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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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schaute uns an. Die Männer hier hatten sich alle etwas zu trinken geholt, jetzt hielten sie ihre Gläser in den Händen und starrten uns an, als wären wir zwei Menschen aus dem Jenseits.
    »Was ist mit dem Ghoul?«, fragte einer.
    »Wir haben ihn zertreten«, erklärte Suko.
    Ich drehte mich zur Seite, weil sich eine der Barfrauen an mich herangeschlichen hatte.
    »Bitte?«
    Sie nickte und lächelte. »Ich glaube, ich weiß mehr über diese Larissa, die ihr sucht.«
    »Das hört sich gut an. Und was genau wissen Sie?«
    Die Thekenmaus lachte leise auf. »Ob es wichtig ist, weiß ich nicht. Aber ich habe gehört, dass sich unten am Hafen eine Person herumtreibt, die Männer anmacht und sie dann losschickt.«
    »Und was macht sie mit den Männern?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dann waren es die Männer, die uns hier besucht haben?«
    »Kann sein.«
    »Und woher wissen Sie das alles?«
    »Weil ich – ähm – weil ich eine zuverlässige Quelle unten im Hafen habe.«
    »Und welche?«
    Sie druckste etwas herum. »Meine Mutter arbeitet dort. Sie führt eine Kneipe.«
    »Und die heißt?«
    »Waterfront.«
    »Okay. Und da ist die Frau erschienen, die nach Männern suchte?«
    »Wohl für einen Job.«
    »Ja, kann sein«, gab Suko zu und saugte seinen Blick an meinem Gesicht fest. »Was sagst du dazu?«
    »Das hört sich zumindest ungewöhnlich an.«
    »Sollten wir uns darum kümmern?«
    Das war zu überlegen. So richtig gefiel mir das nicht, und ich fragte: »Können Sie die Frau beschreiben, die sich in der Gegend herumgetrieben hat?«
    »Kann ich nicht. Ich habe sie ja nicht gesehen.«
    »Aber bei Ihrer Mutter ist das etwas anderes?«
    »Ich denke schon.«
    »Okay, dann werden wir mal ein paar Worte mit ihr reden.«
    »Das geht heute nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie frei hat und unterwegs ist.«
    »He, Sie kennen sich gut aus.«
    Die Barfrau nickte. »Klar, meiner Mutter ist diese Frau mit dem Namen Larissa sofort aufgefallen. Sie hat auch von dem Geruch gesprochen. Sie sehen, es passt alles zusammen.«
    »Hat sie noch etwas über die Frau gesagt?«
    »Nein. Nur dass sie öfter mal in die Kneipe gekommen ist und sich umgeschaut hat.«
    »Danke, es ist gut, dass Sie sich daran erinnert haben. Wo finden wir Ihre Mutter?«
    »Im Nebenhaus. Sie arbeitet in der Waterfront und lebt nebenan. Aber wenn sie frei hat, besucht sie ihren Vater, der in einem Heim lebt.«
    »Wann kommt sie zurück?«
    »Erst morgen. Sie schläft im Heim. Sie hängt sehr an ihrem Vater.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann werden wir uns mit dem Besuch Zeit lassen. Aber sagen Sie uns bitte den Namen Ihrer Mutter.«
    »Sie heißt Lucy Kent. Ich bin Vanessa Kent. Ich weiß ja nicht, was Sie über mich denken. Aber ich werde hier gut behandelt und auch fair bezahlt. Mit den Geschäften der Jungs habe ich nichts zu tun. Das musste ich noch loswerden.«
    »Verstehen wir«, sagte ich. »Aber glauben Sie mir, wir haben nicht schlecht über Sie gedacht.«
    »Danke.«
    Unsere Arbeit war hier erst mal erledigt. Aber der Fall war noch nicht beendet. Es ging weiter. So lange, bis wir eine gewisse Larissa gestellt hatten …
    ***
    Als es noch hell gewesen war, da hatte Larissa schon gespürt, dass es in dieser Nacht anders laufen würde, obwohl sie die drei Helfer losgeschickt hatte.
    Man war ihr auf den Fersen, das wusste sie. Und einer der beiden Männer war besonders gefährlich. Der besaß eine Waffe, die ihr nicht passte. Und er setzte sie auch gnadenlos ein. Gegen ihre Getreuen hatte er das bewiesen.
    Aber da war noch einer. Ein Chinese, der an seiner Seite stand. Auch er hatte getötet. Sogar mit einer Peitsche. Das hatte sie gesehen. Allerdings aus einer gewissen Entfernung. Danach war sie verschwunden, abgetaucht.
    Sie hatte sich in ein Kellerloch verkrochen, um dort erst mal abzuwarten. Aber von ihren großen Plänen hatte sie keinen Abstand genommen. Sie wollte alles in die Tat umsetzen. Sie würde erst mit dem großen Jubel beginnen, wenn das Schiff in die Themse einlief. Es war aus dem Norden gekommen.
    Ein Schiff, das man als einen alten Segler bezeichnen konnte. Es hatte im Gegensatz zu seinem Alter eine junge und auch besondere Besatzung.
    Schon in Norwegen hatten sich alle dem Fluch beugen müssen, jetzt sollte er sich erfüllen.
    Denn die Besatzung bestand nicht aus normalen Seeleuten.
    Es waren Ghouls …
    ***
    ENDE des ersten Teils
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