte einen Finger auf die Lippen. Er zeigte auf die Straßenmitte, wo sich das Flimmern zu einer deutlich erkennbaren Erscheinung verdichtete.
    „Was ..."
    „Psst!"
    Auf der Straße materialisierte ein Wesen. Es war keine Teleportation im üblichen Sinn, die sie da beobachteten, sondern etwas anderes, das zum selben Ergebnis führte.
    Nach wenigen Sekunden setzte sich die Gestalt in Bewegung. Sie war um die zwei Meter zehn groß, wirkte wie eine Mischung aus humanoid und insektenartig. Ihre Schritte kamen staksig daher, am Anfang unsicher. Saedelaere ließ sich davon jedoch nicht täuschen.
    Der tastende Eindruck, den er wahrnahm, stammte eindeutig von jenem Wesen. Er nahm an, daß es sich um Jenseitsjack handelte.
    Der Fremde war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher