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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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hoffe, dass ich Antworten bekommen kann, die meinen Kollegen und mich ein Stück weiterbringen.«
    »Und worum geht es?«
    »Nicht um euch, sondern um eine Frau, die ihr kennen könntet, denn wir glauben nicht, dass sie auf eigene Rechnung arbeitet. Wenn ja, ist das noch besser, denn dann müsstet ihr sie kennen, weil sie ja an euch nichts zahlt. Klar?«
    Es war klar. Keiner protestierte. Die Männer kannten sich aus. Hier mussten sie nicht lügen. Im Zweifelsfall hätten sie sowieso alles abgestritten.
    »Weiter!«, rief jemand.
    »Sie gehört zu den Mädchen, die in Wohnmobilen ihr Geld verdienen, und ihr Name ist Larissa.«
    Mehr sagte ich nicht, denn ich wollte erst mal die Reaktion abwarten, die noch nicht erfolgte, denn es blieb still, aber man bewegte schon die Köpfe und schaute sich gegenseitig an.
    Wenn sie Larissa kannten, dann wollte keiner so recht mit der Sprache heraus, das kannte ich. Keiner wollte in ein Fettnäpfchen treten.
    »Was ist los?«, fragte Suko. »Kennt ihr sie nicht? Das ist ein verdammt schwaches Bild.«
    »Wir denken noch nach«, sagte einer, der eine Lederjacke mit Pelzkragen trug.
    »Sie hat auch einen anderen Namen«, erklärte ich. »Vielleicht sagt euch Eva Snider mehr.«
    Nichts.
    Dann hörten wir eine Frage. »Hat sie denn einen eigenen Standplatz?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Dann war sie eine Wechselnutte.«
    »Wie?«
    »Ja, so nennen wir sie, die immer durch die Gegend fahren. Wir mögen sie nicht.«
    Jetzt wollte der Pockennarbige wieder etwas wissen. »Und weshalb wird sie gesucht?«
    Ich gab eine ehrliche Antwort. »Es geht um Mord. Da sind zwei Männer gestorben, die ihre Kunden waren. Und sie starben auf eine widerliche Art und Weise, denn sie wurden angeknabbert. Man wollte sie essen …«
    Ich hatte bewusst ein hartes Geschütz aufgefahren, das auch bei diesen Zuhältern wirken sollte, und es verfehlte seine Wirkung nicht. Plötzlich wurde es stiller, und mancher Gast hob sein Glas, um es schnell zu leeren.
    Suko sagte: »Das war kein Witz.«
    »Und wer tut so was?«, fragte ein schwarz gelockter Typ mit zwei Ringen in den Ohren.
    »Den Killer suchen wir.«
    »Sag jetzt nicht die Frau.«
    »Doch, wir haben sie in Verdacht.«
    »Sie – die – sie isst Menschenfleisch?«
    »Wir gehen davon aus.«
    Es gab nicht wenige unter den Zuhörern, die ihre Lippen zusammenpressten und schluckten. Es konnte durchaus sein, dass ich jetzt die Sperre geöffnet hatte und sie redeten.
    Zunächst aber musste ich warten, denn sie schauten sich gegenseitig an. Einige waren blass geworden. Andere gingen zur Bar und holten sich bei den »Nichten« neue Drinks.
    Andere wiederum steckten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber ich wusste, dass wir sie überrascht hatten.
    »Dauert recht lange«, flüsterte Suko mir zu.
    »Leider.«
    »Glaubst du noch, dass wir hier was rauskriegen?«
    »So richtig nicht.«
    Suko nickte. »Kannst du laut sagen.«
    Ich sprach weiter und tippte Suko dabei an. »Aber wir haben sie auf unserer Seite, und das sehe ich schon als einen Vorteil an. Ich denke, dass sie ihr Wissen weitergeben werden.«
    »Warten wir es ab.«
    Auch der Pockennarbige machte mit. Er sprach besonders auf einen kleineren Mann ein, der seine Finger mit Ringen geschmückt hatte. Der sah aus wie eine Ratte, hockte in einem Sessel, als hätte man ihn hineingeworfen. Ich sah, wie er die Schultern anhob und dem Pockengesicht etwas zuflüsterte.
    Der Kerl kam wieder zu uns. Jetzt rauchte er eine Zigarette. Er wollte etwas sagen, doch ich kam ihm zuvor.
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Ja. Keiner kennt sie so richtig.«
    »Tatsächlich?«
    »Wir wissen, dass es sie gibt, aber keiner hat sie auf seiner Liste. Es hat mal einer versucht, sie für sich zu gewinnen, aber das hat nicht geklappt. Sie war zu stark, hieß es.«
    »Wieso?«
    »Das kann ich auch nicht sagen. Darüber schweigt man. Sorry für euch.«
    »Okay, dann wissen wir Bescheid. Aber ihr wisst auch Bescheid. Sollte sie hier auftauchen, bitte den Anruf an uns. Es ist besser so. Sie ist gefährlich.«
    »Das hat mir auch der Kollege gesagt.«
    »Ach? Kennt er sie besser?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sie ist ihm nicht unbekannt. Sie ist eine Art Lockvogel.«
    »Gut, dann wisst ihr Bescheid.«
    »Und sie wird weiterhin gesucht?«
    »Ja, das ist so.«
    Es war schade, dass wir hier nichts mehr holen konnten. Wir würden uns einen anderen Weg suchen müssen. Ich war schon dabei, mich zu
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