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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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erheben, als ich plötzlich einen Schrei hörte, dem ein Fluch folgte.
    Ich stand schnell auf und drehte mich um. Hinter der Theke standen die beiden Bedienungen. Eine von ihnen hatte geschrien, aber die andere junge Frau erklärte den Grund.
    »Hier riecht es nach alter Leiche …«
    ***
    Jetzt hatte ich das Gefühl, auf heißen Herdplatten zu stehen. Ich schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir in der Kehle stecken.
    Es roch also nach alter Leiche.
    Alle hatten den Satz gehört. Und es gab keinen Anwesenden, der nicht seinen Kopf drehte und zur Theke schaute.
    Dort standen die beiden Frauen. Sie sahen gleich aus und bewegten sich um keinen Millimeter. Wer von ihnen geschrien hatte, wussten wir nicht, aber wir gingen davon aus, dass sie sich nicht geirrt und tatsächlich etwas gerochen hatten.
    »Was soll das?«, rief der Pockennarbige. »Hier stinkt es nicht nach Leichen.«
    »Ja, doch.« Die Sprecherin wedelte mit den Händen. »Komm her, verdammt.«
    Er ging nicht, das taten wir. Wir brauchten nicht lange, um hinter die Theke zu gelangen.
    Beide zogen wir die Nasen hoch.
    Kein Zweifel, die Frauen hatten sich nicht geirrt. Hier stank es nach Verwesung, nach Ghouls.
    Suko und ich nickten uns zu. Jetzt mussten wir nur herausfinden, woher dieser Geruch kam. Dass irgendwo in der Ecke Aas lag, daran glaubte ich nicht.
    Ich fuhr die beiden Frauen an. »Verschwinden Sie!«
    »Was?«
    »Hauen Sie ab, schnell!«
    Sie schauten sich gegenseitig an, und ich sah, dass sich in der Nähe eine Tür bewegte.
    Es war der Moment, an dem sich der Geruch intensivierte. Jetzt war uns klar, wo die Quelle lag.
    Ich wollte Suko darauf hinweisen. Es war nicht mehr nötig. Eine in die Rückwand eingebaute Tür wurde aufgeschoben und der Ghoul tauchte auf.
    Aber es war auch der Moment, an dem ich fast vom Glauben abfiel, denn nicht Eva Snider erschien, sondern eine bleiche, fast schon vermummte Männergestalt …
    ***
    Ich hatte schon schlimmere Gestalten gesehen. Dass ich nicht sofort gegen sie vorging, hing damit zusammen, dass sie mich mit ihrem Erscheinen überrascht hatte.
    Die Gestalt war in einen Umhang eingewickelt, und das Gesicht war nicht weiblich, sondern männlich. Von ihr wehte mir auch der Gestank entgegen.
    »John, was soll das?«
    Sukos Frage war berechtigt, und ich gab ihm auch eine Antwort, die keinen von uns weiter brachte.
    »Ich weiß es nicht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen.«
    »Das ist doch ein Ghoul.«
    »Ja, und er ist nicht allein.«
    Hinter dem ersten Leichenfresser hatte ich noch eine zweite Gestalt gesehen. Sie schob sich ebenfalls langsam vor, und für mich stand genau fest, was sie wollten. Sie brauchten Opfer, sie waren hungrig. Sie würden sich auf die Menschen stürzen, nachdem sie sie getötet hatten, und irgendwann würde auch der Lockvogel Larissa erscheinen.
    Ich schaute an den beiden Gestalten vorbei, ohne den weiblichen Ghoul entdecken zu können. Dafür drängten die beiden vor, und aus dem Hintergrund tauchte noch eine dritte Gestalt auf.
    »Verdammt, da ist noch einer.«
    Suko nickte. »Muss wohl ein Nest sein.«
    »Das befürchte ich auch.«
    »Schießen wir?«
    »Nein, Suko. Ich möchte sicher sein, dass es sich um Gestalten handelt, die wirklich als Ghouls herumlaufen.«
    Bisher war das nicht so genau zu erkennen, denn es fehlte der Schleim, der die Gestalten bedeckte. Er kroch nicht aus dem Mund oder der Nase und den Augen, nur wenn ich mir die Gesichter anschaute, dann sah ich sie schon sehr glänzend, sodass mir der Verdacht kam, dass der Schleim aus den Poren getreten war.
    Wo steckte Larissa?
    Ich konnte mir vorstellen, dass sie einen bestimmten Plan verfolgte. Sie hatte die Gestalten geschickt, um sie gegen ihre Feinde antreten zu lassen.
    Ja, Feinde!
    Ich glaubte daran, dass die Zuhälter Feinde der Hure waren. Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht, und jetzt versuchte Larissa, sich zu rächen. Ihre Freunde tauchten auf, um abzurechnen, und sie würden den Menschen nicht den Hauch einer Chance lassen.
    Die drei hatten sich jetzt hinter die Theke geschoben. Die beiden Bedienungen fingen an zu jammern. Sie murmelten etwas vor sich hin, was sie wohl selbst nicht verstanden, aber die drei Gestalten schoben sich an ihnen vorbei und würdigten sie mit keinem Blick.
    Suko und ich waren zurückgewichen. Keiner von uns hatte seine Waffe gezogen, wir warteten einfach nur ab und hofften, dass wir alles richtig gemacht hatten.
    Hinter den drei Gestalten
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